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Die Katze liebt ihr Katzeklo. Foto: Hufner
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Unsinn ohne Ende: Helge Schneider wird 60 Jahre alt

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Besonders viele Lacher kriegt Helge Schneider, wenn er über seinen eigenen Unsinn kichert. Das Publikum liebt ihn dann besonders, wenn er seine oft improvisierten Geschichten vom Absurden ins wahnsinnig Alberne kippen lässt und die eigene Komik komisch findet. Da hilft nur, über sich selbst zu lachen. Oder Musik.

Beides liebt er. Beides hat er seit vielen Jahrzehnten im Geschäft zu einer unnachahmlich verrückten Kunstform kombiniert. Am 30. August wird Helge Schneider 60 Jahre alt – und ist schon Ex-Rentner: Nachdem er sich vor nicht ganz einem Jahr mit einem vorerst letzten Konzert in den einstweiligen Ruhestand verabschiedete, hat er gerade seine neue Tour angekündigt.

„Dann sieht man andere Leute, wie sie zur Arbeit gehen und dann sitzt man da zu Hause – das geht nicht“, sagt er kurz vor seinem Geburtstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie haben ihm wohl einfach gefehlt, sein Publikum, die Bühne und sein Beruf, den er selbst ganz nüchtern beschreibt: „Musiker und Komiker. Musikclown vielleicht.“

Daneben hat er Bücher geschrieben, trashige Parodie-Filme gedreht, in denen er in die Rolle skurriler Typen wie „00-Schneider“ oder „Dr. Hasenbein“ schlüpfte. Quatschmacher zu sein, empfinde er als Kompliment, sagte er einmal der „Zeit“.

Geboren und bis heute sesshaft geblieben ist Schneider in Mülheim an der Ruhr. Klavier und Cello beginnt er schon als kleiner Junge zu spielen. In der neunten Klasse fliegt er ohne Abschluss von der Schule. Ans Musikkonservatorium schafft er es trotzdem, bricht aber nach zwei Semestern ab. „Ich bin von Grund auf faul, wenn es ums Lernen geht, darum bei der Sache zu bleiben“, so Schneider im dpa-Interview. Seine viel gerühmten Fertigkeiten als Jazzmusiker sind für ihn etwas Natürliches, angeeignet wie andere Schwimmen lernen: „Ich habe nie richtig geübt, aber immer gespielt“, sagt er.

In seinen Anfängen als alleinunterhaltender Jazzmusiker in den 70er Jahren in der westfälischen Provinz muss er dann entwickelt haben, was ihn heute berühmt macht: die Lust am anarchischen Witz, an der Beschreibung völlig abgedrehter Szenen. Auch wenn er als „singende Herrentorte“ seit 1977 erste Soloshows gibt und seine erste Gesangs-Platte 1988 „Seine größten Erfolge“ tauft, braucht es „Katzeklo“ und einen Auftritt bei „Wetten, dass …?“, um den damaligen Dauergeheimtipp einem Millionenpublikum bekannt zu machen.

Kult wurden fortan seine schrillen Anzüge und die wirre Perücke, die sich von seiner eigenen Frisur nur unmerklich unterscheidet. Er singt über Bonbons aus Wurst, den Telefonmann und darüber, dass es Reis gibt, Baby. Unverkennbar sind die näselnd-nuschelnde Vortragsweise, die fahrigen Handbewegungen, ein kalkuliert ungelenker Tanzstil. Die gut gelaunte Platte „Sommer, Sonne, Kaktus!“ landet 2013 als erstes Schneider-Album auf Platz eins der Charts. Selbst Menschen, die in seinem Quatsch nicht viel mehr als schrillen Unfug sehen, kommen kaum an der Binsenweisheit vorbei, welch ein Ausnahmemusiker er sei.

Seine Shows sind immer auch Konzert, die Bühne voll mit hochkarätigen Musikern. Dabei hat Schneider das Wesen des Jazz in seine Parodien und Albernheiten übersetzt: Was er da tut, lebt von der Improvisation. Kaum ein „Katzeklo“ klingt wie das andere. Er schere sich nicht um Regeln, hatte er der dpa in einem früheren Interview gesagt.

Eine Regel für sein Privatleben hat er dennoch aufgestellt: Wer er jenseits von Bühne und Rampenlicht ist, gehe niemanden etwas an, bekräftigt er auch im aktuellen Gespräch. „In meinem Beruf schwingt der private Helge mit. Ich sag' trotzdem nichts über meine Privatsphäre. Muss keiner wissen. Selbst ich weiß nicht, was morgen ist.“

Klar sein düfte: 2016 ist er auf Tour in Deutschland und der Schweiz. „Lass k(n)acken Oppa“ heißt das Programm.

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