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Der Fluch der Titanic

Untertitel
James Horner gestorben
Publikationsdatum
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Seit den frühen 80ern hat der am 22. Juni bei einem Privatflugzeugunfall ums Leben gekommene James Horner den Sound von Hollywood entscheidend geprägt. Wie so viele seiner Generation hat er mit B-Pictures angefangen. Mit dem düsteren Score zu dem Horrorfilm „Wolfen“ lieferte der promovierte Musiktheoretiker 1981 dann sein erstes Meisterstück ab.

Als Jerry Goldsmith aus Zeitgründen die Fortsetzung von „Star Trek“ ablehnen musste, sprang Horner für ihn ein, der das berühmte „Raumschiff Enterprise“-Thema geschickt in seine Filmmusik integrierte. Mitte der 80er war er bereits ein „household name“ in der Traumfabrik. Und so hat ihn Produzent Bernd Eichinger für seine „Der Name der Rose“-Verfilmung nach München geholt, um dort in den Union Studios seinen Score aufzunehmen. Abgesehen von den gregorianischen Gesängen eines Schulchores hat dabei Horner komplett auf „leibhaftige Musiker“ verzichtet, wie der BR-Redakteur Matthias Keller bemerkte.

Die ganze „sinfonische“ Filmmusik wurde per Sampler auf dem Keyboard  realisiert. Und selbst ein aus Frankfurt angereistes Alte-Musik-Ensemble diente nur zum Klonen der mittelalterlichen Originalinstrumente: Drehleier, Trumscheit und Fiedel. So entstand aus Kostengründen ein vollkommen synthetischer Hollywood-Sound, der von nun an das Blockbusterkino dominieren sollte. In dieser Zeit begann dann auch die Zusammenarbeit mit James Cameron, dessen größte Kinohits er orchestrieren sollte: „Aliens“, „Titanic“ und „Avatar“. „Titanic“ wurde zum Welthit.

Auch wegen des Songs, der erst als Abspannmusik erklang: „My Heart Will Go On“. Geschickt hatte James Horner vorher bereits in seinem melodramatischen Over-the-Top-Score mit motivischen Fetzen des Liedes (mit „Irish Folk“-Elementen) gespielt. Und beim Übergang von der Kinohandlung zum Abspann hatte er von Moll zu Dur gewechselt, so dass viele glauben, der Ohrwurm würde schon auf der Titanic gesungen erklingen.
 

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