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Ein Wunder an Wahlverwandtschaften: Alexander Krichel mit Mozart, Hummel und Chopin

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Sogenannte Recitals – so virtuos, interessant und schön sie auch sein mögen – haben immer den Makel, dass man häufig wenig Lust hat, viele verschiedene Stile hintereinander zu hören. Auf den ersten Eindruck ist das auch bei der neuen CD von Alexander Krichel mit der Polnischen Kammerphilharmonie Sopot unter der Leitung von Wojciech Rajski der Fall: Chopin, Mozart Hummel. Beim Hören entpuppt sich diese Zusammenstellung dann aber als ein Wunder an Zusammenhängen, Verehrungen und Wahlverwandtschaften.

Sein Ideal war ihm Mozart“, berichtet Franz Liszt über Frédéric Chopin. In den Variationen über „Là ci darem la Mano“ op. 2 aus „Don Diovanni“ zeigt sich 1827 eine regelrecht verzaubernde Einfühlungsgabe in die Musik des verehrten Meisters - „Hut ab, Ihr Herren, ein Genie!“ urteilte Robert Schumann. Und der 1778 geborene, von Chopin ebenfalls hoch verehrte Franz Hummel lebte als Kind jahrelang in der Familie Mozart. Neben unendlich vielen Mozartarrangements schrieb er 1829 die originelle „Fantasie für Klavier und Orchester“ op. 116, die mitreißt in ihrer Fülle an klangfarblich dichten und strukturellen Einfällen: eine bislang vollkommen unterschätzte Komposition.

Ein solch gesamtheitlicher Eindruck kann natürlich nur gelingen über das Niveau der Interpretation: Das erste Stück der CD ist „Krakowiak in F-Dur“ op. 14 für Klavier und Orchester von Chopin, das direkt und unmissverständlich die interpretatorischen Qualitäten dieser CD klar macht. Und im Zentrum dann das Klavierkonzert A-Dur, KV 414, von Mozart, zu dem Hummel eine Kadenz geschrieben hat: der junge Krichel, bisher besonders hervorgetreten und preisgekrönt für seine Liszteinspielungen – zuletzt mit dem Echo-Klassik 2013 –, spielt mit einer Zartheit und Genauigkeit ohnegleichen. Krichel hat eine Begabung und ein Können der Einfühlung, das ihn nie zum virtuosen Solisten verführt, sondern jede gespielte Komposition als im Augenblick gesucht und erfunden wirken lässt und mit einer atemberaubenden Selbstverständlichkeit präsentiert. Und da weiß er sich einig mit der Begleitung des polnischen Orchesters.

Wenn so viel Nachdenken zu einem so guten Programm führt, ist es schade, dass nicht ein vergleichbarer Einsatz das Beiheft getroffen hat: Neben einem sehr guten Text dann anstatt Abbildungen der Komponisten viermal Krichel in absolut gleicher Porträtpose.

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