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Viele Köche würzen den Brei

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Tagung zu Programmen musikalischer Bildung in allgemein bildenden Schulen in Essen
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Musikpädagogische Programme von außerschulischen Trägern für den schulischen Raum haben sich in den vergangenen zehn Jahren vermehrt. Während der Fachunterricht Musik in Schulen immer seltener von Fachkräften gegeben wird oder überhaupt stattfindet, erhalten Schulen häufiger Projekt- oder Programmangebote von Stiftungen oder vom Land NRW. Tagungen und Kongresse haben diese schon verschiedentlich thematisiert. Oft gingen sie von jenen außerschulischen Trägern selbst aus und nicht selten liefen sie Gefahr, selbstreferenziell zu werden. Die Tagung des Landesmusikrats NRW und der Stadt Essen wählte deshalb eine Perspektive aus der Schule heraus auf diese Programme.

Die Vorträge, Panels und Reflexionen teilten sich in zwei Tageshälften: Die erste gehörte den Lehrinnen und Lehrern beziehungsweise Leitern von Essener Schulen, die Erfahrungen mit Programmen von außerschulischen Trägern gemacht haben. Die zweite bot Vertretern der Programme Gelegenheit, auf Kritiken und Anregungen der ersten Tageshälfte zu reagieren. Einiges kam da zusammen, sowohl an Leistungen, an Kritik, aber auch an Engagement im schulischen Raum. Nicht wenige staunten, was in der Ruhrstadt alles möglich ist und mit welcher Vielfalt die Lehrer verschiedener Profession doch Bildungsangebote zustande bringen.

Deshalb fielen schon die Begrüßungen durch Kulturdezernent Andreas Bomheuer und Landesmusikratspräsident Werner Lohmann positiv aus – stolz der eine auf das, was Essen an unterschiedlichsten Bildungs- und Vermittlungsangeboten zusammenbringt, freudig der andere über das vielfältige Engagement der außerschulischen Träger. Denn wenn die Tagung auch kritisch die Metapher der Auswirkungen der vielen Köche auf den Brei bemühte, dann gilt der Vielzahl der Programme zunächst einmal Freude, so Werner Lohmann. Mit kurzen Statements verdeutlichten dann Walter Lindenbaum (Bundesverband Musikunterricht NRW), Werner Rizzi (Folkwang Universität der Künste) und Christian de Witt (Folkwang Musikschule), alle drei Mitglieder des Präsidiums des Landesmusikrats, die verschiedenen Blickwinkel von Schulmusik, Hochschule und Musikschule auf das Miteinander von schulischen und außerschulischen Akteuren.

Zwischen den Panels am Vor- und Nachmittag plädierte Michael Dartsch, Professor für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik Saar, in seinem Referat dafür, bei der Beantwortung der Frage, inwieweit musikpädagogische Programme auf die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler wirken können, die Art der Veranstaltung und die Art der Musik differenziert in den Blick zu nehmen. Auch sollte man versuchen, Einseitigkeit musikalischer Erfahrungen zu vermeiden, es müsse vielmehr darum gehen, den musikalischen Horizont zu erweitern.

Dartsch kam später auch die Aufgabe zu, Schlussfolgerungen aus vier Panels zu formulieren: Erwartungsgemäß seien am meisten Probleme der Kommunikation und der Ressource vorgebracht worden. Was die Kommunikation anginge, gehe es nicht um punktuelles Reden, vielmehr müssten verbindliche Strukturen der Abstimmung entstehen. Die Programme kommen in Fragen der Zeiten, der Finanzierung und der Räume an Grenzen, die Land und Kommunen sehen müssten. Die Angebote sollten so unbürokratisch wie möglich werden. Und es komme sehr darauf an, dass die Kompetenz der Akteure genau zu dem Aufgabenfeld passt. Die Akteure müssten sich über die Ziele abstimmen und diese Ziele sollten erfüllbar sein.

Das war eine ideale Vorlage für Peter Grabowski, der souverän durch die Tagung führte, in der nächsten Runde die Schulministerin selbst zu befragen. Sylvia Löhrmann, Eva Krings, Gruppenleiterin im Kulturministerium, und Holger Noltze, Sprecher des Rats für kulturelle Bildung, bildeten das Schlussquartett. Im Mittelpunkt stand vor allem die Situation des Fachunterrichts Musik an den Schulen, deren Defizite das Engagement der außerschulischen Träger mit auf den Plan rufen. Holger Noltze mahnte strukturelle Lösungen an, für die aber schon allererste Voraussetzungen, nämlich genaue Daten zum gegebenen Fachunterricht, fehlten. Ministerin Löhrmann begründete dies damit, dass die selbständige Schule in NRW selbständig Stellen ausschreiben und festlegen könne, welche Qualifikation sie suche. Die Schulleitung sei dabei gegenüber der Schulkonferenz verantwortlich, Steuerungsmöglichkeiten im Schulministerium gebe es nicht. Die Ministerin begrüßte die Kooperationsprogramme, deren Ziel sei es, „in Deutschland eine andere Schule zu gestalten“.

Die Tagung wurde vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW und der Stadt Essen gefördert.

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