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Forscher widmen sich Hassliebe von Wagner und Nietzsche

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Naumburg/Leipzig - Hassliebe, Vatersuche und die Philosophie: An fünf Tagen setzen sich Forscher aus zwölf Ländern mit den beiden auf Zeit verbundenen Freunden Friedrich Nietzsche (1844-1900) und Richard Wagner (1813-1883) auseinander.

 

Von diesem Mittwoch an sind neben vielen Vorträgen auch Filmvorführungen, Konzerte und eine Buchvorstellung im Naumburger Nietzsche-Dokumentationszentrum (NDZ/Sachsen-Anhalt) geplant, wie dessen Leiter Ralf Eichberg sagte. Ein Höhepunkt der Tagung ist die Enthüllung einer lange als verschollen gegoltenen Nietzsche-Büste, die aus der Werkstatt von Max Klinger stammt.

Anlässlich des 200. Wagner-Jubiläums sei die Auseinandersetzung mit seinem Weggefährten Nietzsche unumgänglich, sagte Eichberg. «Wir wollten den Fokus auf eine Beziehung legen, die auch problematisch war.» Nietzsche habe zu den ersten und kompetentesten Kritikern Wagners gehört.

1868 hätten sich die Männer in Leipzig kennengelernt, sagte Eichberg. Anfangs habe sie eine enge Freundschaft verbunden. Wagner, der im selben Jahr wie Nietzsches Vater zur Welt kam, wurde zu einem Ersatzvater für den jungen Philosophie-Studenten. Die beiden tauschten sich über Schopenhauer, Musik und Philosophie aus. Später kam es aufgrund auseinanderklaffender Ansichten zum Bruch der Freundschaft.

Unter dem Motto «Nietzsche und Wagner - Perspektiven ihrer Auseinandersetzung» wollen Forscher aus Ländern wie Süd-Korea, Argentinien und Schweden 41 Vorträge halten - auch über problematische Themen wie Wagners Antisemitismus. Der Kongress steht allen Interessierten offen.

Im Rahmen des Kongresses will die Friedrich-Nietzsche-Gesellschaft eine zu DDR-Zeiten verschwundene Gipsplastik - den Kopf Nietzsches - erstmals präsentieren. Ein anonymer Spender habe die 1902 als «Studienkopf» in der Werkstatt des Künstlers Max Klinger entstandene Büste kürzlich übergeben. Eine daraus 1923 gegossene Bronzefigur werde im Museum der bildenden Künste in Leipzig aufbewahrt.

Das Nietzsche-Dokumentationszentrum ist eine Forschungsstätte, die sich dem 1844 in Röcken bei Weißenfels im heutigen Sachsen-Anhalt geborenen Philosophen widmet. Einen Großteil seiner Kindheit verbrachte Nietzsche in Naumburg. Die Herzstücke des Zentrums sind die Bibliothek und das Archiv mit gut 9000 Bänden Literatur, Tausenden Dokumenten und unzähligen Briefen. Das NDZ ist Sitz der Nietzsche-Gesellschaft.

Romina Kempt

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