nmz - neue musik
„Komponieren ist erweiterte Philosophie“
Porträt Zara Ali
Vor zwei Jahren haben wir an dieser Stelle ein Interview mit dem Detmolder Kompositionsprofessor Dr. Mark Barden veröffentlicht. Inzwischen hat er erfolgreich eine eigene Klasse an der HfM Detmold aufgebaut. Seine Masterstudentin Zara Ali gewann in diesem Jahr den 1. Preis beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb in Berlin. Ein Portrait über die Komponistin und ihre Arbeit.
Die Glorreichen Sieben
Neue Vocalsolisten erhalten Premio Abbiati 2022
Die Neuen Vocalsolisten werden als erstes Ensemble überhaupt mit dem Premio della critica musicale „Franco Abbiati” 2022 ausgezeichnet. Der wichtigste Kritikerpreis Italiens wird am 5. Juni 2022 in Bergamo verliehen. Erst 2021 wurden sie mit dem Silbernen Löwen der Biennale di Venezia für ihre großen Verdienste um die Vokalmusik der Gegenwart geehrt. Der Abbiati-Preis wird seit 2007 vom italienischen Kultusministerium unterstützt und steht seit 2008 unter der Schirmherrschaft des Präsidenten der Republik Italien.
Heidelberger Künstlerinnenpreis
2023 wird die Komponistin Farzia Fallah ausgezeichnet
Das Theater und Orchester Heidelberg hat die Preisträgerin des Heidelberger Künstlerinnenpreises 2023 bekannt gegeben. Die renommierte Auszeichnung, die ausschließlich an Komponistinnen vergeben wird, wird im Februar 2023 an Farzia Fallah verliehen.
Von Gef lüchteten, Demagogen und Dissidenten
Vier Produktionen der Münchener Biennale für neues Musiktheater stellten sich der unbequemen Gegenwart
„Kultur ist unsere Fähigkeit, zwischen trauriger Erfahrung / und unguter Vorahnung zu balancieren.“ Es sind Passagen wie diese, die zeigen, dass Serhij Zhadans Libretto zu Bernhard Ganders Biennale-Eröffnungsstück „Lieder von Vertreibung und Nimmerwiederkehr“ mehr ist als ein Textvehikel für selbstbezogenes Musiktheater.
Schule des Hörens: „Werckmeister Harmonien“ von Thom Luz an der Lindenoper
Ein Tonlabor mit Hörschule der besonderen Art: Thom Luz nimmt sein Publikum im Apollosaal der Berliner Lindenoper mit auf eine physiophilosophische Erkundung, deren Ausgangspunkt das Stimmen von Klavieren ist.
Hauptbild:Die Mathematik der Klangwolken
Zum 100. Geburtstag von Iannis Xenakis · Von Hans-Jürgen Schaal
Als Architekt und Ingenieur entwarf er Pavillons, futuristisch geschwungene Kuppeln, Raum-Installationen, Polytope. Ein Architekt und Ingenieur war er aber auch in der Musik. Iannis Xenakis (1922–2001) schuf rund 150 Kompositionen auf der Basis mathematischer Entwürfe.
Schuld und Sühne – Haukur Tómassons Kammeroper „Gudruns Lied“ in Mainz
Wenn Nadja Stefanoff als Gudrun auf der Anlagebank sitzt – im Hintergrund eine vergitterte Arrestzelle – denkt man als Zeitzeuge der 1970er Jahre unweigerlich an Gudrun Ensslin. Doch das Musiktheater-Stück, das im Großen Haus des Mainzer Staatstheaters gespielt wird, thematisiert nicht den Prozess gegen die Terroristen-Gruppe der Roten Armee Fraktion in Stuttgart-Stammheim, sondern das Schicksal der Gudrun Gjúkadóttir in der isländischen Version des Nibelungen-Liedes. Wir erleben die deutsche Erstaufführung von „Gudruns Lied“ – einer Kammeroper des isländischen Komponisten Haukur Tómasson.
Hauptbild:Musikgeschichte als polyphones Netz
Das Berliner Zafraan Ensemble bildet ein vielfältig ausbalanciertes Kollektiv
Übergänge zwischen zeitgenössischer Musik und jüngerer Musikgeschichte knüpfen – das zeichnet das Zafraan Ensemble besonders aus. Uraufführungen zu realisieren ist seit der Gründung integraler Bestandteil der künstlerischen Arbeit. Mit einer zehnteiligen Konzertreihe feierte die Gruppe in den vergangenen zwei Jahren an verschiedenen Spielorten Berlins ihr zehnjähriges Jubiläum. Unter dem Titel „UA Berlin“ wurden neue Auftragswerke Stücken aus dem 20. Jahrhundert gegenübergestellt, die in Berlin uraufgeführt wurden. Angefangen mit den 1910er-Jahren diente dabei jedes Mal ein anderes Jahrzehnt als Ausgangspunkt.
Salto mortale
Uraufführungen 2022/06
Plädoyers für die Freiheit der Kunst gab und gibt es immer wieder. Vielleicht sind sie gerade heute wieder nötiger denn je, wo Kunst, Theater und Musik immer mehr für nicht-künstlerische Absichten, Interessen und Botschaften in Dienst genommen werden sollen. Diese Tendenz ist bedenklich, und seien die Anliegen – gesellschaftlich, politisch, ökologisch, religiös oder sexuell – noch so richtig und wichtig.
Neue Noten 2022/06 – Neue Kammermusik mit Klarinette(n)
Werke von Christian Diemer, Theo Loevendie, Andrea Sarto, Oliver Schneller und Stefan Streich
Christian Diemer: Unirii für Bassklarinette, Trompete, Horn und Posaune (mit Trillerpfeifen und Vuvuzela) +++ Theo Loevendie: Metamorph. Trio für Klarinette, Viola und Klavier +++ Andrea Sarto: (Senza) für Klarinette in B +++ Oliver Schneller: Hadron für Bassettklarinette (in A) und Streichquartett +++ Stefan Streich: Entrée für acht B-Klarinetten im Kreis
Zärtliche Zukunftsmusik – Leoš Janáčeks „Jenůfa“ an der Berliner Lindenoper
Coronabedingt fand die Online-Premier per Livestream am 13. Februar 2021 statt, jetzt erst gab es als zweite Vorstellung die eigentliche Premiere vor Publikum live Unter den Linden. Eine weithin neue Besetzung wurde anberaumt, der Dirigent wurde ausgewechselt und man spielte die Brünner Fassung von 1908, hrsg. von Charles Mackerras, der sich große Verdienste um die Janáček-Aufführungspraxis erworben hat.
Hauptbild:23.5.2022: Veranstaltungen aktuell +++ Veranstaltungen
Jan Vogler setzt «Cellomania» bei den Dresdner Musikfestspielen fort +++ Flucht und Flüchtlingsschicksale: Sinfonische Dichtung in Friedland uraufgeführt +++ Mehr als 400 junge Sänger bei katholischem Chorfest in Dresden
Jan Vogler setzt «Cellomania» bei den Dresdner Musikfestspielen fort
Psychedelische Baustellen (mit Gefühl)
Neue CDs neuer Musik, vorgestellt von Dirk Wieschollek
Malin Bång ist eine Komponistin, die die experimentelle Erweiterung des Instrumentalklanges noch längst nicht ad acta gelegt hat und diese oft im kommunikativen Spannungsfeld großer Besetzungen erkundet. +++ Nach den „Amproprifications“ von Maximilian Marcoll nun die „Amphiference“ von Steffen Krebber, ein Neologismus, der ebenfalls ein speziell entwickeltes Verfahren der Modifizierung von Instrumentalklängen im Hinblick auf bereits bestehende Musik beschreibt. +++ Eine weitere Vinyl-Novität aus dem Hause Umland stammt von Ephemeral Fragments
„Ein Rot, das bleibt“ – „Galen“, Oper von Thorsten Schmid-Kapfenburg am Theater Münster uraufgeführt
Die Rezeption des Wirkens von Clemens August Graf von Galen teilt sich bis heute in zwei Lager: den einen gilt der Bischof von Münster als mutiger Mann, der sich gegen die Diktatur der Nationalsozialisten gestellt hat; die anderen kritisieren, er habe - wie weite Teile des deutschen Klerus‘ - viel zu wenig getan und der Verfolgung und Ermordung der jüdischen Glaubensschwestern und -brüder tatenlos zugesehen. Jetzt ist Bischof von Galen im Theater Münster zum Zentrum einer abendfüllenden Oper geworden, komponiert von dem Detlev Glanert-Schüler, Dirigenten und Pianisten Thorsten Schmid-Kapfenburg.
Hauptbild:Zwingende Zumutung: „The Damned and the Saved“ von Malin Bång und Pat To Yan bei der Münchner Biennale
Als letzte Uraufführung der diesjährigen Münchner Biennale für neues Musiktheater ging „The Damned and the Saved“ über die Bühne der Muffathalle. Was Komponistin Malin Bång aus der Vorlage von Pat To Yan gemacht hat, ergibt den schlüssigsten Premierenabend des Festivals, findet Juan Martin Koch.
Hauptbild:Glauben im Sonderangebot – Karol Szymanowskis „Król Roger“ in Cottbus entfesselt Sogwirkung
Karol Szymanowskis (1882-1937) einzige Oper „König Roger“ entfaltet auch am Staatstheater in Cottbus vor allem ihre unglaubliche musikalische Wucht. Der 1926 uraufgeführte kurze Dreiakter des polnischen Komponisten kann sich in der Beziehung durchaus neben „Salome“ von Richard Strauss oder „Penthesilea“ von Otmar Schoeck sehen bzw. hören lassen. Obendrein sind bewusst französische, gar orientalische Klangfarben unter die aufrauschende Opulenz gemischt.
Hauptbild:Konzentriert und symbolhaft – Viktor Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis“ in Duisburg
Es ist vollbracht! Drei Jahre lang schleppte man an der Deutschen Oper am Rhein die Produktion von Viktor Ullmanns Einakter „Der Kaiser von Atlantis“ nun schon mit durch die Spielpläne, nun hat es auf der Bühne des Theaters Duisburg endlich geklappt mit der Premiere. Und wieder wäre man fast gescheitert: in letzter Minute musste krankheitsbedingter Ersatz für zwei Rollen gefunden werden, und das – kleine Pointe am Rande – hatte noch nicht mal was mit Corona zu tun.
Hauptbild:Klangsinnarm und harmlos: Benjamin Brittens „A Midsummer Night‘s Dream“ in Frankfurt
Zum fünften Mal führt Brigitte Fassbaender Regie bei Brittens „A Midsummer Night‘s Dream“. Die Realisation an der im Bockenheimer Depot der Frankfurter Oper bleibt blass: „da ist nichts Gespenstisches, Subversives, Freches zugange“, findet unser Kritiker Dieter David Scholz. Das liege auch im „allzu vorsichtigen Dirigat des britischen Frankfurt-Debütanten Geoffrey Paterson, das ohne dramatisches Temperament Kraft und gestalterische Chuzpe die Musik Brittens weitgehend teilnahmslos buchstabiert.“
Hauptbild:Der Demagoge tänzelt übers Grün: „The Little Lives“ von A.L. Kennedy und Ann Cleare bei der Münchner Biennale
Zwischen Brexit-Irrsinn und Corona-Lockdowns kann einem schon mal ein wenig klaustrophobisch zumute werden. Die auch hierzulande bekannte und präsente schottische Autorin A.L. Kennedy hat dieses Gefühl für die Münchner Musiktheater-Biennale in ein Libretto gegossen, das auf den ersten Blick eine interessante szenische Konstellation verspricht.
Hauptbild:Makellose Märchenoper – Thierry Escaichs „Shirine“ wurde an der Oper Lyon uraufgeführt
So etwas gibt es manchmal. Alle machen alles irgendwie richtig und trotzdem fehlt am Ende etwas. Im Falle der neuen Oper des französischen Komponisten und Organisten Thierry Escaich ist das so. Ein Bericht von Jörn Florian Fuchs aus Lyon. Er konstatiert: „Man folgt allem durchaus gerne, es gibt schöne Schauwerte mittels häufig wechselnder, leicht übernaturalistischer Settings (Bühne: Etienne Pluss, Kostüme: Wojciech Dziedzic), aber die szenischen und musikalischen Funken fehlen.“
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