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Akademie der toten Autoren

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Cluster (2013/6 - 1)
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Fast gänzlich unbemerkt von der Öffentlichkeit gibt es einen Club von Musikautoren, der sich zusammensetzt aus Preisträgern des Deutschen Musikautorenpreises der GEMA. Er nennt sich hochtrabend „Akademie der Musikautoren“ und besteht derzeit aus 77 Preisträgern. In der Liste finden sich Carola Bauckholt direkt neben Dieter Bohlen, James Last neben Johannes Kreidler, Peter Fox neben Hans Werner Henze. Ein Querschnitt der Besten der Besten. Hinzu kommen noch etwa 13 mehr oder minder professionelle Menschen aus den GEMA-Aufsichtsräten, zwei Verlegervertreter und der Vorstandsvorsitzende.

Bis vor kurzem fiel diesem Gremium die ehren- und anspruchsvolle Aufgabe zu, Jury und Preisträger-Kategorien der jeweils kommenden Musikautorenpreis-Vergaben zu bestimmen. Eine Tätigkeit, die man wirklich nur in gewissenhafte Hände legen darf und deren Resultate sich in Kategorien wie Sinfonik oder Kunstlied hochdifferenziert äußern.

Ebenso spektakulär verabschiedete diese Akademie eine Resolution am Welttag des geistigen Eigentums. Die ist so spektakulär, dass man sie vor Omnipräsenz gar nicht mehr wahrgenommen hat. Natürlich geht es ums Urheberrecht. Und damit um die Zukunft der Welt mithin. Sie ist mit Leichtigkeit irgendwo nachzulesen. Die Akademie waren in diesem Fall aber zwölf Musikautoren plus die Autoren in GEMA-Positionen und Verlegervertreter (was auch immer die in dieser wohlfeilen Akademie zu suchen haben). Insgesamt 24. Das ist schon fast mehr als die Akademie der nmz-Autoren oder als die Anzahl der Besucher beim letzten Tokio-Hotel-Konzert in Worpswede.

Wichtig ist ja nicht die Menge, sondern der Inhalt. „Das Urheberrecht ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, denn die Öffentlichkeit diskutiert über den Wert von Musik und Kreativität.“ Jetzt muss nur noch die Akademie irgendwo ankommen, am besten in der Realität.
 

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