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Nachholbedarf im euorpäischen Vergleich konstatiert

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Musikwirtschaft und Bundeskulturministerium unterstützen Einrichtung eines deutschen Musikexportbüros
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Die Musikverbände und Verwertungsgesellschaften der deutschen Musikwirtschaft streben die Einrichtung eines Musikexportbüros an – Staatsministerin Doktor Christina Weiss unterstützt die Initiative. Die ersten Überlegungen zur Einrichtung eines deutschen Musikexportbüros wurden bereits vor gut 10 Jahren angestellt, nämlich als im Jahr 1993 entsprechende Organisationen in Frankreich und Schweden installiert wurden.

Auf der MIDEM.2002 ist die Diskussion nun wieder in Gang gekommen und vorangetrieben worden. „Deutsche Autoren haben ein enormes künstlerisches Potential, das sich international noch besser verwerten lässt als dies heute der Fall ist.“, beurteilte dort Prof. Reinhold Kreile, Vorstandsvorsitzender der GEMA, die Situation.

Um bessere Grundlagen für den Entscheidungsfindungsprozess zu haben, gaben auf Initiative des Verbandes Unabhängiger Tonträgerunternehmen, Musikverlage und Produzenten e.V. (VUT) sämtliche Verbände und Verwertungsgesellschaften der deutschen Musikwirtschaft, nämlich DMV, GEMA, GVL, IFPI und VUT in Absprache mit der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien eine Studie in Auftrag, welche die Auftraggeber Mitte Januar der Öffentlichkeit präsentierten. Die Studie gibt Aufschluss über die Musikexportförderung in Europa und in Übersee sowie über Musikwirtschaftsförderaktivitäten in Deutschland und bietet ein Grobkonzept für ein deutsches Musikexportbüro und seiner europäischen Perspektiven. Die Autorin ist die Diplom-Betriebswirtin Amke Block.

„Die vorliegende Studie zum Musikexport bietet fundiertes Material und wichtige Anregungen. Sie belegt anhand der insbesondere europäischen Vorbilder – allen voran Frankreich–dass die Einrichtung von Musikexportbüros sowohl wirtschaftlich als auch kulturell positive Impulse auslösen kann“, beurteilt Staatsministerin Doktor Christina Weiss, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Werk. Die Studie stellt heraus, dass Deutschland im Bereich der Musikexportförderung Nachholbedarf hat: In Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Norwegen, Schweden und der Schweiz bestehen bereits Förderinstitutionen, in Irland, Großbritannien, Italien und Spanien sind entsprechende Gründungen in Planung. Die deutsche Musikwirtschaft hat hier also einen klaren internationalen Wettbewerbsnachteil, der mit der Gründung eines Musikexportbüros ausgeglichen werden soll.

Dabei agieren die verschiedenen Musikexportfördereinrichtungen mit sehr unterschiedlichen Ansätzen. Sie sind organisatorisch zum Teil explizit als Musikexportbüro aufgestellt, wie es in Finnland, Frankreich, Holland, Norwegen und Schweden der Fall ist, oder als Teil von Musikinformationszentren oder anderen Musikfördereinrichtungen wie beispielsweise in Belgien, Dänemark oder Österreich.

Das „Bureau Export de la Musique Française“ hat hier Vorbildfunktion und ist auch wegen der vergleichbaren Marktgröße für Deutschland sehr interessant. Die Pariser Zentrale des französischen Musikexportbüros koordiniert die Aktivitäten der Auslandsniederlassungen in Deutschland, England, USA sowie die Korrespondenten in Spanien, Japan und Brasilien. Die jeweiligen Exportbüroräumlichkeiten liegen entweder in den französischen Botschaften oder in den Häusern des örtlichen Institut Français. Die Aufgabe der Niederlassungen ist die Unterstützung von französischen Veröffentlichungen, also in Frankreich unter Vertrag stehender Künstler, im jeweiligen Territorium zum Beispiel mit Hilfe von Kontaktvermittlung, konkreten Marketingmaßnahmen. Zudem werden auch Fördermittel für die Finanzierung von Künstlertourneen im Ausland angeboten.

Auch der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände Gerd Gebhardt unterstützt die Errichtung eines deutschen Musikexportbüros: „Wir brauchen ein deutsches Musikexportbüro, das deutschen Künstlern und Musikfirmen hilft, Musik ins Ausland zu exportieren. Es gibt dafür ein großes Potential, das wir nutzen müssen.“

Dieses Wachstumspotential bestätigt auch die im Rahmen der Studie durchgeführte Befragung von mehr als 1000 Unternehmen der deutschen Musikwirtschaft. Independent-Labels erwarten für ihre Musikexportaktivitäten mittelfristig ein Wachstumspotential von 165 Prozent, Verlage immerhin noch von 82 Prozent, allerdings unter der Voraussetzung, dass eine zentrale Förderung aufgesetzt wird. Entsprechend befürworten 96 Prozent der befragten Unternehmen die schnellstmögliche Einrichtung eines deutschen Musikexportbüros. Es soll auf Basis eines möglichst pragmatischen Ansatzes vor allem kleinen und mittleren deutschen Musikunternehmen Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Aufgabe eines „German Music Export Offices“ (GeMEO) ist entsprechend die Förderung der Marktchancen deutscher Musikproduktionen im Ausland durch folgende Maßnahmen:
• Bereitstellung von Informationen, von Marktanalysen, Kontaktdatenbanken, Hilfen zu steuer- und zolltechnischen sowie rechtlichen Fragen
• Förderung von Kontakten zwischen deutschen Kreativen und Musikproduzenten zu Musikfirmen, Promotionpartnern und Konzertveranstaltern im Ausland
• Förderprogramme und -aktionen zur verbesserten Wahrnehmung deutscher Musikproduktionen im Ausland „Spezielle Marktkenntnisse und Kontakte im Ausland sind essentielle Voraussetzungen für erfolgreichen Musikexport. Dies ist der Schwachpunkt der Kreativen und der kleinen und mittleren Unternehmen, die im Mittelpunkt der Aktivitäten eines Exportbüros stehen müssen“, erläutert Peter James, Vorsitzender des VUT.

Das Grobkonzept der Studie schlägt einen Personalstamm von sechs versierten Mitarbeitern vor. Die Finanzierung und die Trägerschaft sollten, dem Beispiel der ausländischen Organisationen folgend, in Form einer „Public Private Partnership“, also unter finanzieller Beteiligung von Staat und Privatwirtschaft, aufgesetzt werden.

Staatsministerin Doktor Christina Weiss hat bereits deutlich die Bereitschaft erklärt, sich über die Beteiligung des Bundes am deutschen Musikexportbüro mit den anderen Ressorts zu verständigen.

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