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Ruhrtriennale mit Oper eines Außenseiters eröffnet

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Bochum/Essen - Die Ruhrtriennale gilt als unangepasst und experimentierfreudig. In diesem Jahr versprach das Fest der Künste einen richtig außergewöhnlichen Start. Mit dem Musiktheater eines Außenseiters ist in der Bochumer Jahrhunderthalle die Ruhrtriennale eröffnet worden. Auf dem Programm stand am Freitagabend die Oper «Delusion of the Fury» des unangepassten amerikanischen Komponisten Harry Partch.

 

  Partch, der von 1901 bis 1974 lebte, gilt als Sonderling: Er erfand nicht nur sein eigenes Tonsystem, sondern auch das geeignete Instrumentarium dafür. Sein Werk ist nur wenigen Spezialisten bekannt, seine letzte große Musiktheaterarbeit «Delusion of the Fury» erlebte daher jetzt in Bochum ihre europäische Erstaufführung – mit eigens dafür nachgebauten Instrumenten.

  Regie führt Ruhrtriennale-Intendant Heiner Goebbels. Das Fest der Künste steht im zweiten Jahr unter seiner künstlerischen Leitung. Bei dem jährlich stattfindenden Festival wechselt der Intendant im Dreijahresrhythmus - daher der Name Ruhrtriennale.

  Bis zum 6. Oktober werden quer durch das Ruhrgebiet ehemalige Zechen, Stahlwerke und Maschinenhallen zur Bühne für Theater, Tanz und Musikkreationen der internationalen Avantgarde. Auf dem Programm stehen mehr als 40 Produktionen, darunter rund 20 Uraufführungen, Neuproduktionen, europäische Erstaufführungen und Deutschlandpremieren.

  Große Installationen bei der Ruhrtriennale beziehen das Publikum mit ein. «Das ist der Charakter eines performativen Kunstfestivals. Ich will nicht einfach Bilder aufhängen oder eine Skulptur präsentieren», sagte Goebbels nach der Vorstellung der Arbeiten in Essen und Duisburg. Dort sind seit Freitag Werke international renommierter Künstler zu erleben.

  Dazu zählen die gespenstische Videoinstallation «Silence, Exile, Deceit» des schottischen Künstlers Douglas Gordon in der Mischanlage der alten Kokerei oder der gigantische, kaum trockenen Fußes begehbare Wasserturm der Londoner Künstlergruppe rAndom International auf dem Gelände der Zeche Zollverein in Essen.

  Im Landschaftspark Duisburg-Nord sind Besucher während der Ruhrtriennale aufgefordert, ihre Wahrnehmung auf den Prüfstand zu stellen: Mit «test pattern» lädt der japanische Künstler Ryoji Ikeda dazu ein, über eine Videoinstallation aus atemberaubend schnell dahinrauschenden Barcodes zu schreiten.

  Ab diesem Samstag wird das Installationsprogramm ergänzt durch William Forsythes «Nowhere and Everywhere»: Im Museum Folkwang hat er Hunderte Pendel in Schwingung gesetzt. Keine Profis, sondern die Museumsbesucher selbst werden durch ihre Ausweichmanöver zu Tänzern in seinem Stück.

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