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Soundtracks 2014/10

Untertitel
Escape To Paradise – The Hollywood Album. Daniel Hope (DGG)
Publikationsdatum
Body

Einst, in den Neunzigern, glänzte Decca Records mit dem großartigen „Entartete Musik“-Projekt. Ein teilweise vollkommen neues Repertoire ist dadurch erschlossen worden. Verfolgte und von den Nazis ermordete jüdische Komponisten wurden plötzlich wiederentdeckt. Irgendwann hat Universal Music dann die ambitionierte Reihe aus Kostengründen wieder eingestellt. Aber die Musik blieb im Repertoire. Und so spuken nun Namen wie Eric Zeisl oder Franz Waxman auch auf dem neuen „Hollywood Album“ von Stargeiger Daniel Hope herum. „Escape to Paradise“ nennt er seine sehnsuchtsvolle Suche nach dem „Hollywood Sound“, der entscheidend geprägt wurde von den Exilanten aus Mitteleuropa.

Das Herzstück bildet dabei Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert in D-Dur aus den Vierzigern, das er in der berühmten RCA-Einspielung mit Jascha Heifetz kennen und lieben gelernt hat. Ein damals sehr zwiespältig aufgenommenes Stück, „more corn than gold“, wie ein Kritiker spottete. Aber hier passt dieses „Hollywood Concerto“ perfekt. Es gibt den Grundton an für diese wehmütige Reise in eine Welt der verlorenen Illusionen. „Familienstücke“ sind das, die Daniel Hope da für sich ausgegraben hat, großartige Liebesthemen von Miklós Rózsa („El Cid“, „Spellbound“) und Franz Waxman oder auch Schlager von Walter Jurmann und Werner Richard Heymann. Sehr schön ist, wie sich Hope dem Gesamtsound des Royal Stockholm Philharmonic Orchestra unterordnet. Auf die Gastauftritte von Sting und Max Raabe hätte man verzichten können. Selten wurde Weills „Speak Low“ so seelenlos gesungen wie von Raabe. Wer diesen Jahrhundertsong in der Originalfassung hören will, muss ins Kino gehen. In Christian Petzolds neuem Meisterwerk „Phoenix“ singt Kurt Weill sein Lied mit deutschem Akzent. Es bricht einem das Herz dabei.

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