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Berliner Weisse mit Schluss

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Selbst in jener „so unglaublich bankrotten Stadt” sei Kultur „nicht Unterhaltung, sondern Grundnahrungsmittel,” meinte der Dirigent Simon Rattle über seinen neuen Heimatort: Berlin. Berlin? Ja, Berlin, jenem Ort in dem nach jahrelangem Sterbenskampf den Berliner Symphonikern die letzte Grabeskerze angezündet und zugleich die Luft abgedreht wurde. Es ist aus mit diesem Orchester, Mitte dieses Jahres, vielleicht auch ein bisschen später. Nichts haben Solidaritätsbekundungen (80.000 Unterschriften) und die Gehaltverzichtserklärungen von Mitmusikern anderer Orchester bewirkt. 1,2 Millionen Euro wären dadurch zusammen gekommen. Da hätte ein Restbedarf von 1,9 Millionen Euro seitens des Senats bestanden. Der entschied mit den Stimmen von Rot-Rot: Nix da. Sozialismus, Entschuldigung, Sozialstaat geht anders – nämlich über den schon sehr ausgetretenen Weg zum Arbeitsamt, Entschuldigung, zur Arbeitsagentur natürlich. Apropos Grundnahrungsmittel: um den Fehlbetrag von 1,9 Millionen Euro zusammen zu bekommen, hätte es von jedem der über 3,3 Millionen Berliner Bewohner im Jahr nur 58 Cent bedurft. Das ist weniger Geld als für einen Liter Milch, auch so ein Grundnahrungsmittel. Man könnte einwenden, das sei eine Milchmädchenrechnung. Ja, das ist sie wohl immer, wenn die Rechnungen nicht mit, sondern gegen die Bevölkerung gemacht werden und unsere gewählten Vertreter mit Grundnahrungsmitteln so verantwortungslos umgehen.

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