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Neue Musik ohne Scheuklappen und Dogmatismus

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Die Gesellschaft für Neue Musik Münster nimmt seit 1999 einen festen Platz im breit aufgestellten Stadtkulturleben ein
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Wenn es ein auch von außen gut erkennbares Charakteristikum der GNM Münster gibt, dann ist es die große Offenheit gegenüber allem, was sich heute als Neue Musik artikuliert. Anders ausgedrückt: Dogmatismus liegt den Münsteranern ebenso fern wie das Denken in engen oder einengenden Kategorien, das Einordnen in „wahre“ oder nicht ganz so „wahre“ Neue Musik. Und davon sind im Grunde sämtliche Aktivitäten geprägt, mit denen die GNM Münster seit ihrer Gründung im Jahr 1999 in die Öffentlichkeit geht.

Dieser weite Blick für alle möglichen Strömungen der Avantgarde kommt nicht von ungefähr, denn als es um die Bündelung und Institutionalisierung der bestehenden und durchaus lebendigen Neue Musik-Aktivitäten in der westfälischen Domstadt ging, saßen Menschen mit unterschiedlichem ästhetischen und politischen Hintergrund an einem Tisch, um die Sache der Neuen Musik voranzubringen. Diesen gemeinsamen Tisch hatte die kommunale Kulturpolitik angeregt und befördert – inspiriert von einem zwei Jahre zuvor organisierten und groß angelegten Sommer-Festival im Rahmen der dritten und weltweit wahrgenommenen „Skulptur-Projekte“ 1997. Erstmals machten damals Vertreter der Musikhochschule gemeinsame Sache mit dem „Theater im Pumpenhaus“, dem Literaturverein und dem Kulturzentrum „cuba“. Und mit dem repräsentativen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte an Münsters Domplatz stand den Festival-Machern 1997 eine formidable Bühne zur Verfügung.

1999 dann die Gründungsversammlung der GNM Münster – mit dem damaligen Dekan der Musikhochschule Reinbert Evers, dem Komponisten Georg Hajdu, dem Improvisationsmusiker Erhard Hirt, dem Kulturpolitker und Akademieleiter Thomas Sternberg war ein breites Spektrum von Musikszene und Kulturpolitik im Vorstand der GNM vertreten. Später hinzu kamen der Tubist und Ensembleleiter Jan Termath sowie der Leiter der städtischen Musikschule Ulrich Rademacher. Deren breit gestreute Kompetenz in unterschiedlichen, sich bestens ergänzenden Bereichen macht bis heute das Spezifikum der GNM Münster aus.

Schon kurz nach ihrer Gründung startete eine erste Veranstaltungsreihe, unter deren Namen „KlangZeitFes-tival“ seitdem in schöner Regelmäßigkeit alle zwei Jahre Neue Musik an verschiedenen Spielorten in der Stadt präsentiert wird – ein Programm, das sich jeweils an einem aussagekräftigen Leitgedanken orientiert: „Mystik und Maschine“ lautete das Motto des ersten Zyklus’ im Jahr 2000, „Grenzgänge”, „HörenSagen“ und „StadtKlänge“ folgten.

Von Anfang an wichtig war die Zusammenarbeit mit Partnern wie dem kommunalen Theater und dem Sinfonieorchester, der Katholischen Sozialakademie Franz-Hitze-Haus, der Musikhochschule Münster, dem Kulturzentrum „cuba“, dem Kulturamt der Stadt und weiteren Akteuren. Die Zusammenarbeit in dieser durchaus heterogenen Gruppe hat sich gut bewährt. Wie ein roter Faden ziehen sich durch die Arbeit der Münsteraner GNM aber auch Einzelveranstaltungen sowie Komponisten und -innen-Portraits und (bis zum Jahr 2012) die „LangeMusikNacht“ in der Kunstakademie Münster als Forum für die in Münster und der Region aktiven Musiker und -innen.

Bemerkenswert auch: Von den derzeit 48 Mitgliedern der örtlichen GNM gehören etliche weder der ausübenden Zunft an – den professionellen Musikern also – noch der unterrichtenden, pädagogischen. Sie sind „ganz einfach“ interessierte Bürger und -innen, die sich mit den Zielen des Vereins identifizieren und schlichtweg gut finden, dass im kulturell äußerst breit aufgestellten Münster auch die Neue Musik einen festen Platz behält und nicht zu übersehen respektive zu überhören ist.

Das nächste „KlangZeitFestival“ – Ausgabe Nummer Neun! – ist schon seit geraumer Zeit in Planung und für Februar 2016 terminiert. Thema: „Heimat“. Ein Ort, in den jede und jeder hineingeboren wird, identitätsstiftend, die Mentalität bestimmend. „Unsere nächste KlangZeit widmet sich der bestehenden, verlorenen und wiedergewonnenen Heimat“, erläutert Kurator und GNM-Vorstandsmitglied Erhard Hirt. „Der Eine findet sie in seiner Region, die Andere im Exil, der Dritten fällt sie zu, der Vierte muss lange nach ihr suchen.“ (Stephan Froleyks, ebenfalls Festivalkurator) Das dürften spannende musikalische und menschliche Begegnungen werden!

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