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Am Mischpult: Pierre Henry

Untertitel
Zum Tod des Klangerfinders und Elektroakustik-Pioniers
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Mit den Klängen leben, in den Klängen leben. Kaum ein Musiker hat dieses Motto so wörtlich genommen wie Pierre Henry. Immer wieder verwandelte der Komponist und Soundtüftler sein Haus, das gleichzeitig Tonstudio und Ausstellungsfläche für seine Werke bildender Kunst war, in einen intimen Hörsaal, den er dann, mit charakteristischem Rauschebart an seinem Mischpult sitzend, für das Publikum mit seiner „musique concrète“ beschallte. Musik aus konkreten, aufgenommenen Klängen komponieren: Die neuen Möglichkeiten, die sich aus dieser Technik ergaben, entdeckte Henry, der Schlagzeug und Komposition studiert hatte, 1949 im Pariser Studio d’essai, das Pierre Schaeffer leitete.

Knapp zehn Jahre lang arbeiteten die beiden dort zusammen und es entstand unter anderem mit der „Symphonie pour un homme seul“ (1949/50) jenes Werk, das als Geburtsstunde der musique concrète gilt. Für Maurice Béjart, der die „Symphonie“ später choreografierte, und für den Film entstanden weitere Arbeiten, vieles aus Henrys Produktion wurde auf Schallplatte produziert. Gleichzeitig trat Henry aber regelmäßig als Live-Performer seiner Musik auf, wobei er mit seinen „Remixes“ auch ein jüngeres Publikum erreichte. Der „Psyché Rock“ aus der „Messe pour le temps présent“ (1967) wurde seinerseits remixed und Henry avancierte, eher unfreiwilllig, zum „Ahnvater des Techno“. Er selbst hat sich immer als „Erfinder von Klängen“ bezeichnet und blieb seiner Ästhetik, die im Gegensatz zu Schaeffer auch eigens synthetisch erzeugtes Material mit einbezog, bei aller Offenheit für Neues stets treu. Am 6. Juli ist Pierre Henry in Paris gestorben.

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