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Der Weg zur Königsdisziplin

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Vorbericht zum 41. Deutschen Kammermusikkurs in Trossingen
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Wer „Jugend musiziert“ im Internet aufruft, erfährt auf der Portalseite, dass er sich beim „Integrierten Förderprojekt Jugend musiziert“ befindet. Soll heißen, dass „Jugend musiziert“ nicht allein ein Wettbewerb ist, sondern Elemente unterschiedlichen Charakters miteinander verknüpft, die dann in ihrer Gesamtheit eben jenes Projekt ergeben, das im Laufe der Jahre und Jahrzehnte europaweit so viele Nachahmer gefunden hat.

Um welche „Elemente“ handelt es sich? Da ist einmal das erwähnte Element „Wettbewerb“, im Juni diesen Jahres mit höchsten Teilnehmerzahlen zu Ende gegangen, da ist andererseits ein dichtes Netzwerk von Partnern, verstreut nicht nur über ganz Deutschland, sondern auch in vielen Ländern Europas, die – im Anschluss an die Wettbewerbsphase – Bundespreisträgerinnen und –preisträger zu Konzerten, Workshops, Meisterkursen einladen. Dazu gehört beispielsweise die Konzertreihe „Solist“ in Frankfurt/Oder (siehe Bericht auf dieser Seite).

Neben diesen Partnern, die übrigens hohe musikalische und pädagogische Qualität anbieten müssen, um in das Förderprojekt integriert zu werden, hat der Deutsche Musikrat auch von Anbeginn eigene Projekte ins Leben gerufen, um die Ausbildung junger Musikerinnen und Musiker auf einem verlässlich hohen Niveau festschreiben zu können.

Die Wettbewerbe „Jugend musiziert“ bieten vor allem Solisten und kleineren Ensembles die Möglichkeit, sich mit der Interpretation von Werken verschiedener Epochen präsentieren zu können. Um Erfahrungen in einem großen Klangkörper sammeln zu können, unter einem Dirigenten zu arbeiten und sinfonische Werke kennen zu lernen, wurde im Jahr 1969 das Bundesjugendorchester gegründet. Für das große und reichhaltige Feld der Kammermusik schließlich wurde bereits 1964 der Deutsche Kammermusikkurs „Jugend musiziert“ aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eingerichtet. Darüber hinaus erhält der Deutsche Kammermusikkurs „Jugend musiziert“ seit vielen Jahren Unterstützung von der ProMusica Viva Maria Strecker-Daelen-Stiftung.

Die diesjährige künstlerische Leiterin Prof. Inge-Susann Römhild schreibt in ihrer Einladung an die Bundespreisträger „Jugend musiziert“: „Für Musiker ist es ein großes Privileg Kammermusik in ihrer stilistischen und instrumentalen Vielfalt spielen zu dürfen, weil es sich sozusagen um die ‚Königsdisziplin‘ der Gattungen handelt. Neben technischen Fertigkeiten und solistischen Fähigkeiten sind Dialogfähigkeit, Toleranz und Kompromissbereitschaft ebenso gefragt wie Selbstwertgefühl, Anpassungsfähigkeit und Wertebewusstsein.“

Kein Wunder also, dass sich der Deutsche Kammermusikkurs seit seinem Bestehen großer Beliebtheit erfreut. Jedes Jahr bewerben sich viele hundert Preisträgerinnen und Preisträger des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“um einen der bergehrten Plätze. Nicht alle Bewerbungen können berücksichtigt werden, Kapazität und inhaltlicher Anspruch zwingen zu zahlenmäßiger Beschränkung.

Vom 29. August bis 11. September werden 44 herausragende junge Leute zu Gast in der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen sein und in wechselnden Besetzungen unter anderem Werke von Beethoven, Schumann, Mendelssohn Bartholdy, Poulenc, Ligeti, Kirchner, Hartley und Hurlstone erarbeiten. Zum Team der Dozenten gehören neben Inge-Susann Römhild aus Lübeck weitere renommierte Musiker mit reichem pädagogischen Erfahrungsschatz: Eckhard Fischer, Professor für Violine an der Musikhochschule Detmold, Thomas Klug, Konzertmeister der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Ulf Tischbirek, Professor für Violoncello an der Musikhochschule Lübeck, Georg Klütsch, Professor für Fagott und Kammermusik an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar und Johannes Peitz, Professor für Klarinette an der Hochschule für Musik und Theater, Hannover.

Einen besonderen Schwerpunkt bildet in diesem Jahr die Auseinandersetzung mit dem Werk Johannes Brahms’. Als Spezialist wurde dazu der Musikwissenschaftler und Leiter des Brahms-Instituts Prof. Dr. Wolfgang Sandberger eingeladen. Anhand einiger ausgewählter Notenbeispiele – unter anderem einer Kopie der in Lübeck befindlichen Handschrift des Klavierquartetts A-Dur, op. 26 – wird Sandberger den Umgang mit Urtexten und Handschriften zeigen und deutlich machen, wie viele Informationen man aus Notentexten herauslesen kann, deren Kenntnis nicht nur wertvoll, sondern wesentlich ist, um ein Werk zu verstehen und angemessen erklingen zu lassen. Sandberger wird das Brahms’sche Schaffen auch in den weiteren musikhistorischen Kontext einordnen und dies sicherlich in unterhaltsamer Form: Nicht umsonst ist er seit vielen Jahren als Autor und Moderator für verschiedene ARD-Anstalten tätig.

In drei öffentlichen Konzerten präsentieren die Teilnehmer schließlich die Ergebnisse ihrer Arbeit. Wann und wo genau die Konzerte stattfinden, kann man unter der Telefonnummer des Deutschen Kammermmusikkurses erfragen: 089/87 10 02 12.

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