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Denkmalpfleger kritisiert Sanierung der Staatsoper [update]

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Berlin - Bei der Sanierung der Berliner Staatsoper sind laut einem Experten wichtige Forderungen des Denkmalschutzes ignoriert worden. «Wir haben uns immer wieder vehement gegen eine Erhöhung der Decken ausgesprochen», sagte Denkmalschützer Norbert Heuler am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss zum Bauskandal an der Staatsoper.

Auch seien gegen den Willen der Denkmalpfleger Wände am Magazingebäude abgerissen und der Bühnenturm erhöht worden. Letztlich habe man sich den Entscheidungen des damaligen Regierenden Bürgermeisters und Kultursenators Klaus Wowereit (SPD) beugen müssen.

Die Staatsoper sei als Baudenkmal von bundesweiter Bedeutung. Da müssten die Bauherren zwischen dem Erhalt der Bausubstanz und den modernen Anforderungen an Akustik und Sichtverhältnisse abwägen. Neben Heuler waren am Freitag auch der Generalmusikdirektor der Staatsoper, Daniel Barenboim, und der frühere kommissarische Generaldirektor der Stiftung Oper in Berlin, Stefan Rosinski, vor den Untersuchungsausschuss geladen. Barenboim hat eine Mitverantwortung für die Planungspannen beim Umbau der Staatsoper Unter den Linden von sich gewiesen. «Ich habe mich ausschließlich um die musikalischen Belange gekümmert», sagte der Generalmusikdirektor der Staatsoper am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus. Er habe sich nur dafür eingesetzt, dass mit der Sanierung die Saal-Akustik verbessert werde und optimale Probebedingungen für sein Ensemble entstünden. Entsprechend habe er auch seine Forderungen an die Planer präsentiert.

Seit Mai ermittelt der Ausschuss wegen Planungspannen bei der Sanierung der Staatsoper und der dadurch entstandenen Kostenexplosion. Ursprünglich sollte die Modernisierung 239 Millionen Euro kosten, mittlerweile werden die Kosten auf 400 Millionen Euro geschätzt. Die Wiedereröffnung für das Publikum hat sich auf Herbst 2017 verschoben.

 

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«Es geht mir nur um die Musik» - Barenboim vor Untersuchungsausschuss

Berlin (dpa/bb) - Um den Saalklang habe er sich gesorgt und um gute Bedingungen für sein Ensemble: Daniel Barenboim (72) hat im Bauskandal an der Staatsoper Unter den Linden seine künstlerische Verantwortung bei der Sanierung betont, eine Mitverantwortung für die teuren Planungspannen aber von sich gewiesen. «Ich habe mich ausschließlich um die musikalischen Belange gekümmert», sagte der Generalmusikdirektor der Staatsoper am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus.

Immer wieder habe er sich dafür eingesetzt, dass die Saalakustik verbessert werde und optimale Probebedingungen entstünden, so Barenboim. Entsprechend habe er seine Forderungen präsentiert. Um Detailfragen hat er sich nicht gekümmert. Auch zur Frage, ob der unterirdische Verbindungsbau zwischen dem Magazingebäude und dem Opernhaus notwendig sei, äußerte er sich nicht. «Ich habe gehofft, dass die Herren, die professionell an der Sache beteiligt sind, die beste Lösung haben.»

So wurde für die bessere Akustik die Decke um vier Meter gehoben - eine Entscheidung, die der Denkmalschützer Norbert Heuler kritisierte. «Wir haben uns immer wieder vehement gegen eine Erhöhung der Decken ausgesprochen», sagte Heuler. Auch seien gegen die Bedenken der Denkmalpflege Wände am benachbarten Magazingebäude abgerissen und der Bühnenturm ausgebaut worden. Man habe sich aber dem damals Regierenden Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) beugen müssen.

Barenboim verteidigte die Erhöhung der Saaldecke. Mit einer längeren Nachhallzeit der Musik von mindestens 1,6 Sekunden werde die Staatsoper in Zukunft zwar nicht den Akustik-Standard des Teatro Colón in seiner Heimatstadt Buenos Aires («ein Wunder») erreichen. Doch ein längerer Nachklang in der Staatsoper sei für die Wirkung der Musik unerlässlich.

«Sehr souverän» nannte die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Sabine Bangert, Barenboims Auftritt. Der Dirigent habe seine künstlerischen Aufgaben unterstrichen. Es werde zunehmend deutlich, dass die Koalition von SPD und CDU der Staatsoper den «Schwarzen Peter» für den Bauskandal zuschieben wolle. Das Planungschaos gehe vor allem auf die Widersprüche innerhalb der Verwaltung zurück.

Die SPD-Abgeordnete Ülker Radziwill erklärte dagegen, Barenboim habe sich bis zuletzt von Wowereit Zusatzausgaben für «aus seiner Sicht zwingende künstlerische Belange» gefordert. Eine Deckenerhöhung wäre nicht erfolgt, wenn sich die Staatsoper nicht dafür eingesetzt hätte.

Der frühere Generaldirektor der Opernstiftung, Stefan Rosinski, nannte die Pannen «keine Überraschung». Die Sanierung sei ein «politisch ungeklärtes Projekt», die Ansprüche der Staatsoper und der Erhalt des historischen Gebäudes seien nicht unter einen Hut zu bringen. Rosinski sprach von einer «unscharfen Entscheidungshierarchie», letztendlich habe immer Wowereits Machtwort gezählt.

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