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Die Mitglieder des Rates für Kulturelle Bildung. Foto: Rat f. Kulturelle Bildung, Phil Dera
Die Mitglieder des Rates für Kulturelle Bildung. Foto: Rat f. Kulturelle Bildung, Phil Dera
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Rat für Kulturelle Bildung: Bei Angeboten mehr Masse als Klasse

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Berlin - «Kultur für alle» als Teil einer umfassenden Bildungsgerechtigkeit ist nach Expertenansicht in Deutschland noch lange nicht erreicht. Zwar gebe es inzwischen mehr Angebote im Bereich der Kulturellen Bildung - leider aber auch viel Masse statt Klasse.

Die Quantität stimmt, doch bei der Qualität ist noch viel Luft nach oben: Auf diesen Nenner lässt sich ein Appell des Rates für Kulturelle Bildung bringen, der die Politik in Bund und Ländern zu verstärkten Anstrengungen in diesem Bereich aufruft. So seien «ein regelmäßiges, umfassendes, unabhängig durchgeführtes wissenschaftliches Monitoring der Kulturellen Bildung und ein systematischer Ausbau der Forschung» notwendig, mahnt das von mehreren großen Stiftungen getragene Expertengremium unter Vorsitz des Hochschulprofessors Eckart Liebau von der Uni Nürnberg-Erlangen.

Zudem fordert der Rat, künstlerische Fächer an deutschen Schulen müssten «ausgebaut und aufgewertet werden». Die Grundversorgung sei «insbesondere in der vorschulischen und schulischen Bildung unbefriedigend», so Liebau.

Der Rat verweist auf eine Studie des Allensbach-Instituts aus dem vorigen Sommer: Bundesweit 17 Prozent der Kinder in 9. und 10. Klassen an allgemeinbildenden Schulen haben demnach keinen Kunst-, 22 Prozent keinen Musikunterricht. Dazu kommen 33 Prozent, bei denen Kunst mehr als nur gelegentlich ausfällt, in Musik 27 Prozent. «Dieses Defizit können noch so gute außerschulische Programme nicht kompensieren», heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Aufruf «Kultur für alle - aber in guter Qualität!».

Das Gremium lobt, dass es bei Angeboten und finanzieller Ausstattung Fortschritte gebe, und hebt das Programm «Kultur macht stark» des Bundesbildungsministeriums hervor. Die darin geförderten außerschulischen Maßnahmen für mehr Bildungsgerechtigkeit reichen von Lese- und Sprachförderung über Tanz-, Theater- und Zirkusprojekte bis zu Mediengestaltung und Bildender Kunst. Das bis Ende 2017 laufende Programm umfasst laut Ministerium bis zu 230 Millionen Euro. Etwa 360 000 Kinder, Jugendliche und Angehörige würden bundesweit erreicht.

«Der bloße Blick auf Teilnehmerzahlen und leuchtende Kinderaugen reicht aber nicht aus», sagte Liebau. «Denn es gibt auch gescheiterte oder unausgereifte Projekte. Die Frage nach der Qualität muss daher systematisch gestellt werden.» Zwar lasse der bundesweite Ausbau der Ganztagsschulen das Angebot Kultureller Bildung wachsen. «Aber was genau, nach welchen Maßgaben, in welcher pädagogischen Qualität und von welchen Kräften mit welcher Qualifizierung da angeboten wird - das weiß über Einzelbeispiele hinaus keiner so genau.»

 

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