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«Götterdämmerung»: Thielemann und Festspielorchester gefeiert

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Bayreuth - Mit der «Götterdämmerung» als viertem und letztem Teil von Richard Wagners «Ring des Nibelungen» ist am Sonntag der Premierenzyklus der Tetralogie bei den Bayreuther Festspielen beendet worden. Großen Applaus gab es für den neuen Bayreuther Siegfried, den sängerisch und darstellerisch überzeugenden Kanadier Lance Ryan. Der lyrische Tenor ist in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Grünen Hügel zu erleben. Dirigent Christian Thielemann, der neue musikalische Berater der Festspielleitung, wurde wiederum für die hochemotionale Darbietung des Festspielorchesters frenetisch gefeiert.

Der 84-jährige Dramatiker Tankred Dorst und sein Regie-Team erhielt für die etwas altbackene Inszenierung in ihrem vierten Jahr wiederum freundlichen Applaus, aber auch heftige Buhrufe. Dieser «Ring» ist 2010 zum letzten Mal bei den Festspielen zu sehen, 2013 steht eine neue Deutung von Wagners 16-stündigem Monumentalwerk an.

Zu Beginn der «Götterdämmerung» werden alle Fäden aus den vorausgegangenen drei Opern zusammengefügt. Die Nornen verharren auf einem Berg aus Schädeln und Knochen und versuchen, in die Zukunft zu schauen. Der Zuschauer erlebt die Wandlung des Siegfried (Ryan) vom wilden Kerl zum Helden in Smoking, der sich in Gutrune (Edith Haller, die auch eine der Nornen singt) verliebt. Sie lebt mit ihrem Gibichungen-Bruder Gunther (Ralf Lukas) in einem Hotelkomplex aus Sichtbeton (Bühne: Bernd Skodzig). Dort feiert eine feine Abendgesellschaft in langen Roben ein großes Fest, benutzt dabei aber archaische Symbole wie zum Beispiel Trinkbecher statt Gläser. Große Gesten erscheinen völlig sinnentleert. Alle Frauen tragen goldene Gewänder, doch die sind nur noch dünne Fassade.

Am Ende schlagen die Naturgewalten zu. In der Hotelhalle bricht Feuer aus und im Hintergrund brennen die vier Abbildungen der Götter ebenfalls ab. Ob es nach diesem Untergang einen Neuanfang gibt, der vielleicht mehr Hoffnung als zuvor zulässt, beantwortet die Inszenierung nicht eindeutig.

Als neuer Hagen überzeugte der amerikanische Bass Eric Halfvarson mit dunkler Stimmgewalt. Andrew Shore wurde für seine dämonische Darstellung des Alberich wieder mit viel Beifall bedacht. Als Brünnhilde war erneut Linda Watson zu hören.

Das gesamte Bühnenpersonal dieses «Rings» steckt zumeist in zeitlich undefinierbaren Fantasy-Kostümen, die Götter tragen helle Kostüme mit allerlei verformten Accessoires. Alberich und sein Bruder Mime stecken in grün-braunen Krötenanzügen, die Riesen Fafner und Fasolt tragen geometrische dunkle Kostüme und überragen die übrigen Mitspieler um Haupteslänge. Immer wieder tauchen jedoch in allen vier Teilen der Inszenierung heutige Menschen auf, zumeist Kinder, die aber von der Götterwelt um sie herum nichts bemerken. Den Göttern geht es allerdings ebenso. Auch sie nehmen die Menschen nicht wahr.

Der gesamte «Ring»-Zyklus ist während der Festspiele 2010 noch zwei Mal zu sehen. Alle Vorstellungen sind ausverkauft.
 

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