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Überzeugten die Jury: Charlotte Thiele aus Dresden. Foto: Peter Oehlmann
Überzeugten die Jury: Charlotte Thiele aus Dresden. Foto: Peter Oehlmann
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Das rauschhafte Spiel um die Violine

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Zum achten Violin-Förderwettbewerb der Ostdeutschen Sparkassenstiftung in Dessau
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Es gibt in der Entwicklung sehr begabter junger Musiker einen Zeitpunkt, an dem ihr Instrument aufhört, Gebrauchsgegenstand zu sein. Sie stehen dann nicht mehr steif auf der Bühne, im Kampf um richtige Töne, sondern übersetzen innerste Gefühle in eine ganz selbstverständliche Bewegung, bei der Körper und Instrument miteinander verschmelzen.

Dieses Stadium konnte man im Abschlusskonzert des achten Violin-Förderwettbewerbs der Ostdeutschen Sparkassenstiftung Mitte November in Dessau beinahe durchgehend beobachten. Zuvor hatten sich elf junge Geigerinnen und zwei Geiger im Anhaltischen Theater Dessau eineinhalb Tage lang einer prominent besetzten Jury gestellt. Die sechs Mädchen und jungen Frauen, die es schließlich ins Preisträgerkonzert geschafft hatten, musizierten alle auf bemerkenswertem Niveau.

Doch worum geht es bei diesem Wettbewerb überhaupt? Nicht um Geld jedenfalls, zumindest nicht vordergründig. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung hat, auch als Maßnahme regionaler Wirtschaftsförderung, 15 Meistergeigen bei Geigenbauern in Ostdeutschland in Auftrag gegeben und verleiht diese hochwertigen Instrumente an Preisträger des Violin-Förderwettbewerbs, der traditionell am Anhaltischen Theater Dessau stattfindet. Dieses lädt seinerseits ausgewählte Teilnehmer zu einem Solokonzert mit Orchester ein.

Preis hin oder her: Der Violin-Förderwettbewerb will Teilnehmer in ihrer Entwicklung weiterbringen. Doch ganz ohne Druck geht es auch hier nicht zu. Paula Borggrefe aus Halle etwa hatte sich beim letzten Wettbewerb eine Meistergeige erspielt. Die wieder hergeben zu müssen, wäre sicher wenig erfreulich gewesen. Doch dieser Fall trat glücklicherweise nicht ein, die 14-jährige Geigerin erhielt sogar einen hervorragenden zweiten Preis.

Kondition und Konzentration waren im Wettbewerb wie im Preisträgerkonzert gefragt. Das wurde auch bei der 16-jährigen Johanna Müller aus Halle deutlich, die in einem Stück von Karol Szymanowski ein prächtiges impressionistisches Bild entwarf und danach noch Tschaikowskys opulentes „Valse – Scherzo“ op. 34 bewältigen musste. Sie zauberte einen fulminanten Schluss – und übergab damit an die andere Siegerin, Charlotte Thiele aus Dresden. Die erst 14-Jährige spielte sich in Franz Drdlas Carmen-Fantasie in einen Rausch hinein, an dessen Ende die Zuhörer vielleicht erschöpfter waren als sie selbst. Charlotte Thiele war zum ersten Mal bei diesem Wettbewerb dabei; am Ende durfte sie das Anhaltische Theater mit einer neuen Geige verlassen. Und wird – wenn nicht alles täuscht – bald mit ihr verschmolzen sein.

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