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Trainingszentrum für Musik, Tanz und Theater: Akoesticum ist ein einzigartiges Institut in den Niederlanden.  Foto: Akoesticum
Trainingszentrum für Musik, Tanz und Theater: Akoesticum ist ein einzigartiges Institut in den Niederlanden. Foto: Akoesticum
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1 Kaserne, 1 König und 15.000 Gäste

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Einzigartiges Trainingszentrum für Musik, Tanz und Theater in den Niederlanden
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In den Niederlanden gibt es ein intensives Kulturleben im Bereich der darstellenden Künste, sowohl auf Laien- als auch auf Profiniveau.Über 8 Millionen der insgesamt 17 Millionen Niederländer sind aktiv in den darstellenden Künsten. Allein im Musikbereich gibt es 3.750.000 Ausübende, darunter 600.000 Chorsänger in 11.000 Chören, 250.000 Ausübende von Blasmusik, 500.000 Popmusiker, 100.000 Musiker in Laienorchestern und Kammermusikgruppen. Es gibt in den Niederlanden 8 Musikhochschulen, 11 öffentlich finanzierte Symphonieorchester, 4 professionelle Chöre und berühmte Ensembles wie die Nederlandse Bachvereniging, das ‘Orchestra of the 18th Century’, Amsterdam Baroque Orchestra und das ‘Nederlands Blazer Ensemble’.Es gab und gibt mehrere Wegbereiter auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis, wie Frans Brüggen, Gustav Leonhard und Ton Koopman. Komponisten wie Louis Andriessen, Johan de Mey, Michel van der Aa und Dirigenten wie Bernhard Haitink, Jaap van Zweden, Ton Koopman und Peter Dijkstra sind tätig in der ganzen Welt.


Vor diesem Hintergrund ist es schwer vorstellbar, dass es in den Niederlanden bis 2014 keine unabhängige Akademie gab, neben der bestehenden Kunsterziehung, keine strukturelle Einrichtung für das Laien- und Profi-Arbeitsfeld der Künstler, kein Institut, so wie es diese in Deutschland so viele gibt.Es gab bis jetzt keine bezahlbare, zugängliche und professionelle Bildungsstätte in den Niederlanden, die Amateuren und Profis in den Darstellenden Künsten Raum bietet, Tag und Nacht zu proben für das optimale Ergebnis.

Die holländische Variante

In der fundamentalen Rolle als ‘Eye-opener’ ist Kultur eine zutiefst öffentliche Angelegenheit. Öffentliches Verständnis und Vertrauen sind wesentlich, um Kultur zum Blühen zu bringen. Ein gut organisierter Kultursektor ist hierbei eine Grundvoraussetzung. Diese Erkenntnis formte die Basis der holländischen Variante der deutschen Bundes- und Landesmusikakademien. Akoesticum versteht sich als Hotspot und als ein wichtiges Verbindungs­element in der kulturellen Infrastruktur im eigenen Land und bis weit über die Grenzen hinaus. Ein Ort für Kunstausübung in allen Lebensphasen, dem wachsenden Bedürfnis der Entwicklung von kurzen, spezifischen Workshops, Improvisationsmodellen, der Verschmelzung von Kulturdisziplinen und mehreren Arten und Weisen von Talentförderung angepasst.

Königliche Eröffnung

Am 23. Januar 2015 wurde Akoesticum offiziell von König Willem-Alexander eröffnet. Während des ersten Jahres haben über 15.000 darstellende Künstler und andere Gäste aus ganz Europa hier musiziert, geprobt, zugehört und experimentiert. Immer mehr reisende Ensembles finden ihren Weg zu diesem neuen Ort, besonders Musiker. Nicht nur, weil die Entfernungen zu den wichtigsten Kulturorten in diesem Land, zwischen Proben und Konzerten, relativ klein sind. Es liegt auch daran, dass das öffentliche Interesse an den Darstellenden Künsten im Allgemeinen und an der Musik im Besonderen immer schon groß war. Besonders auf dem Gebiet der Blasmusik haben die Niederlande einen guten internationalen Ruf.

Kulturerbe

Akoesticum befindet sich in der Mitte des Landes, in einer ehemaligen Kaserne, am Rande der Natur und direkt bei dem Intercitybahnhof Ede-Wageningen, logistisch verbunden mit dem Flughafen Schiphol und den wichtigsten Städten der Niederlanden. Das Gebäude, die ehemalige Johann Willem Friso Kaserne in Ede, war über 100 Jahre ein Trainings- und Aufenthaltskomplex für die Infanterie. Von außen ist das Gebäude gründlich renoviert. Innen sind die wichtigsten architektonischen Anpassungen im Flur und in der zentralen Halle durchgeführt. Um das denkmalgeschützte Gebäude für große Publikumsströme geeignet zu machen, sind der zentrale Flur erweitert und zwischen den hinteren Flügeln zwei Wintergärten hinzugefügt worden. Der Haupteingang wurde vergrößert und es gibt nun einen direkten Durchgang zur zentralen Halle, der ehemaligen überdachten Exerzierhalle.

Dieser Raum von fast 750 Quadratmetern und mit einer Höhe von 14 Metern ist nun das Herz des Gebäudes. In der Mitte steht jetzt eine “weiße Box”, das Auditorium. Von hier sind die 11 Übungsräume und 56 Hotelzimmer sowie alle anderen Räume mit Aufzügen, Treppen und Laufbrücken erreichbar.

Die Wirtschaft

Akoesticum ist ein einzigartiges Institut in den Niederlanden, welches sich mit unterschiedlichsten Gruppen und Organisationen verbindet. Das führt oft zu überraschenden Begegnungen innerhalb des Kulturbereiches. Alle Rahmenbedingungen dafür sind optimal. Das Gebäude funktioniert wie ein Schnellkochtopf, kreative Prozesse verlaufen schneller als woanders. Und auch außerhalb der Welt der Darstellenden Künste findet Akoesticum ein zunehmendes Interesse von Betrieben und nicht-kulturellen Organisationen. Nicht nur, weil sie die Mission von Akoesticum herzlich unterstützen und gerne das Kulturklima im Allgemeinen und die Entwicklungsmöglichkeiten von jungen Talenten in den Darstellende Künsten verbessern möchten. Sie sehen auch den Mehrwert von Methoden und Prozessen des kreativen Bereichs und den Reichtum an Möglichkeiten und Anregungen, die Akoesticum für Erneuerung und lösungsorientiertes Denken in der Gesellschaft bietet.

Assoziiertes Mitglied

Akoesticum ist in den Niederlanden zwar einzigartig, aber nicht allein. Als assoziiertes Mitglied ist es 2015 einer großen Familie beigetreten, dem Verband der Bundes- und Landesmusik­akademien in Deutschland. Begründet wurde dies mit dem wertvollen Austausch des reichhaltigen Erfahrungsschatzes, der in der langen deutschen Tradition der Darstellenden Künste und der Kunsterziehung aufgebaut wurde. Man zeigt sich beeindruckt von dem Umfang und der Intensität, mit der in Deutschland die Darstellenden Künste stimuliert und finanziert werden. Diese Art struktureller Aufmerksamkeit gibt es in den Niederlanden nicht. Allerdings handelt die Akoesticum-Trägerstiftung ohne öffentliche Zuschüsse auch frei und unabhängig.

Interesse

Harold Lenselink, Direktor und Victor van Haeren, Geschäftsführer von Akoesticum suchen auch den Kontakt zu Ensembles und Organisationen aus Deutschland: Orchester, Chöre, Schulen und Organisationen, die einen Ort suchen für Projektwochen, bis zu professionellen Ensembles, die in den Niederlanden auf Tournee sind und eine passende und bezahlbare Unterkunft suchen, von wo aus sie Konzerte in unserem Nachbarland geben können.

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