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Stefano Battaglia. Foto: Ssirus W. Pakzad
Stefano Battaglia. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Sanfter Wilder, wilder Wilder: Das Stefano Battaglia Trio beim BMW Welt Jazz Award

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Den Komponisten Alec Wilder (1907–1980) scherten die Schlagbäume zwischen den Genres nicht – er war ein munterer, unerschrockener Grenzgänger, der stilistisch immer hin und her pendelte, oft innerhalb eines einzigen Werks. Klassik oder Jazz, egal. Musik bleibt Musik. Der aus Mailand stammende Pianist Stefano Battaglia hat sich dem Oeuvre dieses uramerikanischen Tonsetzers, der auch Verfasser ungezählter Standards ist, aus europäischer Sicht genähert.

Über zehn Jahre befasst sich der Italiener nun schon intensiv mit Wilder. Er hat sich weit mehr als hundert Stücke seines Vorbilds erschlossen und stellte nun eine Auswahl davon beim „Inspired By Legends“ übertitelten BMW Welt Jazz Award vor.

Stefano Battaglia besitzt einen Hang zum Melos, zum Lyrischen, zum Verwunschenen. Wenn es denn eine Befürchtung gab vor seinem Konzert im Doppelkegel der BMW Welt, dann vielleicht die, dass er sein stilles Naturell zu stark ausleben könnte.

Es gab tatsächlich auch diese langen Passagen, in denen er mit dem Bassisten Salvatore Maiore und dem Schlagzeuger Roberto Dani versunken-konzentriert einfach die wunderschönen, delikaten Melodien auskostete, die Alec Wilder hinterlassen hat. Aber es war eben nicht nur sanfter Wilder, sondern auch wilder Wilder beim 3. Wettbewerbs-Auftritt des laufenden BMW Welt Jazz Awards zu hören.

Nachdem die drei Musiker anfangs durchs Rubato schwebten, begann aus dem Nichts ein kräftiges Ostinato zu tänzeln; ein repetitiver, tranceartiger Rhythmus von fast afrikanischer Anmutung brachte unerwartete Lebendigkeit in das erste Viertel des Konzerts. Später bringen Battaglia, Maiore und Dani Mittelalterliches mit orientalisch tönender Ornamentik zusammen, spielen einen frechen Blues mit viel Freiheitsdrang...

Es war also reichlich Abwechslung geboten in dem zweistündigen Konzert, in dem Battaglia mit viel Anschlagskultur und harmonischem Feinsinn glänzte, Salvatore Maiore zurückhaltend aber effektiv tiefe Töne ins Spiel brachte, Roberto Dani seine Becken mit Geigenbogen bestrich und ungewöhnliche Schlagkombinationen wie Rhythmusvarianten offerierte.

Musikalisch gesehen war der hoch-dynamische Auftritt des Stefano Battaglia Trios vielleicht der rundeste des bisherigen Wettbewerbs. Der wird am 21. Februar mit der hübsch exaltierten Schweizer Performance-Künstlerin Erika Stucky, ihren Landsleuten Christy Doran (Gitarre) und Fredy Studer (Schlagzeug) sowie dem aus Philadelphia stammenden Bassisten Jamaaladeen Tacuma, einst in den Diensten von Ornette Colemans „Prime Time“, fortgesetzt. Diese vier lassen sich am Sonntagmorgen von Jimi Hendrix inspirieren und lösen beim Publikum hoffentlich damit keine „Manic Depression“ aus.    

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