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Zwischen Skepsis, Zuversicht und Pragmatismus

Untertitel
Antworten der Musikhochschulen auf die Bologna-Umfrage der nmz
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20 von 26: Das war zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses die Rückläuferquote unserer Umfrage zum Bologna-Prozess an deutschen Musikhochschulen (bei den Studierenden waren es weniger). Angeschrieben wurden neben den 24 Mitgliedern der Rektorenkonferenz auch die Hochschule für Musik Mainz und das Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg. Mögliche Nachzügler werden im Lauf des November im Internet unter www.nmz.de nachzulesen sein.

Unsere Fragen lauteten:

1. Wie weit ist der Bologna-Prozess an Ihrer Hochschule fortgeschritten. Wie sieht Ihre zeitliche Planung für die Umsetzung aus? Ist eine Akkreditierung vorgesehen?
 
2. Haben Sie im Zuge des Prozesses neue Studiengänge eingeführt, oder planen Sie solche? Wenn ja, welche?
 
3. Wie werden die veränderten Vorschriften zu den Prüfungsleistungen an Ihrer Hochschule gehandhabt bzw. wie sehen Ihre Planungen aus?
 
4. Wirkt sich die Auseinandersetzung mit den Bologna-Anforderungen Ihrer Meinung nach positiv auf die Arbeit und Ausbildung an Ihrer Hochschule aus?
 
5. Spielt der Faktor Mobilität, inkl. des Absolvierens zentraler Studienleistungen an Partner- und anderen ausländischen Hochschulen, in Ihren Planungen eine konkrete Rolle?
 
Frage an die Studierendenvertretung: Wie hat sich der Bologna-Prozess bisher auf die Studienbedingungen in Ihrem Haus ausgewirkt? Was erhoffen Sie sich, was befürchten Sie?
 
 
Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin
 
1. Die Hanns Eisler hat zum Wintersemester 2009/10 das gesamte Diplomstudium auf die Bachelor-/ Masterstruktur umgestellt. Die Neuorganisation dieser neuen Bachelor- und Masterstudiengänge ist pünktlich abgeschlossen worden. Zugangs-, Studien- und Prüfungsordnungen liegen in genehmigter Fassung vor und sind durch die Hochschule bereits veröffentlicht. Zum Wintersemester 2009/10 sind Studienanfänger ausschließlich für die neuen Studiengänge zugelassen worden. Die zeitliche Planung sieht für die nächsten Monate die abschließende Beratung über die Neugestaltung des Konzertexamens vor, das durch die Einführung der gestuften Studienstruktur eine weitgehende qualitative Aufwertung erfahren hat und vom Rang her dem dritten Zyklus an wissenschaftlichen Hochschulen am ehesten gleichkommt. Zurzeit ist die Neugestaltung des Konzertexamens ein Thema, das an allen Musikhochschulen in Deutschland mit hoher Intensität diskutiert wird. Ferner ist für das Jahr 2010 die Akkreditierung aller Bachelor- und Masterprogramme terminiert, die bis zum Sommersemester 2011, wenn die ersten Masterstudierenden der Hochschule ihren Abschluss erreichen werden, abgeschlossen sein soll.
 
2. Im Zuge des Prozesses sind im Grunde alle Studienprogramme neu eingeführt worden. Dies ist zum einen systemisch bedingt, zum anderen wollte die Hanns Eisler aber auch keinen – wie es im Zusammenhang mit dem Bologna-Prozess leider allzu oft heißt – alten Wein in neuen Schluchen servieren. Dies hat dazu geführt, dass in einem dreijährigen Prozess alle Studienangebote neu konzipiert und an dem Bedarf einer Ausbildung ausgerichtet worden sind, deren Ziel, wie die (Wettbewerbs-)Erfolgshistorie der Studierenden und Absolventen der Hochschule bestätigt, die Ausbildung von international reüssierenden Künstlerpersönlichkeiten ist.
 
Die vielen Möglichkeiten nutzend, die der Bologna-Prozess den Musikhochschulen eröffnet, hat die Hochschule darüber hinaus aber auch in inhaltlicher Perspektive ihr Portfolio an Studienangeboten erweitert. Dies hat dazu geführt, dass im Grunde jede Fachrichtung an der Hochschule in der Master-Phase auch als nicht-konsekutives Studium möglich ist. Die nicht-konsekutiven Masterprogramme eröffnen damit nicht nur der Hochschule neue Möglichkeiten, sondern führen ganz konkret zu einem attraktiveren Studienangebot, das sich nun noch stärker an den Berufs- und Lebenssituationen der Bewerber ausrichtet. Dies wird vor allem daran deutlich, dass z.B. ein/e Theaterwissenschaftler/in mit nachgewiesener Praxiserfahrung an einem Theater formal ein nicht-konsekutives Masterstudium Musiktheaterregie an der Hochschule beginnen könnte. Daneben hat die Einführung von nicht-konsekutiven Masterprogrammen der Hochschule aber auch die Möglichkeit eröffnet, Studienprogramme für Fachrichtungen einzuführen, die bisher im Portfolio der Hochschule fehlten. Zu nennen wäre hier zum Beispiel die Elektroakustische Musik, die seit dem Wintersemester 2009/10 als nicht-konsekutives Masterprogramm an der Hanns Eisler angeboten wird.
 
3. Die Vorgaben der KMK zur Einführung der neuen Studienstruktur werden von der Hochschule in ihrem vollen Umfang umgesetzt. Dies bedeutet, dass alle Studiengänge modularisiert und entsprechend ECTS organisiert sind und dass dementsprechend auch alle Prüfungsleistungen studienbegleitend abgelegt werden. Ferner beinhalten alle Studiengänge die durch die KMK vorgegebene obligatorische Bachelor- bzw. Masterarbeit, wobei diese entsprechend dem Beschluss des Akkreditierungsrates vom 31.10.2008 organisiert sind.
 
4. Die Frage lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt hinsichtlich der Ausbildung nur theoretisch betrachten, da, bis auf die Jazz-Ausbildung, noch keine Erfahrungswerte vorliegen. Als positiv kann zum jetzigen Zeitpunkt lediglich der Prozess an sich bezeichnet werden, der die Hochschule nicht nur vor die Aufgabe stellt, sondern unter Änderung der Perspektive ihr die Möglichkeit einräumt, vieles neu zu denken, das in der alten Struktur undenkbar gewesen wäre.
 
5. An der Hochschule werden derzeit im klassischen Ausbildungsbereich keine Joint-Degree-Programme geplant oder angeboten, in der zusammen mit der UdK im Jazz-Institut Berlin organisierten Jazz-Ausbildung der Hanns Eisler arbeitet die Hochschule jedoch an einem European Jazz-Master, einem Joint-Degree-Programm führender europäischer Jazzschulen (London, Amsterdam, Trondheim, Paris, Kopenhagen).
 
 
Hochschule für Künste Bremen
 
1. Die Einführung aller Bachelorstudiengänge ist für das Wintersemester 2010/2011 vorgesehen, ebenso wie der Masterstudiengang „Orchesterakademie“. Alle anderen Masterstudiengänge folgen ein Jahr später zum Wintersemester 2011/2012. Das Akkreditierungsverfahren ist in Vorbereitung.
 
2. Master of Music Orchesterakademie, Master of Music Künstlerische Ausbildung Jazz
 
3. Am Ende eines jeden Studienjahres wird eine Prüfungswoche eingeführt werden müssen. Um die erhöhte Prüfungsbelastung für Studierende und das Kollegium in einem vertretbaren Rahmen zu halten, können eine Reihe von Modul- und/oder Teilprüfungen in Form von Arbeitsmappen, studienbegleitenden Vorspielen und ähnlichen, die Prüfungsbelastung entzerrenden Formen abgeleistet werden. Zur verwaltungsseitigen Bewältigung insbesondere auch der Prüfungsleistungen wurde ein Hochschulmanagementsystem entwickelt und eingeführt.
 
4. Die Hochschule für Künste bemüht sich, die Umstellung auf die neuen Studiengänge mit einer auch inhaltlich substanziellen Weiterentwicklung der Studienprogramme zu verbinden. Die hochschulweiten kritischen Diskussionen – und in diesem Zusammenhang natürlich der Bologna-Anforderungen – war sehr produktiv und wird sich positiv auf die Studienprogramme auswirken.
Als sehr problematisch ist jedoch die enorme und andauernde Arbeitsbelastung der verantwortlich an Planung und Umsetzung Beteiligten zu sehen, die nicht unerhebliche personelle Ressourcen in Lehre, Fachbereichsleitung und Verwaltung gebunden haben. Auch langfristig wird mit der Einführung der modularisierten Studiengänge die Position eines Studienmanagers geschaffen werden müssen, was nur auf Kosten einer Stelle aus der Lehre zu realisieren sein wird.
 
5. Ja. So wird beispielsweise derzeit ein mit unserer Partnerhochschule in Groningen gemeinsamer Masterstudiengang Jazz entwickelt. Grundsätzlich deuten aber die bisherigen Erfahrungen darauf hin, dass das für den Bologna-Prozess zentrale Ziel der Verbesserung der Studentenmobilität durch die Einführung der modularisierten Strukturen kaum erreicht wird, da die Curricula und Profile der Hochschulen selbst im innerdeutschen Raum eher heterogener als vorher werden.
 
Studierende:
Die Studiengänge des Fachbereichs Musik an der Hochschule für Künste Bremen werden zum Wintersemester 2010/2011 auf BA/MA umgestellt. Die verkürzte Studiendauer könnte negative Auswirkungen auf die Qualität des Studiums bzw. auf das Niveau der Absolventen zur Folge haben. Bedauerlich ist außerdem die Tatsache, dass nur 85 Prozent der BA-Absolventen zum Masterstudium zugelassen werden sollen. Durch die einfachere Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen wird sich die Umstellung der Studienstruktur möglicherweise positiv auf die Studentenmobilität auswirken. Des weiteren wird die Flexibilität erhöht, da die Entscheidung über die Spezialisierung (künstlerische bzw. künstlerisch-pädagogische Ausbildung) erst im Laufe und nicht bereits vor Antritt des Studiums getroffen werden kann.
 
 
Hochschule für Musik Detmold
 
1. Zum WS 09/10 haben wir alle Studiengänge auf Bachelor und Master umgestellt. Die Lehramtsstudiengänge werden in NRW generell erst später umgestellt. Von der Akkreditierung sind sog. „überwiegend künstlerische Studiengänge“ – wozu bei uns alle zählen – in NRW ausgenommen.
 
2. Wir haben alle Studiengänge umfassend erneuert, wodurch z. T. auch neue Bezeichnungen für Studiengänge und Studienrichtungen verwendet werden, die stärker als bisher auf das Berufsziel hinweisen. Insofern werden Studienrichtungen wie Freischaffender Musiker, Instrumental- und Gesangspädagogik, Kammermusik, Orchestermusik, Solist, Liedgestaltung angeboten. Ganz neue Masterstudiengänge sind mit „Singen mit Kindern“ und „Gruppenmusizieren mit Grundschulkindern“ entwickelt worden, die den Bedarf an sog. „JeKi-Lehrern“ ein Stück weit abdecken sollen.
 
3. Wenn Ihre Frage darauf abzielt, ob ab jetzt jedes Fach in jedem Semester mit einer Prüfung abschließen soll, so haben wir insgesamt sehr wenige, aber große Module konzipiert und innerhalb dieser viele Fächer lediglich mit Testatpflicht versehen, so dass das Prüfungsaufkommen nur unwesentlich gegenüber den Diplomstudiengängen zugenommen hat.
 
4. Die Auseinandersetzung mit dem Bologna-Prozess hat sich m. E. sehr positiv ausgewirkt. Vor allem die Outputorientierung hat dazu geführt, dass auf allen Ebenen über veränderte Zielsetzungen – ausgehend vom Berufsziel bis hin zu den Zielsetzungen jedes einzelnen Fachs – nachgedacht wurde. Vor allem neue Studieninhalte wie Musikmanagement, Musikergesundheit und Karriereplanung sind durch diese Überlegungen in die Studiengänge eingeflossen.
 
5. Der Faktor Mobilität spielt für deutsche Studierende (noch) keine große Rolle. Dagegen kommen sehr viele Studierende aus dem „Nicht-Bologna-Raum“, die hier ihr Studium zu Ende bringen.
 
Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
 
1. Die Studiengänge der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden werden sukzessive auf ein Bachelor- und Mastersystem umgestellt. Den Anfang machte der lehramtsbezogener Bachelorstudiengang mit dem Fach Musik, der seit dem Wintersemester 07/08 gemeinsam mit der Technischen Universität Dresden angeboten wird. Der konsekutive Masterstudiengang für das Lehramt an Gymnasien wurde jüngst in den Gremien verabschiedet und wird ab dem Wintersemester 2010/11 angeboten. Darüber hinaus wird momentan gemeinsam mit der Hochschule für Kirchemusik Dresden an der Einführung von lehramtsbezogenen Bachelor- und Masterstudiengängen mit dem Doppelfach Musik gearbeitet (siehe Frage 2), der Beginn des entsprechenden Bachelorstudiengangs ist ab dem Wintersemester 2009/10 geplant.
Zum Sommersemester 2010 werden die ersten künstlerischen Masterstudiengänge eingeführt, nachfolgend, im Wintersemester 2010/11, Bachelorstudiengänge mit künstlerischen Schwerpunkt bzw. einem Schwerpunkt im Bereich Instrumental- und Gesangpädagogik (IGP). Die Einführung weiterer Masterangebote zum Wintersemester 2010/11 ist vorgesehen. Das Akkreditierungsverfahren für die lehramtsbezogenen Studiengänge läuft bereits, eine Akkreditierung der übrigen Studiengänger ist vorgesehen, ein Zeitpunkt dafür steht jedoch noch nicht fest.
 
2. Als neues Studienangebot wird derzeit der lehramtsbezogene Bachelorstudiengang und der Masterstudiengang Lehramt an Gymnasien mit dem Doppelfach Musik erarbeitet. Die Studierenden belegen im Rahmen dieser Studiengänge das Schulfach Musik, die Bildungswissenschaften und ein weiteres musikalisches Fach (Instrumental- und Gesangspädagogik, Kirchenmusik oder das Vertiefungsfach Lehramt Musik). Darüber hinaus wurde die Struktur und der Inhalt der bestehenden Studiengänge generell überdacht und einzelne Studiengänge – sofern notwendig – inhaltlich verändert gestaltet. Die Einführung neuer Masterangebote im Bereich Instrumental- und Gesangspädagogik ist geplant, soll jedoch erst nach der Umstellung der bestehenden Studiengänge erfolgen.
 
3. Die Hochschule für Musik Dresden hat sich zur Einführung von Jahresmodule entschlossen, so dass ein jährliches Prüfen erforderlich wird. Auch wenn dies in einigen Studiengängen bereits jetzt so gehandhabt wird, ist nicht zu leugnen, dass durch die Modulprüfungen der Prüfungsaufwand steigen wird. Die Hochschule für Musik Dresden ist jedoch bestrebt, trotz der erforderlichen Modulprüfungen die Anzahl der neuen Prüfungen so weit es geht zu begrenzen. Zum einen wurden bestehende Prüfungen in Modulprüfungen umgewandelt, zum anderen wurden beispielsweise Vorspiele, die bisher als Prüfungsvorleistung o.Ä. gewertet wurden, in Modulprüfungen umgewidmet. Die Bestrebungen gehen darüber hinaus dahin, dass die Anzahl der Prüfungen pro Modul so gering wie möglich gehalten werden.
 
4. Positiv ist sicher, dass über alle Studienangebote sehr grundsätzlich nachgedacht und mit allen Beteiligten intensiv diskutiert wurde. Für diese Auseinandersetzung war der Anstoß von außen sehr hilfreich; die dadurch z. T. erfolgten inhaltlichen Neugestaltung der Studienangebote sind für die Weiterentwicklung der Ausbildungsziele Hochschule sehr wichtig. Nicht unerwähnt bleiben sollte aber, dass durch den Bologna-Prozess die Arbeitbelastung der einzelnen Lehrenden, insbesondere der Studiendekane und Dekane sehr stark angestiegen ist; dies kann schwerlich unter den positiven Erfahrungen abgebucht werden. Darüber hinaus gibt es immer wieder bürokratische Anforderungen, die es erschweren, inhaltlich Sinnvolles umzusetzen.
 
5. Die an der Hochschule für Musik Dresden üblichen Jahresmodule sollen Schnittstellen für ein Auslandsstudium oder einen Hochschulwechsel schaffen. Da jedoch nicht alle Wünsche nach Mobilität in diese Struktur passen, ist die Hochschule bestrebt, auch in den neuen Studiengängen eine Anerkennung von Studienleistungen aus dem Ausland möglichst unbürokratisch und im Interesse der Studierenden zu regeln. Festgelegte Zeiträume, in denen ein Studium an einer ausländischen Hochschule ermöglich werden soll, sind in den Studienablaufplänen nicht vorgesehen.
 
 
Robert Schumann Hochschule Düsseldorf
 
1. Wir bieten bereits seit einem Jahr an unserer Hochschule Bachelorstudiengänge an und haben bisher überwiegend gute Erfahrungen damit gesammelt. Zum einen bereitet der starke Praxisbezug die jungen Musiker optimal auf das Berufsleben vor. Zum anderen fordert die straffere Studienstruktur uns alle dazu auf, das Wesentliche im Blick zu behalten. Im Wintersemester 2010/11 werden wir den Bologna-Prozess mit den ersten Masterstudiengängen fortsetzen. Der Gesetzgeber stellt es den Kunst- und Musikhochschulen in NRW frei, ihre Studiengänge akkreditieren zu lassen. Ich denke, es ist nicht sinnvoll, künstlerische Studiengänge einem formalen Verfahren zu unterziehen. Die Qualität des Studienangebotes und der Erfolg unserer Absolventen sprechen für sich.
 
2. Zunächst einmal ist unsere gesamte Großgliederung der Studiengänge neu. Alle Studienrichtungen werden in den beiden Studiengängen „Musik“ bzw. „Musikvermittlung“ zusammengefasst. Dadurch schaffen wir erst fächerübergreifende Studienwahldurchdringung wie auch eine Vernetzung zwischen den Studiengängen selbst. Neu ist auch der Studiengang „Ton und Bild“. Er verbindet eine technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung an der Fachhochschule Düsseldorf mit einem Musikstudium.
Dieses Angebot ist einmalig in der deutschen Hochschullandschaft und wird in Synergie mit dem Studiengang „Musik und Medien“ angeboten. Beide zusammen schärfen das Profil unserer Hochschule. Ferner bieten wir im Studiengang „Musikvermittlung“ die neue konfessionsübergreifende Studienrichtung „Kirchenmusik“ an und im Studiengang „Musik“ als eigenständige Studienrichtung „Orgel“.

3. An unserer Hochschule kommt den Modulbeauftragten eine wichtige Rolle zu. Sie überwachen und organisieren nicht nur die Prüfungsleistungen, sondern beraten auch unsere Studierenden. Diese neue, dezentrale Struktur stärkt die Autonomie der Studienrichtungen. Das ist in meinen Augen eine zukunftsweisende Entwicklung.

4. Der Bologna-Prozess fordert uns dazu auf, unsere Strukturen und Inhalte neu zu überdenken. Wie sieht die Zukunft der Musikerausbildung aus? Wie müssen wir uns in der Hochschullandschaft künftig positionieren? Wir sind gezwungen, Altes zu hinterfragen, gegebenenfalls über Bord zu werfen, Bewährtes zu erhalten und Neues zu versuchen. Das ist ein langer, zum Teil beschwerlicher Weg. Der bürokratische Aufwand hat uns leider schnell an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit geführt. Unter dem Strich hat sich der Prozess aber für alle Beteiligten – ob Studierende oder Lehrende - gelohnt.

5. Wir arbeiten in Düsseldorf mit der Fachhochschule und der Heinrich-Heine-Universität zusammen und unterhalten gute Kontakte zu vielen internationalen Hochschulen. Besonders im Orchesterbereich gibt es einen regen Austausch mit dem Ausland. Unser Orchester ist im Herbst zum Beispiel in Mailand zu hören. Da im Rahmen des Bologna-Prozesses die Studienleistungen gegenseitig anerkannt werden, haben die Musiker die einmalige Chance, über den Tellerrand hinaus zu blicken und Erfahrungen im Ausland zu sammeln, die ihnen für ihr Studium angerechnet werden.
 
Studierende:
Bachelor-Studiengänge wurden an unserer Hochschule erst zum Wintersemester 2008/09 eingeführt. Dabei traten die üblichen Probleme einer solchen Umstellung auf: Fehlende / fehlerhafte Modulpläne und Prüfungsordnungen, Verwirrung bei Verwaltung, Studenten und Dozenten. Masterstudiengänge konnten auch zum Wintersemester 2009/10 nicht installiert werden, voraussichtlicher Termin ist das WS 2010/2011. Der Bologna-Prozess erweiterte das Kursangebot erheblich und machte neue Kurse zum festen Bestandteil des Studiums. Es wurden neue Dozenten eingestellt, um bei bestehenden Kursen mehr Zugangsmöglichkeiten und kleinere Klassen zu ermöglichen. Die Bachelorstudiengänge befinden sich in der Einführung. Die Studierendenvertretung kann wegen des kleinen Beurteilungszeitraumes kaum Aussagen über Auswirkungen auf die Studienbedingungen machen.
 
Wir erhoffen uns von der Umsetzung des Bologna-Prozesses eine anhaltende Erweiterung des Kursangebotes. Wir wünschen uns, dass ein leichterer Erwerb von Spezialkenntnissen und Zusatzqualifikationen möglich wird und das Gesamtniveau der Ausbildung steigt und besser für den beruflichen Alltag vorbereitet.
Unsere Befürchtung ist eine zu weitreichende Strukturisierung des Studienablaufs und damit einhergehend weniger unserer Ansicht nach grundsätzlich notwendige Freiheit zur künstlerischen Entfaltung. Wir blicken mit Sorge auf die Tendenz, künstlerische Studiengänge durch Nebenfächer und jährlich erfolgende Zwischenprüfungen bewertbarer zu machen und hoffen, dass keine Überregulierung entsteht und diese Maßnahmen zum Auffangen von potenziellen Studienabbrechern dienen.
 
 
Folkwang Hochschule Essen
 
1. Die Folkwang Hochschule hat sukzessiv auf modularisierte Studienprogramme umgestellt. In einem ersten Schritt zum Wintersemester 2008/2009 wurden mehrheitlich die grundständigen Studienprogramme eingeführt und nun zum Wintersemester 2009/2010 auch die weiterführenden Programme umgestellt. Eine Programmakkreditierung ist nur für Studienprogramme mit wissenschaftlichem Profil vorgesehen.
 
2. Im Zuge des Reformprozesses wurden alle Studiengänge profiliert. Die weiterführenden Studiengänge sind mehrheitlich nicht-konsekutive Masterprogramme, so dass Bachelorabsolventen grundsätzlich verschiedene Masterprogramme zur Wahl stehen. Der Fachbereich Musik beispielsweise umfasst die Bachelorprogramme „Instrumentalausbildung“ (B.Mus.), „Jazz/Performing Artist“ (B.Mus.) und „Integrative Komposition“ (B.Mus.) mit jeweils unterschiedlichen Studienrichtungen. Die weiterführenden Masterprogramme sind „Instrumentalausbildung“ (M.Mus.), „Integrative Komposition“ (M.Mus.), „Professional Performance“ (M.Mus.), „Dirigieren“ (M.Mus.) sowie im Bereich Jazz „Artistic Producer“ und „Improvising Artist“ (M.Mus.).
 
3. Es wurde nicht allein eine Prüfungsverwaltungssofware eingeführt, sondern auch die Verfahrensabläufe der Modulprüfungen selbst wurden vereinfacht. Das Mehr an Prüfungen muss nicht allein durch das Prüfungsamt geleistet werden, sondern die Lehrenden agieren hier mit deutlich mehr Eigenverantwortlichkeit.
 
4. Durch den Bologna-Prozess und die zunehmend veränderten und differenzierten Berufsfelder wurde sowohl bei den Lehrenden als auch bei der Hochschulleitung die Auseinandersetzung und Reflexion über unsere Ausbildungsinhalte und Ziele noch stärker aktiviert.
 
5. Mobilität der Studierenden und Lehrenden ist Teil der Internationalisierungsstrategie der Folkwang Hochschule. Das Absolvieren von Studienleistungen im Ausland wird gefördert durch verschiedene Maßnahmen. Neben der Gründung eines International Office und der Stabstelle für Studium und Internationales wurden beispielsweise in den Curricula Mobilitätsfenster verankert, Anerkennungsverfahren vereinfacht und die Beratungsmöglichkeiten intensiviert.
 
Studierende:
Wir hoffen, dass die Hochschule ihre Spielräume in der Ausgestaltung der Bachelor- und Masterstudiengänge klug nutzt, d.h. eine Beschreibbarkeit und Fassbarkeit der Lehrvorgänge herstellt und diese aus einer, sicher an manchen Stellen zu heimeligen Subjektivität holt. Andererseits muss der Anspruch auch sein, die für künstlerische Entwicklungsvorgänge unabdingbaren Freiräume als substanziellen Bestandteil eines Studiums zu gewährleisten. Also Dinge für den künstlerischen Diskurs genau zu beschreiben und ebenso genau zu benennen, an welchen Stellen detaillierte Beschreibung nicht sein kann. Ich persönlich habe im Moment den Eindruck, dass die Hochschule diesen ambivalenten Vorgang mit ziemlich gutem Gespür vollzieht. Der Bologna-Prozess war nie an Kunsthochschulen angepasst, nichtsdestoweniger kann man diesem Oktroy viel von seinem anfänglichen Schrecken nehmen und auch für eine Kunsthochschule Gewinn daraus ziehen.
 
 
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt
 
1. Zum WS 2009/10 sind inklusive der modularisierten Lehramtsstudiengänge 14 Studiengänge umgestellt. Diesen stehen 8 Studiengänge gegenüber, bei denen die Umstellung geplant ist.
 
2. Es wurden im Zuge des Prozesses neue Studiengänge eingeführt, die es vorher nicht als Diplomstudiengang gab.
 
3. -
 
4. Überarbeitung, Aktualisierung, selten auch Entschlackung der Curricula. In einigen Bereichen jedoch gibt es teilweise große Vorbehalte und Widerstände.
 
5. In einigen Studiengängen wurde versucht, eine solche Mobilität möglich zu machen. Es können Projekte und ähnliches auch an anderen Institutionen erbracht werden. Es gibt keine verbindliche Mobilität in den Studienordnungen.
 
 
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
 
1. Die Studiengänge der Hochschule für Musik und Theater Hamburg sind auf Bachelor – und Masterabschlüsse umgestellt. Die Studiengänge sollen bzw. müssen alle akkreditiert werden, bei einigen läuft das Akkreditierungsverfahren bereits.
 
2. Nur zur Klarheit wird darauf hingewiesen, dass die Umstellung von Diplomstudiengängen auf Bachelor- bzw. Masterstudiengänge nicht als „neu“ klassifiziert wird. Dementsprechend sind folgende neue Studiengänge eingeführt worden:
MA Kammermusik, MA Multimediale Komposition, MA Komposition/Jazzkomposition, MA Liedgestaltung, MA Dramaturgie, BA Kultur- und Medienmanagement. In Planung sind: MA Musikvermittlung, MA Musikpädagogik.
 
3. Durch die Modularisierung und die damit verbundene Einführung von zahlreichen Modulprüfungen ist der Prüfungsaufwand beträchtlich gestiegen. Durch die Bildung von in der Regel zweisemestrigen Modulen wurde der ansonsten kaum zu bewältigende Prüfungsaufwand reduziert. Die Hochschule wird u.a. zur Bewältigung dieser Auswirkungen mittelfristig die Software CampusNet zusammen mit anderen Hamburger Hochschulen einführen.
 
4. Das Lehrangebot wurde in etlichen Studiengängen entschlackt bzw. neu strukturiert, für die Ausbildung wichtige zusätzliche Fächer und Kurse konnten integriert werden. Eine wichtige Aufgabenstellung war dabei, die Studierbarkeit des Studiums trotz verkürzter Regelstudienzeit zu gewährleisten, so dass in diesem Sommer bereits erste Reformen der Curricula vorgenommen wurden. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Hamburg für alle Hochschulen ein Projekt zu den möglichen Reformmaßnahmen im Kontext von „Bologna 2020“ gestartet hat.
 
5. Auch dieses ist ein Thema des unter Ziffer 4. erwähnten Projektes in Hamburg. Bisher ist für die Hochschule für Musik und Theater festzustellen, dass aufgrund der stärkeren Verschulung des Studiums die Mobilität eher gesunken ist. Gemeinsame Studienprogramme mit ausländischen Hochschulen existieren bisher noch nicht, sind aber durchaus in der Diskussion. Die Situation ist insbesondere für die Lehramtsausbildung im Fach Musik besonders schwierig, da schon für das Studium vor Ort nur äußerst enge Zeitfenster für die Studienanteile existieren, die an der Universität Hamburg zu studieren sind. Auslandsstudien sind daher hier besonders schwierig zu integrieren.
 
Studierende:
Im Bereich der Schulmusik hat sich folgendes ergeben: Wie bereits erwähnt wurde das Studium durch die Einführung des BA-/MA-Systems sehr verschult. Es stellt sich mehr und mehr heraus, dass das BA-/MA-System auf Studiengänge mit künstlerischen Teilen sehr schwer erfolgreich anzuwenden ist, da erbrachte Leistungen sehr schwer in CP umgerechnet werden können.
 
Durch die Festlegung wann und welcher Kurs zu besuchen ist, ergeben sich sehr hohe SWS-Zahlen, die durch Kollisionen von Hochschul- und Uni-Veranstaltungen zusätzlich verschärft werden. Um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, müssen die Studierenden ihre Kurse oftmals nicht nach Inhalten, sondern nach Zeiten wählen.
 
Seit Einführung des BA-Schulmusik muss der Studienplan ständig nachgebessert und umstrukturiert werden, was in enger Zusammenarbeit von Instituts-/Dekanatsleitung und Studierenden geschieht. Trotzdem ist die Abstimmung der gemeinsamen Teile (BA-Arbeit, Übergang BA/MA) mit der Uni sehr kompliziert und selbst knapp ein Jahr bevor der Übergang von BA zu MA akut wird, sind noch viele Faktoren unsicher.
 
Geändert und umgebaut wurden auch die Studienpläne in den künstlerischen Studiengängen der Dekanate I und II. Auch hier war zu Anfang der Studienplan so mit Kursen gefüllt, dass Übezeiten, die für ein erfolgreiches Studium nötig sind, nicht unterzubringen waren. Durch starke studentische Mithilfe wurde alles etwas entzerrt und „studierbarer“ gemacht.
 
Ein weiterer großer Negativpunkt ist die Barriere zwischen BA und MA, vor allem in der Schulmusik: Da der BA (entgegen seiner grundlegenden Intention) für Lehramts-Studierende nicht berufsqualifizierend ist, ist ein MA unabdingbar. Dabei kann es passieren, dass ein Studierender keinen Platz in Hamburg bekommt. Argument der Behörden ist, dass der betroffene Studierende auch einen Studienortswechsel vornehmen kann. Dies ist in der Realität nicht wirklich machbar, da innerhalb Deutschlands die einzelnen BA-/MA-Modelle so voneinander abweichen, dass ein Master-Studium an einer anderen Hochschule sehr kompliziert werden kann. Auch was genau passiert, wenn ein Modul (z.B. im Zweitfach) nicht bestanden wird, ist noch nicht klar. Nach dem Modell müsste dann das Modul wiederholt werden und alles andere in der Zeit ruhen. Realistisch? Wohl eher nicht! Und: Was passiert, wenn ein Studierender den BA nicht mit den besten Noten besteht und deswegen keinen MA-Platz bekommt, ist auch noch nicht durchdacht.
Mit der Kompatibilitätsfrage eng verbunden sind auch Auslandsaufenthalte. Sie sind durch die Modulstruktur viel schwieriger zu realisieren, da der Aufenthalt für die Dauer eines Moduls stattfinden müsste. Dies bedeutet, dass es nicht mehr möglich ist, nur ein Semester ins Ausland zu gehen, sondern immer zwei Semester. Bei einem Musikstudium ist dies sehr ungünstig, da in dieser Zeit kein Unterricht in den musikalischen Fächern erteilt werden kann, was – um es überspitzt zu sagen – den Studierenden zum Verhängnis werden kann.
 
Insgesamt bietet das BA-/MA-System sicherlich einige Chancen, doch die korsettartigen Vorgaben und der politisch vorgegebene Umsetzungsrahmen schränkt diese besonders in den künstlerischen Fächern an unserer Hochschule ganz erheblich ein.
 
 
Hochschule für Musik und Theater Hannover
 
1. Seit diesem Wintersemester nimmt die Hochschule für Musik und Theater Hannover (HMTH) Studienanfänger nur noch in Bachelorstudiengänge auf (Ausnahme: Schauspiel). Einschreibungen in höhere Diplomsemester sind vorübergehend noch möglich. Gleichzeitig sind bereits einige Masterstudiengänge angelaufen. Ab Wintersemester 2010/11 werden alle Masterstudiengänge studierbar sein. Die Akkreditierung der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge wird voraussichtlich 2010 abgeschlossen sein.
 
2. Alle bisherigen Ausbildungswege wurden im Zuge der Bachelor-/Master-Umstellung inhaltlich überarbeitet und teilweise neu strukturiert. Inhaltlich gänzlich neu sind der Bachelorstudiengang Popular Music und die beiden Masterstudiengänge Kinder- und Jugendchorleitung sowie Medien und Musik.
Bachelorstudiengänge: Dirigieren (Orchesterleitung, Chor-/Ensembleleitung), Fächerübergreifender Bachelorstudiengang (Lehramt), Gesang, JazzRockPop, Kirchenmusik, Klavier, Komposition, Künstlerische Ausbildung, Künstlerisch-pädagogische Ausbildung (Instrumentalpädagogik, Elementare Musikpädagogik, Rhythmik), Medienmanagement, Popular Music
Masterstudiengänge: Dirigieren (Orchesterleitung, Chor-/Ensembleleitung, Opernkorrepetition), Gesang in freiberuflicher Tätigkeit, Gesang/Oper, JazzRockPop, Kammermusik (Klavier, Liedgestaltung, Ensemble), Kinder- und Jugendchorleitung, Kirchenmusik, Komposition, Künstlerische Ausbildung, Künstlerisch-pädagogische Ausbildung, Lehramt an Gymnasien, Medienmanagement, Medien und Musik, Musikforschung und Musikvermittlung, Musiktheorie, Tasteninstrumente
Diplomstudiengang: Schauspiel
 
3. An der HMTH hat die sogenannte Modularisierung bisher weder zu einer Parzellierung des Studiums noch zu einer ungewollten Steigerung der Prüfungsbelastung geführt. Grundsätzlich wird jedes Modul geprüft (benotet oder unbenotet). Die Bachelor- oder Masterprüfung ist bestanden, wenn die Prüfungen aller für das Studium vorgesehenen Module bestanden oder mit mindestens ausreichend bewertet sind. Die bisherigen Abschlussprüfungen (Diplomprüfungen) sind in die Module integriert. Die Abschlussnote ergibt sich aus den Ergebnissen der benoteten Modulprüfungen.
 
4. Die Einführung von Bachelor und Master wurde erfolgreich genutzt, um Inhalte und Struktur der Ausbildung zu modernisieren. Die Bologna-Reform als Ganzes, wie sie an die künstlerischen Hochschulen herangetragen wurde, ist jedoch tendenziell bürokratisch und muss mit Augenmaß umgesetzt werden.
 
5. Die HMTH fördert die Mobilität ihrer Studierenden, jedoch nicht in Form standardisierter und damit beliebig austauschbarer Studieneinheiten zwischen verschiedenen Hochschulorten. Vor dem Hintergrund einer in hohem Maße individuellen Ausbildung sollte der Austausch die Erfahrung „des Anderen“ ermöglichen. Sowohl beim Diplom als auch bei Bachelor und Master sind hierfür Flexibilität und guter Wille erforderlich.
 
Studierende:
Die Umstellung des ersten Studiengangs hatte in der Anfangszeit für Verwirrung und Unzufriedenheit gesorgt, da die neuen Strukturen nicht einfach zu etablieren waren: Die Lehrenden waren mit den neuen Strukturen oftmals überfordert und haben teilweise mit großer zeitlicher Verzögerung auf die erste Umstellung reagiert.
Dass die Umstellungen auch im positiven Sinne genutzt werden, lässt sich vor allem inhaltlich feststellen: Im Zuge der Umstrukturierung sind alle Studiengänge neu durchdacht und neue, sinnvolle Studiengänge etabliert worden.

Generell leidet die Bologna-Reform daran, dass sie die Verschulung in Strukturen und Köpfen fördert und das Prinzip eines Studiums mehr und mehr missen lässt: Organisatorisch macht vor allem die Umrechnung von „Studienleistungen“ in nicht nachvollziehbare Leistungspunkte – gerade in künstlerisch orientierten Studiengängen – wenig Sinn. Auch die gestiegene Anzahl von Prüfungen stellt die Studierenden vor größere Belastungen.
 
 
Hochschule für Musik Karlsruhe
 
1. Außer Komposition und Schulmusik (= künstlerisches Lehramt an Gymnasien) wurden bereits vor mehreren Semestern alle Studiengänge umgestellt. Die alten Diplomstudiengänge werden noch abgewickelt, sind also Auslaufmodell. Die Akkreditierung ist für 2010 definitiv geplant.
 
2. Ja, folgende neue Studiengänge: BA Musikjournalismus für Rundfunk und Multimedia, BA Musikwissenschaft-Musikinformatik, MA Musikinformatik
 
3. Hierfür wurde ein StudienServiceBüro eingerichtet, in dem z.B. die ECTS-Punkte erfasst werden und Beratung für BA-/MA-Arbeiten stattfindet.
 
4. teils-teils
 
5. Im Bereich Musik war die Mobilität schon immer kein wichtiges Thema.
 
Studierende:
Die Umstellung auf Bachelor-/Masterstudiengänge ist ein zweischneidiges Schwert. Es gibt einerseits gute Ansätze, von denen einige nur noch nicht ideal umgesetzt werden. Es gibt andererseits Probleme, von denen einige neu sind, andere aber auch schon im alten System vorhanden waren. Nicht alle Probleme lassen sich lösen, manche Lösungen schließen sich aus und nicht alles ist im neuen System besser lösbar als es im alten gewesen wäre, wenn man es denn versucht hätte.
 
Positiv ist beispielsweise die Einführung einer international bekannten Abschlussbezeichnung. Ärgerlich ist die sehr unterschiedliche Durchführung der Bologna-Vorgaben an den einzelnen Standorten in Deutschland. Solange nicht einmal innerhalb Deutschlands die gleichen Qualitätsmaßstäbe angesetzt werden, trägt der Abschluss zwar den gleichen Namen, ist aber trotzdem nicht vergleichbar.
 
Hinzu kommt, dass bei der musikalischen Ausbildung das „Meister-Schüler-Prinzip“ immer noch eine enorme Rolle spielt. Wes Meisters Schüler man war, ist aber in Musik wichtiger als die Bezeichnung des Abschlusses, daran wird keine Studienreform etwas ändern. Gute Meister sind nicht standardisierbar.
 
Gut ist, dass im Zuge der Umstellung die bisherigen Studienbedingungen kritisch untersucht und hinterfragt wurden. Das hat in vielen Bereichen des Studiums zu Verbesserungen geführt. Problematisch ist die damit oft einhergehende Bürokratisierung, die gerade im künstlerischen Bereich zu einer lähmenden Starre führen kann. Einige Beispiele dazu: Im Pflichtbereich weiß man als Studierender durch die kontinuierliche Überprüfung der erbrachten Leistungen besser, wo man steht und kann den Verlauf seines Studiums besser beurteilen. Zwar stellen zusätzliche Prüfungen für manche Studierende auch ein Problem dar, weil man scheinbar nur mit der Vorbereitung der Prüfung und nicht mit der Vorbereitung auf das spätere Berufsleben beschäftigt ist, aber im Regelfall ist diese Änderung zu begrüßen. Nicht zuletzt wird dadurch dem Risiko vorgebeugt, dass viele Musikstudierende Gefahr liefen, sich durch die einseitige Fixierung auf das Instrument zu „Fachidioten“ zu entwickeln. Die als berufsfern empfundene Beschäftigung mit den nichtinstrumentalen Prüfungsinhalten hilft letztlich zu einem qualifizierten Blick über den Tellerrand. Dass das an sich nicht nötig sein sollte, ist eine ganz andere Frage.
 
Die Kehrseite ist eine starke Verschulung des Studienalltags, die kaum Raum für freie künstlerische Entfaltung lässt. Ein straffer Zeitplan schreibt bis ins achte Semester vor, welche Fächer man zu belegen hat, wodurch eine Fokussierung auf die hoch gewichtete künstlerische Prüfung am Ende des Bachelor sehr erschwert wird. Und ungeachtet der löblichen Theorie der laufenden studienbegleitenden Leistungsprüfung ist es für die Musikerlaufbahn letztlich entscheidend, welchen instrumental-künstlerischen Stand man am Ende des Studiums erreicht hat. Für einen Musiker darf der Blick darauf nie verloren gehen. Das Spannungsfeld zwischen Instrument und Theorie der Leistungsprüfung ist durch die neue Struktur stärker spürbar als früher, im Guten wie im Schlechten.
Da in aller Regel einige der ECTS-Punkte im so genannten Wahlfachbereich erworben werden, hatte die Einführung von Bachelor/Master an den meisten Hochschulen eine spürbare Verbreiterung des Studienangebots zur Folge: Sprachkurse, Auftrittstraining, Berufsfelderkundung, Meisterklassen etc. Eine solche Palette an Fächern und Kursen in Schlüsselqualifikationen ist hoch erfreulich. Leider ist es zumindest in Karlsruhe derzeit noch so, dass augenscheinlich viel experimentiert wird. Das Angebot wirkt mitunter mehr zufällig als strukturiert und oft wird aus der Kursbezeichnung nicht recht klar, was denn im Kurs geschehen soll. Das macht die Auswahl schwer. Vielleicht handelt es sich dabei nur um Kinderkrankheiten – schließlich sind in diesem Prozess ja alle Anfänger – aber für diejenigen, die jetzt studieren, ist das kein Trost.
Schon diese Betrachtungen zur Theorie der Studienreform zeigen, dass es im künstlerischen Bereich nicht einfach ist. Der Blick auf die Realität zeigt dann, dass auch an der HfM Karlsruhe noch viel Arbeit zu leisten ist: Manch ein Pflichtschein wird einem fast geschenkt – die Korrelation zwischen ECTS-Punkten, welche nur den Zeitaufwand abbilden sollen, und tatsächlich nötiger Zeit passt oft noch nicht. Kammermusik ist bei uns ein Beispiel hierfür; mit wenigen Proben kann hier ein Schein für ein ganzes Semester erworben werden, in anderen Bereichen ist die Punktzahl viel zu niedrig.
 
Hier wird man an einigen Stellen noch stark nachjustieren müssen und vor allem die tatsächlichen Erfahrungen der Studierenden, die ja in der undankbaren Rolle der Versuchskaninchen sind, mit einbeziehen müssen. Eine verstärkte Zusammenarbeit und verbesserte Kommunikation mit unserer Verwaltung wäre hierbei sicherlich hilfreich.
 
Auch andere Aspekte sind zu bedenken. Bislang mussten ausländische Studierende nach einem abgeschlossenen Erststudium im Heimatland ein komplettes Diplomstudium in Deutschland absolvieren. Künftig können sie direkt in den Master einsteigen. Das ist ein großer Fortschritt, doch es beinhaltet sofort das nächste Dilemma: Viele Studierende befürchten, dass die Basisarbeit nach der Umstellung auf Bachelor-/Masterstudiengänge leiden wird. Denn wenn die Auswahl besteht zwischen einem quasi fertig ausgebildetem Masterkandidaten und einem am Anfang stehenden Bachelorkandidaten, kommt die Frage auf, wie die Professorinnen und Professoren ihre Prioritäten setzen werden. Werden die Hochschulen künftig bevorzugt diejenigen nehmen, mit denen man sofort in die künstlerische Arbeit einsteigen kann? Wird es genügend Studienplätze für echte Studienanfänger geben, mit denen man – künstlerisch sicherlich weniger befriedigend – erst noch grundlegendes Handwerk einüben muss?
 
Es ist nun müßig zu fragen, ob die Umstellung überhaupt nötig war. Ein Studium an einer deutschen Musikhochschule ist, wenn man die immer noch führende Position Deutschlands als Musiknation bedenkt, schon eine Qualitätsauszeichnung an sich. Aber das war auch mit dem deutschen Diplom bereits gegeben. Da an der Umstellung an sich jetzt nicht mehr groß gerüttelt werden kann, muss aus unserer Sicht das Hauptaugenmerk darauf liegen, Probleme schnell zu erkennen und zügig zu lösen; wo immer möglich sollte man versuchen, Fehler, die andere schon gemacht haben, gleich zu vermeiden und vor allem nie das Ziel aus den Augen zu verlieren: Studierende in der künstlerischen Entwicklung zu fördern und uns fit zu machen für ein Leben als Musiker.
Martin Emmerich, AStA der HfM Karlsruhe
 
 
Hochschule für Musik und Tanz Köln
 
Bei vielen Mitgliedern der Hochschule für Musik und Tanz Köln – sei es in der Studierendenschaft oder im Bereich der Lehre – löst das Stichwort Bachelor-/Master-Reform zur Zeit eher Beklemmung als Freude aus. Zu groß ist die Unsicherheit in Bezug auf die konkrete Struktur der Studienpläne und zu wenig klar ist, wie das vertraute Lehrangebot und die neu entwickelten Inhalte sich vertragen bzw. ob ein solches Lehrangebot überhaupt schon existiert.
 
Hinzu kommt die Befürchtung, dass die studienbegleitenden Prüfungen keineswegs lediglich eine Verteilung der bisherigen Prüfungen auf den Studienverlauf darstellen. Vielmehr deutet sich durch das Modulprinzip eine deutliche Vermehrung von Prüfungen an. Nicht zuletzt besteht insbesondere in den Masterstudiengängen die Besorgnis, dass das Studium durch Ergänzungs- und Wahlpflichtmodule derart akademisch „aufgebläht“ werde, dass die für die eigene Entwicklung notwendige Muße im Kernbereich des künstlerischen Hauptfaches nicht mehr gewährleistet sei.

Probleme und Chancen
 
Diese hier kurz angedeutete Einschätzung trifft mit einer hochschulpolitischen Großwetterlage zusammen, in der die allerorts umgesetzte Reform vielfach für Ernüchterung sorgt und Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Gesamtprozesses zu Tage fördert. Auch in den Feuilletons der großen Zeitungen gehört „Bologna Bashing“ beinahe schon zum guten Ton und verdrängt die durchaus existierenden positiven Errungenschaften der Reform.
 
In der Tat stellt der Systemzwang der alle Hochschultypen und Studienfächer umfassenden Bachelor-/Master-Einführung eine Reihe von Problem dar: Sind die sich in Credits niederschlagenden Aussagen über Dauer und Intensität des Studiums insbesondere für künstlerische Arbeit überhaupt sinnvoll und nachvollziehbar? Bedeutet die Modularisierung des Studienangebots nicht vielfach eine Einengung akademischer Freiheit und individueller Entwicklung? Führt der Bildungs- und Professionalisierungsanspruch der Curricula und die damit verbundene Einführung neuer bzw. Intensivierung bestehender Studieninhalte nicht zu einer unvertretbar hohen Arbeitsbelastung der Studierenden und ist ein solches Studium überhaupt noch durch die Hochschule organisierbar?
 
Auf diese Fragen kann es keine generellen Antworten geben, da Chancen und Zwänge des Gesamtprozesses von Ort zu Ort und von Fach zu Fach zu unterschiedlich sind. Nicht vergessen werden sollte aber, dass die „Bologna-Philosophie“ nicht auf organisatorische Regelements reduziert werden kann, sondern in ihrem inhaltlichen Kern eine umfassende inhaltliche Reform des Studiums ermöglicht, die auch Musikhochschulen neue Wege eröffnet und eine längst überfällige Modernisierung künstlerischer Berufsausbildung in Gang gebracht hat.
 
Der Bologna-Prozess an der Kölner Hochschule wurde und wird durch eine breite Diskussion über Profile und Strukturen eines Musikstudiums (respektive eines Tanzstudiums) begleitet. In einer Reihe von Tagungen und in unzähligen Arbeitsgruppensitzungen wurden Modelle entwickelt, Module entworfen und natürlich auch Credits gezählt. Dieser Prozess fand seinen Zielpunkt in der Einführung neuer Studienordnungen zum Wintersemester 2008/09. Kern des „Kölner Modells“ ist eine Ypsilon-Struktur im Studiengang Bachelor of Music, die es erlaubt, zu Beginn des dritten Studienjahrs zwischen einem pädagogischen Profil (Lehrbefähigung) und einem künstlerischen Profil (z.B. Solo oder Orchester) zu wählen. Allen Studiengängen gemeinsam ist ein breiter Bildungs- und Professionalisierungsbereich sowie die Einbeziehung eines Vermittlungsmoduls schon zu Beginn des Studiums. Ein zweites Standbein der Studienreform bildet der Bachelor of Music in Education, der grundständig pädagogisch konzipiert ist und eine über die Lehrbefähigung im Hauptfach hinausgehende Verbreiterung didaktischer Kompetenzen intendiert. Jene richten sich auf den instrumentalen und vokalen Gruppenbereich sowie auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Ziel- und Altersgruppen. In diesen Zweig sind Erfahrungen aus den langjährig existierenden EMP-Studiengängen in Wuppertal und Köln mit eingeflossen. Auch im Tanz unterstützen die neuen Studienstrukturen die Profilierung im Bereich des zeitgenössischen Tanzes und ermöglichen zudem eine Reihe neuer Lehr- und Lernformen.
 
Die künstlerischen Masterstudiengänge verkörpern und verstärken bereits bestehende Profilbildungen der Hochschule für Musik und Tanz Köln (zum Beispiel im Bereich Neue Musik, Alte Musik oder Kammermusik), machen diese aber mehr als bisher nach außen sichtbar und erleichtern exzellenten Studierenden eine Entscheidung für ein Masterstudium in Köln.
 
Resümierend bleibt festzustellen, dass der curriculare Umbau, der an der Hochschule vollzogen wurde, beachtlich ist und ein großes zukunftsweisendes Potenzial aufweist. So wurde die starre Antinomie von Kunst und Pädagogik durchbrochen, der allgemeine Bildungsanspruch an ein künstlerisches Studium erhöht (zum Beispiel durch Profilierungen im Bereich Musikwissenschaft, Aufführungspraxis, Embodiment) sowie die Kammermusik und die Ensemblepraxis aufgewertet und nicht zuletzt ein breit aufgestelltes, auf die gesellschaftlichen Notwendigkeiten reagierendes musik-pädagogisches Programm erarbeitet.
 
Damit der Bologna-Prozess tatsächlich zu einer Erfolgsgeschichte wird und nicht die eingangs geschilderten Zweifel und Probleme Oberhand gewinnen, ist jedoch noch einiges zu tun. So müssen die zentrale Informationsstruktur und die Beratungsangebote in den Fachbereichen weiter verbessert werden. Ebenso bedarf es einer passgenauen und transparenten Aufbereitung des Studienangebots im Vorlesungsverzeichnis der Hochschule. Darüber hinaus ist die Abstimmung zwischen den Standorten deutlich zu verbessern, auch im Sinne einer Angleichung und eines Austauschs von Lehrangeboten. Auch Prüfungsmodalitäten müssen noch geklärt und präzisiert werden. Zudem ist der Prozess der Einführung von neuen Studiengängen keineswegs abgeschlossen: Ab 2010 wird der Lehramtsstudiengang in enger Abstimmung mit der Universität zu Köln in die neue Struktur überführt, zudem ist ein standort- und hochschulübergreifender, wissenschaftsorientierter Master of Music in Education in Planung, bei dem die Hochschulstandorte Köln und Wuppertal mit der Kölner Universität und der Bergischen Universität Wuppertal kooperieren wollen.
 
Alles in allem kann man zuversichtlich nach vorne schauen: Wenn Geburtswehen und Kinderkrankheiten überstanden sind, werden wir uns in einem Bologna-Alltag bewegen können, der deutlich mehr zu bieten hat als Creditpoints und Modulprüfungen.
Heinz Geuen
 
 
Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig
 
1. Zum WS 2009/10 haben wir die Hälfte der Studiengänge auf BA-/MA-Abschlüsse umgestellt – die restlichen Studiengänge werden zum WS 2010/11 umgestellt, so dass es dann hochschulweit die gestufte Studienstruktur geben wird. Eine Akkreditierung ist für alle Studiengänge vorgesehen.
 
2. Folgende neue Studiengänge sind geplant: Master „Elementare Musikpädagogik“ ; Master „Improvisation“; Master „Musikwissenschaft“. Alle drei starten voraussichtlich zum WS 2010/11.
 
3. Da wir bereits in unseren „alten“ Diplomstudiengängen studienbegleitende Prüfungen hatten, sind die Unterschiede minimal – zumindest haben wir bei der Gestaltung der neuen Modulordnungen darauf geachtet, die Prüfungslast für die Studierenden nicht zu erhöhen.
 
4. Es ist zumindest zu einem höheren Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden gekommen, veraltete Lehrinhalte und -formen wurden eliminiert, neue Lehrinhalte – besonders auf den veränderten Arbeitsmarkt für Musiker und Künstler reagierend, wurden in die neuen Studienpläne aufgenommen – zunächst also ein positives Fazit.
 
5. Ja, solche „Mobilitätsfenster“ sind in unsere Modulordnungen integriert.
 
 
Musikhochschule Lübeck
 
1. Die Musikhochschule Lübeck ist eine der ersten Musikhochschulen in Deutschland gewesen, die die Chancen des Bologna-Prozesses erkannt hat und auf der Grundlage jahrelanger hausinterner Diskussionen entsprechende neue Studiengänge kreiert hat. Der Bachelor of Music, in dem sich die ehemaligen Studiengänge Allgemeine Künstlerische Ausbildung, Musikpädagogik, Gesang/Operngesang und Kirchenmusik befinden. Der neue Bachelor of Arts bildet zusammen mit dem Master of Education die neuen Ausbildungschancen für Schulmusiker und viele über traditionelle Berufsbilder hinausgehende Perspektiven an. Beide Studiengänge sind akkreditiert. Die Akkreditierung von sechs Masterstudiengängen ist beantragt und wird noch in diesem Jahr beginnen.
 
2. Die ehemaligen Diplomstudiengänge wurden erheblich verändert. Bachelor- und Masterstudiengänge sind neue Studiengänge. Wenn man behaupten würde, man hätte die alten Diplomstudiengänge lediglich umgewandelt, so hat man den Bologna-Prozess nicht verstanden. Ich erlaube mir also, an dieser Frage Kritik zu üben.

3. Es gibt neue Prüfungsordnungen, nach der die einzelnen Fachgruppen Prüfungsinhalte dezidiert festgelegt haben, ebenso wie den Umfang der Prüfungen. Die Chance des Bologna-Prozesses liegt in der Möglichkeit, Prüfungen in verschiedensten Formen abzunehmen oder auch nicht. Eine regelmäßige Überprüfung von Studienleistungen war schon immer der Wunsch der Musikhochschule Lübeck, die auch hierin eine Form sieht, Studierende umfangreich zu beraten und rechtzeitig auf Probleme und Lösungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen.

4. Der Gesprächsbedarf in der Kollegenschaft ist natürlicherweise erheblich gestiegen. Die Anforderungen an die Mitarbeit der Professorinnen und Professoren sowie der Dozentinnen und Dozenten ist in gleichem Umfang gestiegen. Gremien wurden neu geschaffen bzw. Strukturen verändert, um sinnvoll auf die Bedürfnisse der Studierenden einzugehen. Das Wahlmodul bzw. die Wahlpflichtmodule ermöglichen es, den Studierenden ihren individuellen Studienweg anzustreben und bedeutet für die Hochschule, dass sie die Angebote für die Studierenden flexibel gestalten kann und muss, um die Attraktivität zu erhöhen und den einzelnen Studierenden in seinen Neigungen zu fördern. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Musikhochschule Lübeck sehen hierin eine positive Auseinandersetzung mit den Inhalten und Interessen dieser Institution. An mehreren Wochenenden hat man sich zur Klausur zurückgezogen und über das Selbstverständnis diskutiert, um gemeinsam auf die sicherlich gestiegenen Anforderungen sinnvoll eingehen zu können.
 
5. Musikhochschul-Studierende hatten schon immer ein großes Interesse an Mobilität. Wir sehen einen Fehler in der deutschen Diskussion über den Bologna-Prozess in der Ausarbeitung dieses Begriffes Mobilität. Wie uns bekannt ist, fordert auch die sogenannte Bologna follow-up-group ein prozentual festgelegtes Mobilitätsfenster. Dies kann für eine Musikhochschule niemals ein Ziel sein, da die Ausbildung im instrumentalen Bereich eine Eins-zu-eins-Auseinandersetzung zwischen Lehrenden und Schülern darstellt. Hier kann Mobilität hilfreich sein, muss es aber überhaupt nicht. Insofern ist jede prozentuale Festlegung für Musikhochschulen vollkommen überflüssig.
 
Studierende:
Wir hoffen, dass den Studenten der Wechsel des Studienstandorts aufgrund der Vergleichbarkeit der Abschlüsse leichter gemacht wird. Auch studieren im Ausland sollte kein Hindernis darstellen, sondern Normalität sein und der international anerkannte Abschluss ohne Schwierigkeiten auch Arbeitsmöglichkeiten im Ausland eröffnen. Mit der Einführung von Bachelor-/Master-Studiengängen, in denen es differenzierte Wahlmöglichkeiten gibt, sollen die Studenten ein individuelles Künstlerprofil ausprägen können, indem sie sich persönliche Schwerpunkte setzen.
Die vorgeschriebenen Praktika während des Studiums sollen den Praxisbezug herstellen und den späteren Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern. Allerdings befürchten wir, dass die individuelle Schwerpunktsetzung z. B. dadurch gehemmt wird, dass am Ende eines Semesters sämtliche Modulabschlussprüfungen stattfinden. Nicht nur die (viel zu hohe) Anzahl der Prüfungen lähmt den Studienfluss, sondern auch die Tatsache, dass sämtliche Nebenfächer geprüft werden. Im Endeffekt lässt das System also wenig Raum für individualisierte Studienprofile.
Des weiteren ist in dem System vorgesehen, dass pro Modul (Jahr) eine vorgeschriebene Anzahl von Leistungspunkten (Credits) in vorgegebenen Pflichtfächern gesammelt werden muss. Eine Prioritätensetzung seitens der Studierenden wird dadurch vom verschulten System unmöglich gemacht. Der Hochschule fehlen finanzielle Mittel für ein breit gefächertes Wahlangebot. So musste der in der Musik nötige Einzelunterricht im Wahlangebot aus Kostengründen gestrichen werden. Unsere größten Bedenken gelten also dem Umstand, dass die Profilbildung und Flexibilität nur scheinbar existiert, und so von der Unterfinanzierung der Hochschule ablenken könnte.
 
 
Hochschule für Musik Mainz
 
1. Die Hochschule für Musik Mainz hat bereits im Jahr 2000 einen BA-Studiengang und im Jahr 2001 einen MA-Studiengang eingeführt. Inzwischen sind die Studiengänge der Hochschule für Musik mit Ausnahme von Kirchenmusik und Gesang komplett auf BA- und MA-Struktur umgestellt. Die neuen Studiengänge sind aktuell z. T. zertifiziert (Akkreditierung bzw. Reakkreditieurung durch AQAS; Systemakkreditierung, Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung der Johannes Gutenberg-Universität), z. T. steht das Verfahren noch aus. Die vollständige Akkreditierung ist vorgesehen.
 
2. Neu eingeführt (unabhängig von einer Umstellung bestehender Studiengänge) wurden neben dem Bachelor of Music Klavier folgende Masterstudiengänge: Chor-/Orchesterdirigieren, Klangkunst-Komposition, Klavier, Musiktheorie, Orchesterinstrumente, Orgelimprovisation, Orgelliteraturspiel.
 
3. Modulprüfungsleistungen (Module erstrecken sich i. d. R. über ein Studienjahr und werden immer mit einer Modulprüfung abgeschlossen) fließen in Anteilen von rund 40 Prozent (unterschiedlich je nach Studiengang) in die Examensnote ein.
 
4. Problematisch: Die einschlägigen Strukturvorgaben, z. B. im Hinblick auf Credit Points oder Modulgrößen und –zusammensetzungen, werden aus unserer Sicht Belangen der künstlerischen und der künstlerisch-pädagogischen Ausbildung nicht im wünschenswerten Ausmaß gerecht. Der Aufwand für Studien- und Prüfungsorganisation ist für alle Beteiligten erheblich angewachsen. Der erhöhte Prüfungsaufwand verursacht Mehrkosten.
Positiv: Der Bologna-Prozess bot Anlass, Curricula inhaltlich zu modernisieren.
 
5. Auslandsaufenthalte sind im Rahmen der Studiengänge möglich.
 
 
Hochschule für Musik und Theater München
 
Die Umstellung der Studiengänge auf das gestufte Studiensystem sowie die Einführung der modularisierten Lehramtsstudiengänge an der Hochschule für Musik und Theater München erfolgt sukzessive. So beginnt ab dem Wintersemester 2009/10 das modularisierte Studium für das Fach Musik im Lehramtsstudiengang Gymnasium. Im Rahmen der Lehramtsstudiengänge Grund-, Haupt- und Realschule kann das Studium des Fachs Musik ab dem Wintersemester 2010/2011 aufgenommen werden. Ebenfalls für das Wintersemester 2010/2011 ist die Umstellung der grundständigen Diplomstudiengänge auf Bachelorstudiengänge (künstlerische und bzw. oder pädagogische Ausrichtung) geplant.
 
2. Im Rahmen der neu eingerichteten Professur Kulturmanagement wird im Studienjahr 2010/2011 der nicht-konsekutive Masterstudiengang Kulturmanagement (Abschluss: Master of Arts) an den Start gehen. Die Einführung weiterer neuer Studiengänge wird momentan geprüft.
 
3. Der Blick in die Hochschullandschaft – und gerade in die der Musikhochschulen – zeigt, wie flexibel mit den veränderten Vorgaben zu Prüfungsleistungen in den gestuften Studiengängen umgegangen werden kann.
Bei der Planung der Curricula und der damit verbundenen Zuordnung von Prüfungsleistungen zu Modulen stehen an der Musikhochschule München inhaltliche Aspekte, die Studierbarkeit des jeweiligen Studiengangs sowie die zeitlich sinnvolle Feststellung der erreichten Kompetenzen im Mittelpunkt.
 
4. Der Bologna-Prozess wird an der Hochschule für Musik und Theater München als Chance gesehen, die Studiengänge auf den Prüfstand zu stellen und weiter zu optimieren. Dabei nimmt die Integration von überfachlichen berufsqualifizierenden Inhalten als Schlüsselqualifikationen in die Curricula einen besonderen Stellenwert ein, um den veränderten Arbeitsmarktanforderungen Rechnung zu tragen.
 
5. Mit der Einführung der neuen Studiengänge kommt der Faktor Mobilität auf unterschiedlichen Ebenen zum Tragen, auch wenn er bei der Planung der Studiengänge nicht explizit im Vordergrund steht. So sind auch keine verpflichtenden Auslandsaufenthalte an Partnerhochschulen geplant.
Der Möglichkeit zur Flexibilisierung des Studiums wird vor allem über die Planung des zeitlichen Umfangs von Modulen nachgekommen. Da jedoch der Bologna-Prozess nicht mit einer Standardisierung von Curricula verwechselt werden darf, spielt natürlich die Anerkennungspraxis der Wunschhochschule des Studierenden für eine Mobilität ohne Zeitverlust eine entscheidende Rolle. So erfolgt auch an der Musikhochschule München bei Studienbewerbern für höhere Semester die individuelle Prüfung der an anderen Hochschulen erfolgreich absolvierten Module. Planen Studierende einen Auslandsaufenthalt, findet gerade im Hinblick auf eine Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen eine enge Absprache mit der gewählten Partnerhochschule statt.
Durch die Umstellung der Studiengänge auf die gestufte Studienstruktur ist aber durchaus damit zu rechnen, dass Studierende einen Hochschulwechsel nach dem erfolgreich absolvierten Bachelorstudium anstreben, um einen konsekutiven oder nicht-konsekutiven Masterstudiengang an einer anderen Hochschule anzuschließen.
 
Studierende:
Da erst ab kommenden Wintersemester 2009/2010 auf Bachelor/Master umgestellt wird - zunächst im Bereich der Lehrämter für Musik - haben wir noch keine positiven oder negativen Erfahrungswerte. Wir erhoffen uns eine möglichst große Auswahl an Modulkombinationen, damit eine individuelle Schwerpunktsetzung möglich wird, wie das bereits in anderen Bundesländern der Fall ist (schon vor Bologna!). Dadurch würde das im Bereich Schulmusik bisher sehr verschulte, da festgelegte Studium freier gestaltbar. Die einzige Sorge, die wir haben, ist, dass die Chancen, die die Studienreform birgt, nicht vollständig genutzt werden und der alte Lehrbetrieb mit Bologna-Stempel fortgesetzt wird. Alles in allem erhoffen wir uns viel von der Reform und sind gespannt auf das kommende Wintersemester.
 
 
Hochschule für Musik Nürnberg
 
1. Da die staatliche HfM Nürnberg erst im Jahr 2008 aus der kommunalen Doppelhochschule Nürnberg-Augsburg hervorgegangen ist, sind die Vorbereitungen für eine Umstellung der Studienordnungen erst im Jahr 2009 angelaufen. Trotzdem plant die Hochschule nun sehr rasch den Bologna-Prozess durchzuführen. Die momentane Planung sieht eine Einführung von Bachelor- und konsekutiven bzw. nicht-konsekutiven Masterstudiengängen zum WiSe 2010/11 vor. Die Akkreditierung der neuen Studiengänge ist vorgesehen.
 
2. Im Zuge des Bologna-Prozesses soll das Profil der Hochschule, auch im Bezug auf die künstlerisch-pädagogischen Qualifikationen, nochmals geschärft werden, die Durchlässigkeit und Zusammenarbeit von klassischer Orchester- und Gesangsausbildung, alter Musik und Jazz entscheidend gefördert werden. Bisher fehlende Studienangebote wie Komposition und Orchesterdirigieren sollen integriert werden.

3. Die Prüfungsanforderungen können erst im Hinblick auf die Modularisierung der Studiengänge erstellt werden. Auf alle Fälle wird die Hochschule Nürnberg zum Beginn des WiSe 10/11 ein geeignetes System der elektronischen Modul-und Prüfungsverwaltung bereitstellen.
 
4. Die Bologna-Anforderungen werden zunehmend als Chance einer inhaltlichen Profilierung und strategischen Pointierung der Hochschule begriffen.
 
5. Die Austauschmöglichkeiten mit internationalen Hochschulen und anderen Instituten sieht die Hochschule Nürnberg als integralen Bestandteil ihres Bologna-Konzeptes; Mobilitätsfenster sind in jedem Falle vorgesehen.
 
Studierende:
Da der Bologna-Prozess erst jetzt an unserem Haus beginnt, gibt es noch keine Auswirkungen. Wir als Studierende haben Angst vor einer zu starken Verschulung der Curricula und einer Erhöhung der Prüfungsdichte. Des Weiteren befürchten wir, dass die Qualität der Ausbildung unter der Umstellung leidet, vor allem durch steigende Gebühren bei sinkender Anzahl an qualifizierten Lehrkräften. Gerade dadurch, dass an Musikhochschulen viel Einzelunterricht stattfindet und kaum Vorlesungen im herkömmlichen Sinne, ist es wichtig, ausreichend Fachkräfte zu haben. Wir hoffen auf eine weitere Profilierung der Hochschule im nationalen und internationalen Rahmen, sowie mehr Austauschmöglichkeiten mit anderen Ländern und erwarten mehr Möglichkeiten, im Studienablauf individuelle Schwerpunkte zu setzen und damit noch besser auf den Musikberuf vorbereitet zu sein.
 
 
Hochschule für Musik und Theater Rostock
 
1. Im Institut für Musik wird derzeit die Umstellung aller Studiengänge (bisher Diplom) auf das Bachelor-Master-System vorbereitet. Das Akkreditierungsverfahren wurde eröffnet, die HMT Rostock rechnet im Frühjahr 2010 mit dem Akkreditierungsbescheid. Im Wintersemester 2010/11 werden alle Bachelor- und die ersten Masterstudiengänge eingeführt, ein Jahr später folgen die restlichen Masterstudiengänge. Das Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik wird ab Wintersemester 2011/12 die Masterstudiengänge Musikwissenschaft (in Kooperation mit der Universität Rostock) und Musikpädagogik anbieten (Akkreditierung läuft mit im Rahmen des aktuellen Verfahrens). Die Lehramtsstudiengänge des Instituts werden nicht auf Bachelor und Master umgestellt, da das Land Mecklenburg-Vorpommern am Staatsexamen festhalten wird. Gleichwohl werden die Angebote modularisiert und mit Leistungspunkten versehen. Das Institut für Schauspiel hat seine Studiengänge Schauspiel (Diplom) und Darstellendes Spiel (Fach, Beifach; Staatsexamen) modularisiert und mit Leistungspunkten versehen. Das Institut will sich einer Fachevaluation unterziehen.
 
2. Ja, die nicht-konsekutiven Masterstudiengänge Kammermusik, Orchester (Institut für Musik), Musikwissenschaft und Musikpädagogik (Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik) sind neu. Die anderen Masterstudiengänge erlauben eine Profilierung, die in diesem Maße im Diplom nicht möglich war (Beispiel: Master Bühnengesang, Master Konzertgesang, Master Solistische Ausbildung für Klavier, Klavierduo und Gitarre, Master Musiktheorie – Schwerpunkt Neue Musik). Das Institut für Schauspiel arbeitet gegenwärtig an einer zusätzlichen Studienform für den Bereich Darstellendes Spiel und will das Lehramtsangebot entweder um einen Bachelor oder einen Weiterbildungsmaster mit dem Schwerpunkt Theaterpädagogik erweitern.
 
3. Mit der Hochschulreform werden große, wenige Prüfungen durch mehrere kleine abgelöst. Wiederholungsprüfungen müssen zeitnah zur nicht bestandenen Prüfung angeboten werden, damit sich für die Studierenden nicht automatisch eine Verzögerung im Studienverlauf ergibt. Studienbegleitendes Prüfen verteilt den Workload für die Studierenden zwar gerechter über alle Semester, für die Dozenten ist damit jedoch ein Mehraufwand verbunden, da jede Prüfung vor- und nachbereitet werden muss. Die digitale Erfassung der Prüfungsergebnisse und Leistungspunkte verlangt außerdem eine umfangreichere Dokumentation der Prüfung. Die Einpflege der Bologna-Parameter in die hochschuleigene Software wird außerdem einen Mehraufwand bei den Mitarbeitern der Studierendenverwaltung zur Folge haben.
 
4. Diese Einschätzung hat die HMT im Frühjahr an die HRK, die eine ähnliche Umfrage wie die nmz gemacht hat, gegeben: Mit der Hochschulreform bietet sich den Lehrenden und Studierenden der Hochschule für Musik und Theater Rostock (HMT) die Chance, Lehrkonzepte einzuschätzen, neu zu entwerfen und Verwaltungsabläufe zu überprüfen. Inzwischen ist eine Vielzahl von Studienverläufen überarbeitet worden und aufgrund aktueller Ansprüche sowie Erfahrungen aus den letzten Jahren in die neue Struktur überführt worden. Es wird darauf geachtet, dass fachliche Inhalte sinnvoll mit formalen Vorgaben verbunden sind. Das Kollegium ist in einen intensiven Dialog getreten, die Studierenden werden in alle Phasen des Bologna-Prozesses einbezogen.
Mit fortschreitender Implementierung der KMK-Richtlinien wurden allen Beteiligten die Grenzen des neuen Systems klar. Ein vormals offenes und flexibles Lernkonzept musste in ein Raster eingepasst werden, das nicht auf eine künstlerische Ausbildung ausgerichtet ist. Das Musik- und Schauspielstudium ist nicht nach Kenngrößen in festen Etappen abrechenbar. Schon beim Eintritt in die Ausbildung variieren die Voraussetzungen der Studierenden so, dass man dafür kein verbindliches Schema entwerfen kann.
Insbesondere das Bachelorstudium wird vom HMT-Kollegium kritisch betrachtet. Nach Kenntnis einiger Studienverläufe europäischer Musik- und Theaterhochschulen kann festgestellt werden, dass Module als in sich geschlossene Lerneinheiten kaum vergleichbar sind, da die Ausbildungsstrukturen und -inhalte nach wie vor stark divergieren.
Die künstlerische Reife eines Studierenden benötigt Zeit. Auch ein achtsemestriges Bachelorstudium beschneidet die für die künstlerische Entwicklung erforderliche Zeit – im Fall der HMT-Ausbildung um ein bzw. zwei Semester. Trotzdem soll das – nun kürzere – Studium berufsqualifizierend sein. Da der Bachelorabschluss auf die Beschäftigungsbefähigung des Absolventen abzielen soll, ist zu beachten, dass sich die Erwartungen des Arbeitsmarktes an Bewerber im Vergleich zu früheren Jahren extrem erhöht haben.
Zwar ist es in Grenzen möglich, das Studium durch Optimierung der Lernstruktur zu raffen. Dies hat jedoch den Effekt der Verdichtung des Studiums, insbesondere im Bereich der Musik, da künftig alle Musikstudierenden eine pädagogische Grundausbildung erhalten (Beschluss der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen in ihrer Sitzung vom 24. und 25. Mai 2005 in Hamburg). Die gewünschte Absicht, das Studium durch Wahlmöglichkeiten bzw. pflichtige Verbreiterung der Lehrangebote attraktiver zu machen, birgt die Gefahr, dass Kernkompetenzen nur noch abgeschwächt vermittelt werden können. Das kann nicht das Ziel sein. Ein Geiger muss vor allem sehr gut Violine spielen, die Kernkompetenz für einen Pianisten ist eben das Klavierspiel.
Für beide Bereiche – Musik und Schauspiel – ist festzuhalten, dass die veranschlagte Selbststudienzeit unter dem realen Aufwand liegt, den die meisten Studierenden für das Hauptfach betreiben. Eine Anrechnung der realen Selbststudienzeit im Hauptfach würde das verfügbare Leistungspunkte-Budget weit überziehen und sich zu Ungunsten der pädagogischen und wissenschaftlichen Fächer auswirken.
Der Bologna-Gedanke ist an der HMT auch deshalb schwer zu transportieren, weil die Diplomausbildung international anerkannt und geschätzt ist. Alle Parameter, die sich über die Bachelor- und Masterausbildung verbessern sollen, sind mit dem Diplomsystem nahezu optimal justiert: Auslandszeiten werden genutzt und stellen nicht zwangsläufig eine Studienzeitverlängerung dar. Die Stufung in Bachelor und Master wird als unnatürliche Trennung eines kontinuierlichen künstlerischen Entwicklungsprozesses angesehen. Unterschiedliche Berufsbilder für Bachelor und Master zu definieren, ist bei Musikern und Schauspielern kaum möglich. Völlig offen ist die Frage, wie der Arbeitsmarkt auf die gestuften Abschlüsse reagieren wird. In künstlerischen Bereichen entfallen auf eine offene Stelle oft 60 bis 80 Bewerbungen. Zur Vorstellung (Probespiel) werden aber meistens nur 10 bis 15 Kandidaten einge-laden. Die Vorauswahl erfolgt also nach Aktenlage. Welche Chancen haben in diesem Prozess Bachelorabsolventen, wenn sich auch Masterabsolventen beworben haben? Keiner weiß es.
Denkbar ist zudem eine andere Fehlentwicklung: Die Guten gehen schon nach dem Bachelor ins Engagement. Die weniger Guten, die dennoch die Zulassungskriterien für das weiterführende Studium erfüllen, hängen den Master dran. Zu beachten ist auch der finanzielle Rahmen: Die von den Bildungsministerien der Länder geforderte Kostenneutralität beim Wechsel vom Diplom- in das Bachelor-/Master-System ist nicht vereinbar mit den Forderungen nach stärkerer Ausdifferenzierung der Lehrangebote. Hochschulen, die bereits umgestellt haben, bestätigen dies.
Ein sinnvoller Kompromiss aus den Vorteilen beider Studiensysteme wäre beispielsweise ein nicht gestuftes Intensivstudium über zehn Semester, wobei die Veranstaltungen der ersten Semester pflichtig zu belegen wären. Im zweiten Teil des Studiums hätte der Studierende Wahlfreiheit und würde allein über seine Spezialisierung entscheiden. In diese Zeit wäre dann ein Auslandssemester oder auch -jahr integrierbar. Den bisherigen Studienverlauf würde die Hochschule über das Transcript of Records abbilden, um so der ausländischen Hochschule ein sinnvolles Instrument zur Einschätzung des Ausbildungsstandes des Austausch- oder Gaststudenten in die Hand zu geben. Das werden aber wohl die Ziele der nächsten Reform sein.
 
5. Es wird nach wie vor möglich sein, Studienzeiten an einer Hochschule im Ausland zu absolvieren, auch wenn die Planung und Vorbereitung eines Aufenthalts vom Bachelor- oder Masterstudierenden parallel zum intensiven Studium mehr Kraft abverlangen wird, wenn Übergänge nahtlos sein sollen, um eine Studienzeitverlängerung zu vermeiden. Die HMT Rostock kommt Studierenden in Anerkennungsfragen so weit wie möglich entgegen. Mit Partnerhochschulen werden ohnehin Learning Agreements geschlossen, so dass die Studierenden vor Beginn des Auslandsstudiums wissen, welche Leistungen ihnen die Heimathochschule bei Rückkehr anerkennt. Die Bachelor- und Masterprogramme der HMT Rostock haben jedoch kein obligatorisches Auslandssemester oder -jahr vorgesehen.
 
Studierende:
Erst im Wintersemester 2010/11 wird an der Hochschule für Musik und Theater Rostock auf Bachelor und Master umgestellt, insofern ist der Bologna-Prozess noch nicht spürbar. In Senat und Studierendenrat ist er allerdings schon Thema. Hierbei hat sich auch schon zu Befürchtendes und damit einhergehend Wünschenswertes herauskristallisiert.
Zum einen soll im Zuge der Umstellung die Unterscheidung zwischen künstlerischer und pädagogischer Ausbildung aufgehoben werden. Alle studieren dasselbe, egal mit welcher beruflichen Vorstellung man an die Hochschule kommt. Dementsprechend hart kann es für potenzielle Pädagogen bei den Aufnahmeprüfungen werden, wenn sie sich mit künstlerisch Talentierteren messen lassen müssen, aber nicht „solokonzert-fähig“ auf ihrem Instrument sind.

Ein weiteres Problem sehen wir in der Verlängerung der Studienzeit auf sechs Jahre. Da aber bisher regulär nur für fünf Jahre BaföG bewilligt wird, müssen sich die Studierenden für ein Jahr etwas einfallen lassen. Diplomanten, die sich für ein Masterstudium interessieren, werden mit Sicherheit kein BaföG bekommen. Die Verlängerung der Studienzeit hat noch weitere Folgen – sie wird erheblich zur Beeinträchtigung der Raumsituation und somit der Übezeit führen.
Wer ein Auslandssemester plant, studiert noch länger, der voll gestopfte Stundenplan lässt hierfür keinen Freiraum. Nach dem Bachelor wird die Situation kritisch, denn nur ungefähr die Hälfte der Studierenden wird einen Master machen dürfen – z. B. vertiefend pädagogisch oder spezialisiert im künstlerischen Bereich. Der Bachelor soll, undifferenziert wie er ist, berufsausbildend sein, also fertige Berufsmusiker hervorbringen, die sich auf die selben Stellen in Orchestern oder Musikschulen bewerben können und werden wie ihre höher qualifizierten, spezialisierten Master-Kommilitonen. Das könnte dazu führen, dass Bewerber mit Bachelor erst gar nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Es steht also in Frage, inwieweit dieser berufsausbildende Bachelor zu einem Arbeitsplatz verhilft. Daraus kann andererseits resultieren, dass „intentionale Bühnenmusiker“, die nicht in das Vergnügen eines Master-Studiums gekommen sind, ohne große Ambitionen pädagogisch tätig werden müssen, was wiederum Folgen für die Unterrichtsqualität an Musikschulen haben kann.
Dem Befürchteten folgen die Wünsche. Wir wünschen uns das Überdenken des Bologna-Prozesses für künstlerische Hochschulen, nicht nur im Hinblick auf die oben geschilderten Punkte, sondern auch angesichts der systemimmanenten und –verschuldeten Defizite, die sich bereits an „normalen“ Universitäten abzeichnen: ein verschultes, voll gestopftes und verlängertes Studium und die ungeklärte Wertigkeit des Bachelor-Abschlusses auf dem Arbeitsmarkt.
 
 
Hochschule für Musik Saar
 
1. Der Prozess steht vor dem Abschluss. Die Grundstudiengägne sind auf Bachelor umgestellt. Master werden bis WS 2010/2011 implementiert. Akkreditierung ist im Saarland für Kunst- und Musikhochschule nicht vorgesehen.
 
2. Ja, Master of Education.
 
3. Pragmatisch und so unbürokratisch wie möglich.
 
4. Inhaltliche Fragen befruchten die curriculare Entwicklung. Bürokratische hemmen die praktische Arbeit.
 
5. Nicht mehr als dies ohnehin der Fall war.
 
 
Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
 
1. Der Bologna-Prozess ist vollständig umgesetzt. Das Akkreditierungsverfahren wird in Kürze begínnen (noch 2009).
 
2. Neu eingerichtet wurden: Innerhalb des Bachelor Musik die Hauptfächer EMP und Pop (Pop-Gesang, Keyboard, Gitarre, Schlagzeug, Bass) sowie die Masterstudiengänge Alte Musik, Blockflöte, Cembalo, Dirigieren Chorsinfonik, Dirigieren Orchester, Gesang, Gitarre, Historische Tasteninstrumente, Jazz, Kammermusik Streicher, Kammermusik Bläser, Kammermusik Klavier, Kirchenmusik A, Klavier, Komposition, Korrepetition, Lied, Musiktheorie, Musikwissenschaft, Neue Musik, Opern, Orchesterinstrumente, Orgel, Orgel Improvisation. Die Einführung einer künstlerisch-wissenschaftlichen Promotion nach Vorbild des DMA ist in Vorbereitung. Das Spektrum der Masterstudiengänge soll noch um die Fächer Musikpädagogik und Instrumentalpädagogik ergänzt werden, innerhalb des Bachelor Musik soll das Hauptfach Chordirigieren eingeführt werden.
 
3. Die Prüfungen werden als Modulprüfungen gemäß den Vorgaben der Modulbeschreibungen abgenommen, Zwischen- und Abschlussprüfung sind besonders definiert.
 
4. Ja. Zahlreiche Gespräche haben dazu geführt, dass die Umstellung auf die Bologna-Struktur als innovative Chance erkannt und genutzt wurde. Die alten Studiengänge wurden kritisch überprüft und zum Teil bezüglich der Studierbarkeit deutlich optimiert.
 
5. Die Mobilität war bislang bereits gut entwickelt, der Bologna-Prozess führt hier zu keinen Einschränkungen. Das Studienangebot der Stuttgarter Musikhochschule erweist sich als international gut kompatibel. Die Anerkennung von im Ausland erbrachten Studienleistungen, beispielsweise während eines Erasmus-Semesters, ist möglich geworden.
 
Studierende:
Der Bologna-Prozess hat sich positiv ausgewirkt, da es in den neuen Studiengängen mehr Wahlmöglichkeiten gibt. Insgesamt ist das Studienangebot breiter, flexibler und damit im Sinne der künstlerischen Entwicklung individueller geworden. Für ausländische Studierende bzw. ein Weiterstudium im Ausland ist der Master-Grad ein international anerkannter Standard, der viel bessere Möglichkeiten für Anerkennung und Übergang bedeutet.
 
 
Staatliche Hochschule für Musik Trossingen
 
1. Zum WS 2009/10 Umstellung auf BA/MA in allen Studiengängen außer Schulmusik und Kirchenmusik. Schulmusik wird bis WS 2010/11 modularisiert; das Studium bleibt vorerst beim Abschluss „Staatsexamen“ und soll nicht gestuft strukturiert werden. Kirchenmusik B soll zum Bachelor äquivalent werden, Kirchenmusik A zum Master bis WS 10/11. Der sog. „Dritte Zyklus“ wird nicht modularisiert. Der erste Masterstudiengang OrganExpert, ein europäischer Studiengang in einem internationalen Hochschulverbund, ist bereits als Master of Arts akkreditiert (mit Auflagen). Bis in vier Jahren sollen dann alle Studiengänge akkreditiert werden.
 
2. Ja. Unter anderem die internationalen Master of Arts-Studiengänge OrganExpert und Orchestermusik Trompete sowie die Master-Studiengänge Musikwissenschaft und Empirische Musikpädagogik. Zu den neuen Bachelor-Programmen zählen u.a. Sounddesign und „Sing and Move”. Darüber hinaus sind viele weitere Studiengänge in Planung.
 
3. So einfach, so flexibel und so klar wie möglich. Geleitet durch Mentoren und Modulbeauftragte.
 
4. Ja, als Chance für Kollegium und Studierende, allerdings auch als große Belastung für die Verwaltung.
 
5. Selbstverständlich. Vor allem in den internationalen Studiengängen, ansonsten durch eine Struktur mit Modulen von 1-2 Semester Länge.
 
Studierende:
Da die allgemeine Umstellung erst zum jetzt beginnenden Semester erfolgt, konnten die Studierenden noch keine konkreten Erfahrungen machen. Es gab jedoch regelmäßige Informationsangebote. Dass die bereits bestehende Möglichkeit, vom Diplom- auf einen BA-Studiengang zu wechseln, bislang nicht wahrgenommen wurde, spricht für sich.
 
 
Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
 
1. Die Umstellung ist bisher teilweise erfolgt. An neuen Studiengängen bieten wir:
- Bachelor und Master of Arts (BA mit Kernfach oder Ergänzungsfach Musikwissenschaft sowie den Ergänzungsfächern Musikpraxis und Interkulturelles Musik- und Veranstaltungsmanagement; MA in den Fächern Musikwissenschaft und Kulturmanagement)
- Bachelor und Master of Music Education (d.h. Schulmusik, B.M.E. und M.M.E.)
Die künstlerischen Studiengänge (B.Mus. und M.Mus.) werden zum WS 2010/11 eingeführt und müssen akkreditiert werden.
Außerdem soll im 3. Studienzyklus ergänzend zu den bisherigen Möglichkeiten Dr. phil. und Konzertexamen neu der Doctor of Musical Arts eingeführt werden (D.M.A.).
 
2. Nach jetzigem Planungsstand sollen neuartige Profilbildungsmöglichkeiten innerhalb der „neuen“ (d.h. vorrangig dem Namen nach, nicht jedoch inhaltlich völlig neuen) Studiengänge geschaffen werden. Die Profile sollen individuell gesetzte Schwerpunkt im Wahl- und Wahlpflichtbereich nach außen hin wahrnehmbar machen.

3. Es wird mehr studienbegleitende Prüfungen geben, deren Ergebnisse allesamt in die jeweiligen Abschlussnoten einfließen. Geforderte Leistungen, die für den Erwerb der Credits einer Lehrveranstaltung bzw. eines Moduls nötig sind, werden im Modulkatalog ausgewiesen.

4. Positiv werden in den bereits umgestellten Studiengängen die Profilbildungsmöglichkeiten wahrgenommen, insgesamt gibt es aber noch nicht genügend Erfahrung, um diese Frage zu beantworten. Auf der Verwaltungsseite ist zur Zeit ein deutlicher Mehraufwand festzustellen, der sich im Zuge einer umfassenden Digitalisierung des Prüfungswesens aber in den nächsten Semestern wieder regulieren müsste.

5. Zur Zeit sehen ein bis zwei Studiengänge einen Auslandsaufenthalt im Rahmen von Joint Degree Programmen vor. Ansonsten sind Auslandsaufenthalte gerne gesehen, aber nicht verpflichtend. Hinsichtlich der Frage der Anrechenbarkeit von auswärts erworbenen Credits sind die Überlegungen noch nicht abgeschlossen.
[Die Antworten aus Dresden erreichten uns nach Redaktionsschluss und wurden in der Online-Veröffentlichung ergänzt.]
 

 

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