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Simon Rattle: Londoner Symphony «beweglich und zukunftsorientiert»

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Berlin - Der langjährige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle (60), hat seinen geplanten Wechsel an die Spitze des London Symphony Orchestra verteidigt. «Das ist ein völlig anderer Orchestertyp. Sie sind beweglich und zukunftsorientiert. Wir wollen etwas aufbauen», sagte der Brite in einem Gespräch mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Samstag).

 

Das Berliner Orchester zeichne sich dagegen durch die große Anzahl erstaunlicher Persönlichkeiten aus. «Die Philharmoniker sind das einzige All-Stars-Team, das ich kenne in der Musikwelt. Aber auch die All-Stars gewinnen nicht jedes Match», so Rattle. Der Starmusiker hatte angekündigt, seinen seit 2002 laufenden Vertrag in Berlin nicht über 2018 hinaus zu verlängern, sondern die Führung in London zu übernehmen.

Zu seiner Nachfolge, über die die Berliner Philharmoniker im Mai entscheiden, wollte sich der Dirigent nicht äußern. »Zurzeit bin ich, glaube ich, der einzige Musiker in ganz Europa, der nicht in diese Diskussion verstrickt ist», sagte er. «Ich habe keine Ahnung, und ich bin froh darüber!»

Nachholbedarf sieht Rattle weiter bei der Öffnung des Berliner Konzerthauses für ein anderes und jüngeres Publikum. «Den Kampf, die Philharmonie als Gebäude zu öffnen, ... den haben wir noch nicht gewonnen», sagte er. «Man muss ihn ja in Berlin vor allem immer wieder gegen die Instanz Denkmalschutz führen. Vieles war da gar nicht möglich.» 

Im gleichen Interview mit der FAZ äußert sich Rattel auch zur Thematik des neuen Konzertsaals in München. «Was die Konzertsaal-Situation in München angeht, kann ich nur sagen: Schade, schade! ... Wenn das so weitergeht, wird München in Zukunft die einzige große Musikmetropole sein, die keinen Saal hat, den man richtig bespielen kann», sagte der Dirigent.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatten sich nach jahrelangen Diskussionen um einen neuen Konzertsaal in München entschlossen, die Philharmonie im Gasteig komplett umzubauen. Nach dem Willen Seehofers soll es keinen von vielen Seiten geforderten dritten Saal in München geben.

Rattle hatte sich bereits mehrmals für einen dritten Saal ausgesprochen. «Ich liebe den Herkulessaal», sagte er nun der FAZ. «Aber man weiß als Musiker nicht, wo man Backstage seinen Mantel aufhängen soll.» Politiker ließen sich von solchen Argumenten natürlich wenig beeindrucken, sagte Rattle. Der britische Musiker setzt sich auch für einen neuen Saal in London ein. 

 



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