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Kulturtransmissionsinfarkt. Foto: Hufner
Kulturtransmissionsinfarkt. Foto: Hufner
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Infarkt

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Cluster 2015/12 - Martin Hufner
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In der gesamten Kulturvermittlungsdiskussion gibt es zwei Leerstellen. Die eine ist das spürbare Vakuum bei der Frage danach, was denn Kultur sei. Es ist so ein Wort, ganz ohne Inhalt oder ein Kampfbegriff geworden, eine Deckung, hinter der man sich verstecken kann und ab und zu, je nachdem, welchem Lager man angehören will, verbale Brandbomben werfen kann. Das ist unerquicklich.

Da steht dann Pop gegen Klassiker, der McBurger gegen Fruchtsalat, der Veganer gegen den Fleischesser. Es ist schließlich wichtig, die richtigen Werte zu vertreten oder aber sonst eben keine – oder alle.

Die zweite Leerstelle ist: Man muss ein Publikum mit seinem „Produkt“ erreichen. Im Funk nennt man das Quote, im Theater Auslastung. Nur wenn die selbstbestimmten Kontingente erreicht sind, hat man seine Legitimation erreicht. Das passiert selten aus der Kunst selbst heraus. Darum setzt man viel Geld in Werbung und Kulturberatung ein, damit die Rechnung aufgeht. Denn wichtig ist, dass sie aufgeht und nicht, dass jemandem etwas aufgeht. Das an diese Kulturtreuhänder und -berater „vercocktailte“ Geld könnte man dann aber auch direkt dem Publikum zukommen lassen. Man bezahlt es fürs Erscheinen. Statt 1.000 Euro für eine Anzeige des Theaters 50 mal 20 Euro pro Besucher. Über ein bisschen Umwegrendite die Sache wirtschaftsrelevant deklariert, und alle sind mit im Boot – außer den Kulturberatern natürlich; doch die werden dann dafür bezahlt, das sich anzuhören, was sie vermitteln wollen. Lerneffekte nicht ausgeschlossen.

Wir haben keinen Kultur-, sondern einen Kulturtransmissionsinfarkt.

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