Der Untertitel des Jubiläums- und Gesamtverzeichnisses 2012 des Bosse-Verlags „Hundert Jahre Musik und Pädagogik“ drückt das Kernanliegen des Verlags aus, dessen Katalog ein Zeugnis eines musikpädagogisch fundierten, mit der Zeit gehenden, vielseitigen Verlagsprogramms ist. In Gründerzeiten eher der Musikwissenschaft zugeneigt (zur Verlagshistorie siehe auch das ausführliche Interview mit dessen Gründer Bernhard Bosse in der nmz-Ausgabe 12/2011, Seite 8), wandte sich Bosse zunehmend musikpädagogischen Themen zu und fokussierte sich auf die Zielgruppe Musikpädagogen sämtlicher Bereiche.
Im Katalog lassen sich viele, aus der eigenen Praxis bekannte Bücher und Noten entdecken. Der Verlag bietet umfangreiches Material für die musikpädagogische Praxis aller Altersstufen, wie etwa „Zwergen Musik für Kinder ab 18 Monaten“ und weitere Konzepte musikalischer Früherziehung, das Materialpaket zur Initiative „JEKISS“ für Grundschulen („Jedem Kind seine Stimme“) und den neuesten Bläserklassenmusizierkonzept „Junior Band“. Es finden sich zum einen Traditionswerke wie „Mit Tina und Tobi“, welches 1970 in Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Musikschulen erstmals herausgegeben wurde und nun seit mehr als vier Jahrzehnten unzählige Kinder im Kindergartenalter bei den ersten Schritten in die Welt der Musik begleitet hat, zum anderen eine Menge bekannter musikpädagogischer Grundlagenwerke, da viele Bosse-Ausgaben zu Bestsellern der Musikpädagogik gehören.
„Bosses Beste“ so titulierte der Verlag eine zum Jubiläum erschienene Ausgabe mit zehn Chorsätzen aus dem Fundus des Verlags. Im Bereich der musikpädagogischen Fachbücher gehören zu „Bosses Besten“ das „Kompendium der Musikpädagogik“, die „Handbücher des Musikunterrichts“ (von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe II), das „Lexikon der Musikpädagogik“ alle vom Herausgeberteam Helms/Schneider/Weber sowie Shinichi Suzukis „Erziehung ist Liebe“. In weiteren Büchern finden sich Themen zu schulischem und außerschulischem Musikunterricht, wie zum Beispiel „Motivieren zur Musik“ von Nicolai Petrat, der in seinem gleichnamigen Buch Grundlagen und Praxistipps für den erfolgreichen Instrumentalunterricht darstellt und erläutert. „Motivieren zur Musik“ ist nicht nur ein interessanter Buchtitel, sondern vielleicht sogar Leitziel des Verlags. Dem Bosse Verlag gelingt es immer wieder aufs Neue praktische und wissenschaftliche Aspekte gut zu verbinden und dadurch viele Musikpädagogen anzusprechen. Zahlreiche Ratgeberliteratur rund ums musikalische Lernen, etwa Präventionsmaßnahmen für die Gesunderhaltung von Musikern aus dem Bereich Feldenkrais und Alexandertechnik oder Bücher zu den psychologischen Aspekten von Unterricht, helfen den Musikern und Musikpädagogen in ihrem Berufsalltag. Ein Großteil des Notenmaterials ist für den direkten Einsatz im Unterricht konzipiert und durch zeitgemäße Medienbeigaben wie Internet-, Hör- oder Videobeispiele ergänzt. Dies erleichtert die Vorbereitung der Lehrkräfte. Allen Publikationen gemein ist die Intention, Musikpädagogen auf ihrem Berufslebensweg zu unterstützen. So erschien 2011 auch die zweite Auflage des Buches „Marketing und Management für Musikpädagogen“ von Stefan Lindemann, welches hilfreiche Hinweise, Tipps und Erläuterungen für selbstständige Musikpädagogen gibt. Im Jubiläumsjahr lassen sich eindeutig folgende Verlagsschwerpunkte erkennen: elementare Musikpädagogik, populäre Chormusik und Fachbücher für Musikpädagogen und Musiker. Laut eigener Aussage wird sich diese Ausrichtung in nächster Zeit noch weiter intensivieren, da heutige Musikpädagogen nach schnell umsetzbaren, didaktisch reflektierten Konzepten suchen, die allen am musikalischen Lernprozess Beteiligten gute Ergebnisse und Freude bereiten.
Erfreulicherweise erfährt das Singen eine Renaissance in der Gesellschaft. Dies ist ein großer Gewinn für die gesamte Musikpädagogik, da Singen für alle Bereiche des Musizierens von unschätzbarer Bedeutung ist. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Verlagsprogramm. Berthold Kloss, der das musikpädagogische Lektorat des Bosse Verlags seit vielen Jahren leitet, nennt „die Heranführung von Menschen jeden Alters an Musik und die Begleitung auf einem guten Stücks ihres Weges“ als zentrales persönliches Anliegen seines Engagements. Hieran zeigt sich, dass eine musikpädagogische Vision auch in den Herzen derer verankert ist, die den Bosse Verlag heute ausmachen. Es bleibt zu hoffen, dass Bosse auch in den nächsten hundert Jahren eine traditionsreiche musikpädagogische Zukunftswerkstatt bleibt, welche die Musikpädagogik in ihrer Praxis und als handlungsorientierte Wissenschaft sowie als wichtiger Bildungsbestandteil weiterhin unterstützt, bereichert und bedient. In diesem Sinne „viel Glück und viel Segen“ – durch und für Bosse!