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Salzburger Mozartwoche beginnt mit tanzenden Pferden [update, 23.1.]

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Salzburg - Mit einem Pferde-Ballett wird am Donnerstag (19.30 Uhr) die Salzburger Mozartwoche 2015 eröffnet. 15 Pferde tanzen in der Felsenreitschule zu Mozarts Kantate «Davide penitente». Ein Spezialboden mit viel Sand soll verhindern, dass die Stampfgeräusche der Tiere für Mozarts Musik zu laut sind. Der französische Pferde-Choreograph Bartabas sorgt für die szenische Umsetzung.

 

Am Tag darauf wird Oper konzertant geboten, und zwar Franz Schuberts «Alfonso und Estrella». Darüber hinaus stehen alle acht Symphonien von Schubert auf dem Programm. Die populärste, die «Unvollendete» in h-Moll, wird von den Wiener Philharmonikern und Nikolaus Harnoncourt interpretiert.

Neben Mozart und Schubert spielt der 2012 im Alter von 103 Jahren gestorbene Komponist Elliott Carter eine zentrale Rolle im Mozartwochen-Programm. Zu dem Traditionsfestival werden bis 1. Februar viele internationale Top-Interpreten erwartet.

 

[update, 23.1.]

Hoppe, hoppe Mozart - Mozartwochen starten mit Pferdeballett

Salzburg (dpa) - Der strenge Geruch und das Schnauben von Pferden, das Stampfen ihrer Hufe und das leise Klirren des Zaumzeugs. Das hat es lange nicht mehr gegeben in der altehrwürdigen, ehemals fürsterzbischöflichen Salzburger Felsenreitschule. 2012 hatte zwar der Regisseur Alvis Hermanis für seine Inszenierung von Bernd Alois Zimmermanns Oper «Die Soldaten» eine Herde Kaltblüter engagiert. Doch die waren nur Staffage im Hintergrund. Zur Eröffnung der Salzburger Mozartwoche 2015 am Donnerstagabend spielten die Tiere mit ihren Reitern dann aber die Hauptrolle.

Die immer Anfang Januar terminierte Mozartwoche war mal eine Art Geheimtipp. Seit einiger Zeit hat sich das kleine, feine Festival zum echten Publikumsmagneten gemausert. Auch dank Event verdächtiger Darbietungen wie - in diesem Jahr - einem veritablen Pferdeballett. Dazu erklang unter anderem die Musik von Mozarts Kantate «Davide Penitente», einer von ihm selbst erstellten Umarbeitung seiner berühmten c-Moll-Messe.

Für das von dem französischen Pferde-Choreographen Bartabas in Szene gesetzte Spektakel war die Bühne der sonst für Konzerte und Opernaufführungen genutzten Felsenreitschule in eine mit Sägemehl bestreute Manege verwandelt worden. Die Musiciens du Louvre Grenoble, der Salzburger Bachchor und ein renommiertes Solistentrio unter Gesamtleitung von Marc Minkowski war effektvoll in den Naturfelsarkaden der Reitschule platziert.

Bartabas, mit bürgerlichem Namen Clément Marty, wollte eigentlich Jockey werden. Weil er dafür zu groß war, gründete er mit 19 Jahren eine Straßentheatertruppe, bevor er diese Aktivitäten mit seinem Faible für Pferde kombinierte. Er gilt als Erfinder des «Pferdetheaters». Seine Truppe «Zingaro» ist auf dem Gelände eines alten Forts nahe Paris untergebracht. Außerdem unterhält er in Schloss Versailles eine Nachwuchs-«Académie Équestre de Versailles».

Vor der nicht ganz Abend füllenden Mozart-Kantate gab es den «Priestermarsch» aus der «Zauberflöte», zu der sich die Reiter erst einmal warm ritten. Zu Mozarts «Maurerischer Trauermusik» legte Bartabas auf seinem Hengst Le Caravage ein poetisches Solo hin, eine Improvisation mit Elementen der Hohen Schule, wie gravitätischem Schreiten oder Treten auf der Stelle.

Wer eine Pferdeshow wie André Hellers «Apassionata» erwartet hatte, sah sich allerdings enttäuscht. Die hochkonzentriert dargebotenen Formationsritte und Soloeinlagen inklusive eines Pas de deux auf zwei Schimmeln erinnerten eher an die Künste der Spanischen Hofreitschule in Wien oder ans Klassische Ballett. Die Choreographie folgte weitgehend dem Duktus der Musik, ohne eine zweite, tiefere Bedeutungsebene zu erschließen. Trotzdem war alles sehr elegant, schön anzusehen, und weitgehend kitschfrei.

Großer Jubel am Schluss von einem ungewöhnlich jungen Publikum. Blumen für Reiter und Solisten, ein paar zärtliche Klapse für die Pferde. Beim nächsten Mal sollten die Organisatoren allerdings noch an einen Sack Möhren als Belohnung für die Vierbeiner denken. 

Georg Etscheit

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