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In der Ecke. Die Kunst und die Künstler. Foto: Hufner
In der Ecke. Die Kunst und die Künstler. Foto: Hufner
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Honorarversagen

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Cluster 2016/05 - Martin Hufner
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In Deutschland versagt im Moment ja so ziemlich alles. Diesel versagen saubere Luft, Regierungen versagen in diesem oder jedem, Satire versagt, Kulturpolitiker versagen im Kollektiv, das Leben versagt bei musikalischen Größen. Die Renten versagen in der Zukunft, Zinsen versagen, die Börsen, die Diplomatie … alles darbt und siecht dahin. Vergessen wir auch die Erklärung der Menschenrechte, auch hier ein Versagen auf der ganzen Linie. Der Zerfall der Gesellschaft(en) schreitet mühelos voran. Allein die Haushaltsbremsen, die versagen nicht. Die ziehen nach wie vor scharf.

Einige Reporte zur Musikwirtschaft aus dem letzten Wochen konstatieren, die Jazzszene versagt, die Pop- und die Klassikszene versagen: Nämlich eine angemessene Vergütung der Musikerinnen und Musiker jenseits institutioneller Anstellung, insbesondere aber der Musikerinnen. Wer arm werden will, wählt den Weg in die musikalische Selbständigkeit und ist am besten dabei auch noch Frau. Um die 7.000 bis 10.000 Euro werden da als Jahreseinkommen deklariert. Warum tut man sich das an?

Wegen der Kunst? Weil diese Menschen eben anders ticken? Weil Menschen sich ausdrücken müssen. In Schönheit sterben, oder so. Oder im anonymen Gruppengrab gleich hinter der Abdeckerei. Doch so zynisch es klingen mag, diese immanente und andauernde Weltungerechtigkeit ist es auch, die die Künstlerinnen nicht still werden lässt. Würde hat keinen Preis. Das entpflichtet die Gesellschaft aber nicht, wenigstens die offensichtlich schiefen ökonomischen Bedingungen zu verbessern oder zu korrigieren. Und es wäre dabei nicht einmal schwer. Man müsste nur die widerlichen eingefahrenen Prioritäten anders und statt auf Kurz- oder Weitsicht, auf Einsicht setzen.

 

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