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Das virtuelle Schloßgespenst

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Für Scheunen und Ställe hatte Justus Frantz schon immer ein Faible: Besonders wenn sie sich auf neuestem Stand herrichten lassen, also mit Bar, Empfangslounge, Sitzgruppen und Grünpflanzenambiente. Jetzt hat er sich das Barockschloß Schönwölkau (mit Stall und Scheune) in der Nähe von Halle ausgeguckt. Dort möchte er eine bleibende Heimstatt seiner „Philharmonie der Nationen“ installieren. Justus Frantz weiß wohl, was er diesem Orchester verdankt, denn diese aus allen Erdteilen zusammengetragenen Musiker spielen weit besser, als ihr Vorzeigemaestro zu dirigieren versteht – Klavier zu spielen, er konnte es nie gut, vermag er ohnehin nicht mehr. Frantz läßt sich also mit diesem Dankeschön-Bouquet an das Orchester nicht lumpen. Mehr geklotzt wird freilich auf der repräsentativen Seite. Das geht schon virtuell an. Ein computeranimiertes Video, das nun in Eilenburg vorgestellt wurde, vermittelte das Bild einer Kulturwelt, die von Frantz als heile angesehen wird. Neben dem herausgeputzten Stall für festliche Gesellschaften und einem Vier-Sterne-Hotel dient die Scheune als Konzertsaal für 650 Besucher. Die Orangerie nahe dem Parkteich soll eine Symbiose aus Natur und Musik ermöglichen und schließlich träumt Frantz von einer glasüberdachten Arena für 1.800 Besucher. Dort möge sich einstellen, was Gott sei Dank nicht so leicht zu erzwingen ist: das kulturelle Erlebnis. Alles ist bisher freilich Vision. Die Genehmigungsverfahren laufen noch – Wohlwollen darf bei so viel Ambiente angenommen werden. Und vermutlich wird von Frantzens Arbeitsstäben schon ein Verfahren entwickelt, auch das kulturelle Erleben virtuell, also „wie echt“, herstellen zu können. Das ist nötig, denn man darf annehmen, daß Frantz in diesem kostenintensiven Projekt auch selbst ans Klavier schreiten wird

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