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„Dantons Tod“ an der Neuen Oper Wien. Foto: Armin Bardel
„Dantons Tod“ an der Neuen Oper Wien. Foto: Armin Bardel
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Große Szenen, schlüssig inszeniert: Gottfried von Einems „Dantos Tod“ in der Neuen Oper Wien

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Wien ist immer eine Reise Wert – kulinarisch und kulturell. Dabei muss es nicht immer die Staatsoper sein. Die Szene ist weitaus vielfältiger – auch Dank der experimentierfreudigen „Neuen Oper Wien“, die nun mit Gottfried von Einems „Dantons Tod“ überraschte – doch auch 63 Jahre nach der Salzburger Uraufführung (1947) hat das Werk nichts von seiner Kraft verloren.

Denn das von Georg Büchner dramatisierte Geschehen vom März/April 1794 ist im Ansatz aktueller, als es einem mitunter lieb ist: Demagogie, Macht und Verrat gehören auch heute noch zum Repertoire der Politik. Umso erfreulicher, dass die Inszenierung nicht einem Aktualitätswahn verfiel. Gerade mit dem pragmatisch angelegten, klar definierten Bühnenbild, den historisch geprägten Kostümen und der rundum spielfreudigen, auch in großen Szenen auf das Detail bedachten Regie (Leonard Prinsloo) ist es gelungen, die Szenen nahezu zeitlos und mit Fokus auf die vom Blutrausch verbogene Psyche der Protagonisten auf die Bühne zu bringen – und damit Raum für eigene Assoziationen zu schaffen.

Freilich: Einems Musik macht es auch leicht, diesen Weg mitzugehen. Fast scheint es so, als habe er mit seiner fulminant instrumentierten Partitur direkt an Stile der späten Weimarer Sachlichkeit anknüpfen wollen: von kontrapunktischer Linearität über Tanzjazz-Intermezzi bis hin zu scharf skandierenden Chören.
Und so mag es nicht verwundern, dass der glänzend vorbereitete Wiener Kammerchor mit seiner Bühnenpräsenz einen der musikalischen Höhepunkten des Abends darstellte.

Auch das von Walter Kobéra, Intendant und musikalischer Leiter in einer Person, mit Souveränität und Gestaltungswillen geleitete „amadeus ensemble Wien“ erlangte vom Graben aus Präsenz. Von den auch schauspielerisch glücklich agierenden Solisten überzeugten vor allem Mathias Hausmann (Danton), Jennifer Davison (Lucile) und Rubert Bergmann (Sainst-Just). Die vielen Bravos des begeisterten Premieren-Publikums galten aber vor allem der schlüssigen Inszenierung und dem engagierten Ensemble.

Weitere Aufführungen:
5. und 7.–10. Oktober 2010 (Wien, Museumsquartier, Halle E+G)

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