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Von Salzburg nach Berlin - Jürgen Flimm wird Intendant der Lindenoper

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Berlin (ddp-bln). Jürgen Flimm wird Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Der derzeitige Leiter der Salzburger Festspiele werde die seit Mitte Mai vakante Leitung des Hauses ab 1. September 2010 übernehmen, sagte Berlins Regierender Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) am Montag. Flimm sprach auch mit Blick auf den sanierungsbedingten Umzug des Opernhauses in das Schillertheater von einer «sehr aufregenden Situation».

Generalmusikdirektor Daniel Barenboim sagte, er freue sich aus persönlichen und beruflichen Gründen sehr über die Regelung der Nachfolge von Peter Mussbach. Nach Angaben Wowereits wird Flimm bereits ab 1. Januar nächsten Jahres gemeinsam mit dem derzeitigen kommissarischen Intendanten Ronald H. Adler beratend die Zukunft des Hauses planen und mitgestalten. Der 67-Jährige kündigte an, er wolle sich in Salzburg freistellen lassen. Der Plan für die Festspiele 2010 sei fertig, jener für 2011 fast vollendet. Flimm hatte vor knapp zwei Wochen angekündigt, seinen Vertrag in Österreich 2011 auslaufen zu lassen. Zehn Jahre Salzburg seien genug, sagte er nun in Berlin.

Flimm war nach eigenen Angaben vor über zwei Monaten von Kulturstaatssekretär André Schmitz kontaktiert worden. In einem Gespräch mit Barenboim und Schmitz in New York sei dann die Entscheidung für die künftige Zusammenarbeit gefallen. Mit Barenboim verbinde ihn eine in der Branche nicht übliche Zuneigung und Freundschaft, sagte Flimm. Er freue sich zudem sehr auf die Zusammenarbeit mit Adler und hoffe, dass dieser so lange wie möglich an der Staatsoper bleibe.

Der Intendantenvertrag für Flimm in Berlin hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Er umfasst damit die 2010 beginnende Phase der Sanierung und den Wiedereinzug in die renovierte Staatsoper zur Spielzeit 2013/14. Wowereit würdigte Flimm als «herausragenden Theater- und Opernmann», der den weiterhin hervorragenden Ruf des Hauses sichere. Flimm werde die Staatsoper in guter Zusammenarbeit mit Barenboim sicher «durch die gewiss nicht einfache Zeit der Sanierung steuern». Zuvor war in Medienberichten auch über ein Engagement des Generalintendanten der französischen Opéra National de Lyon, Serge Dorny, in Berlin spekuliert worden. Flimms Vertrag muss laut Wowereit noch vom Stiftungsrat der Opernstiftung abgesegnet werden.

Über die künftige ästhetische Ausrichtung der Staatsoper hat Flimm nach eigener Aussage noch nicht entscheiden. Zunächst müsse er mit allen Beteiligten sprechen. Dann werde er sehen, wie es weitergehe. Er kündigte zudem an, sich regelmäßig mit Vertretern der Deutschen Oper und Komischen Oper treffen zu wollen, um Doppelungen in den Spielplänen zu verhindern. Es stelle sich die Frage, wie viele «Traviatas» Berlin brauche, so Flimm.

Mitte Mai 2008 war der damalige Intendant der Staatsoper, Mussbach, vom Stiftungsrat der Opernstiftung mit sofortiger Wirkung freigestellt worden. Hintergrund war fehlendes Einvernehmen über die künftige Ausrichtung des Gesamtbetriebs und die künstlerische Programmatik des Hauses.

Flimm war von 1985 bis 2000 Intendant des Hamburger Thalia Theaters. Von 2002 bis 2004 leitete er zunächst die Salzburger Schauspielsparte. Im Herbst 2006 übernahm er dann als Nachfolger von Peter Ruzicka die Gesamtverantwortung über die Festspiele. Flimm leitete zudem von 2005 bis 2007 die RuhrTriennale.
 

Ergänzung:

(23.12., ddp) - Der ehemalige Kultursenator Berlins und heutige Chef der Stiftung Zukunft Berlin, Volker Hassemer, (CDU), hat die Berufung Jürgen Flimms zum Intendanten der Berliner Staatsoper kritisiert. Flimm sei zwar ein «starker, erfahrener Mann mit vielen Erfolgen», sagte Hassemer am Dienstag im RBB-Inforadio. Jedoch könne er hinter der Berufung kein Konzept für die Berliner Opernkultur erkennen. «Der Reichtum Berlins ist nicht die Staatsoper allein, sondern es ist die Landschaft der drei großen Häuser, des Balletts, auch der Neuköllner Oper», fügte Hassemer hinzu

   Die Entscheidung signalisiere eine Konzentration auf die Staatsoper Unter den Linden, kritisierte Hassemer. Sowohl Generalsmusikdirektor Daniel Barenboim als auch Flimm seien politisch einflussreiche Persönlichkeiten und würden sich nun künftig bemühen, «die Staatsoper innerhalb der Opernstiftung ganz nach vorn zu schieben».

   «Eine Figur wie Flimm wäre eher dazu geeignet, eine starke Opernstiftung zu leiten», sagte Hassemer. Flimms Zuständigkeit für die Staatsoper bedeute letztlich eine Schwächung der Opernstiftung und damit der Aufgabe, die Opernkräfte in eine Kooperation zu bringen.

 

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