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Leo-Kestenberg-Gesellschaft in Berlin gegründet

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Am 20. Juni 2009 hat in Berlin die Gründungsversammlung für eine Internationale Leo-Kestenberg-Gesellschaft stattgefunden. Ziel dieser Gesellschaft ist es, die wissenschaftliche Forschung zur künstlerischen und kulturpolitischen Arbeit Leo Kestenbergs zu fördern, die Quellentexte wissenschaftlich zu erschließen, eine internationale Vernetzung der Forschungsaktivitäten herzustellen und die Zusammenarbeit mit Kestenberg-Institutionen und – Archiven in aller Welt zu unterstützen.

Leo Kestenberg (1882 – 1962) war 1898 zum Klavierstudium nach Berlin gekommen. Er studierte bei Franz Kullak und Ferruccio Busoni, engagierte sich seit 1903 aber auch als überzeugter Sozialdemokrat für die bildungspolitische Arbeit in der Freien Volksbühne Berlin sowie in den Bildungsausschüssen der Sozialdemokratischen Partei. Nach dem ersten Weltkrieg trat er als Musikreferent in das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ein und wurde schon bald als Ministerialrat für die weitreichenden bildungspolitischen Reformen des gesamten Musiklebens in Preußen zuständig. 1932 wurde er als Jude aus dem Staatsdienst entlassen. Er emigrierte über Prag und Paris nach Tel Aviv, wo er 1938 eintraf und bis zu seinem Lebensende blieb. Hier war er zunächst Generalmanager des von Bronislaw Huberman gegründeten Palestine Symphony Orchestra, widmete sich später aber erneut dem Aufbau des Musiklebens im neu gegründeten Staat Israel.

Kestenberg war nicht nur ein einflussreicher Bildungsreformer, sondern auch ein angesehener Künstler und bedeutender sozialdemokratischer Kulturpolitiker, dessen Bildungsimpulse in der Idee einer allgemeinen Volksbildung gipfelten. Die Leo-Kestenberg-Gesellschaft möchte die Erinnerung an diesen großen Europäer wach halten und die in sein Lebenswerk eingegangene Verbindung von Judentum und Christentum, Europa und Israel, Kunst und Kulturpolitik in wissenschaftlicher wie praktischer Hinsicht aufgreifen und weiterentwickeln.

Soeben ist im Rombach Verlag Freiburg der erste Band der Gesammelten Schriften von Leo Kestenberg mit seinen Hauptschriften herausgekommen. Die Gesamtausgabe, die bis 2012 geschlossen vorliegen soll, ist auf vier Bände angelegt.
 

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