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Jirí Belohlávek wird 70. Foto: Czech Philharmonic
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Jirí Belohlávek - Verfechter der böhmischen Musiktradition wird 70

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Prag - Gefeiert hat Jiri Belohlavek schon im Voraus. Die Tschechische Philharmonie ehrte ihren international renommierten Dirigenten vor gut einer Woche mit einem Konzert vor geladenen Ehrengästen. Zum Ende gab es lang anhaltenden Stehapplaus für den Verfechter der heimatlichen Tonsetzer von Dvorak bis Janacek. An diesem Mittwoch (24.2.) wird Belohlavek 70 Jahre alt.

Belohlaveks Aufmerksamkeit gilt der klassischen und romantischen Musik, seine Leidenschaft aber vor allem einem Komponisten. Es dürfte sein Verdienst sein, den Werken seines Landsmanns Bohuslav Martinu (1890-1959) zu einem breiteren Publikum verholfen zu haben. Mit dem BBC-Symphonie-Orchester nahm er 2009 alle sechs Symphonien des originellen, aber eher selten gespielten Komponisten auf.

 

Belohlavek studierte Violoncello am Prager Konservatorium, bevor er den Dirigentenstab ergriff und bei Sergiu Celibidache Meisterstunden nahm. Der rumänische Star-Dirgent war für seine langsamen Tempi berühmt-berüchtigt. Von 1990 bis 1992 dirigierte Belohlavek dann in der Nachfolge von Vaclav Neumann die Tschechische Philharmonie.

Doch als die Orchestermusiker erstmals das Recht bekamen, ihren Dirigenten in geheimer Wahl selbst zu bestimmen, endete das Engagement Belohlaveks im Streit. Die Musiker holten mit Gerd Albrecht einen Deutschen ans Pult - damals eine kontroverse Entscheidung. Zum 100-jährigen Bestehen des Orchesters 1999 leiteten dann Belohlavek und Albrecht je eine Hälfte des Konzerts.

Später ging Belohlavek nach England, wo er von 2006 bis 2012 an der Spitze des BBC-Symphonie-Orchesters stand. In London wurde ihm viel Anerkennung zuteil. Kritiker lobten den typisch böhmischen, warmen Klang. Die Queen zeichnete ihn mit dem CBE-Verdienstorden aus. Mit internationaler Erfahrung kehrte Belohlavek dann nach zwanzig Jahren an die Tschechische Philharmonie zurück.

Nicht immer gelinge es dem Perfektionisten, seine Sorgfalt und Präzision in eine starkes emotionales Erlebnis zu verwandeln, merkte der Kritiker der Zeitung «Hospodarske noviny», Petr Fischer, zum Jubiläum an. Doch die Musik eines Martinu in der Interpretation von Belohlavek - das sei «ein Feuerwerk der Rhythmen, ein Überschwall der Emotionen, die durchdachte Entstehung von Energie».

 

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