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Mira Foron spielte am 25. Oktober 2020 im Jubiläumskonzert des Landesjugendorchesters NRW in der Historischen Stadthalle Wuppertal Beethovens Violinkonzert mit Kadenzen von Fazil Say. Foto: Stefan Müller
Mira Foron spielte am 25. Oktober 2020 im Jubiläumskonzert des Landesjugendorchesters NRW in der Historischen Stadthalle Wuppertal Beethovens Violinkonzert mit Kadenzen von Fazil Say. Foto: Stefan Müller
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Die Odyssee eines Jubiläums

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50 Jahre Landesjugendorchester NRW – Konzert in der Historischen Stadthalle Wuppertal
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Seit 1970 besteht das Landesjugendorchester NRW nun schon, und dieses große Jubiläum sollte groß gefeiert werden. Bis zu 2.200 Gäste wurden erhofft zum Jubiläumskonzert Ende April 2020 in der Kölner Philharmonie. Dieses Ereignis musste – mit geplanter Anwesenheit vieler hochrangiger Ehrengäste aus Politik und Kulturwelt, mit Ehemaligen, Eltern und vielen Freunden – aus Pandemiegründen abgesagt werden. Kurzzeitig wurde ein Streaming des Konzerts am vorgesehenen Termin erwogen, aber der dann erfolgte komplette Shutdown machte alles zunichte.

Nach dem Schock begab sich das Orchestermanagement auf die Suche nach einer neuen Möglichkeit, das Jubiläum zu begehen: Der Große Sendesaal im Kölner Funkhaus sollte es sein, dazu, in langer Tradition fruchtbarer Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk, ein Mitschnitt für den Sender. Aber der Platz reichte zur Wahrung aller „Coronaregeln“ nicht aus. Selbst jetzt wurde noch eine andere Lösung gefunden, das Konzert konnte kurzfristig in die Historische Stadthalle Wuppertal verlegt werden. Auch der WDR spielte mit und sandte ein Ü-Wagen-Team. Dass aufgrund verschärfter Regeln das Konzert zweimal gegeben werden musste (11 Uhr und 19 Uhr), ist in diesen verrückten Pandemie-Zeiten nur noch eine Randnotiz. Die Odyssee war also beendet.

Das Programm umfasste Beethovens Violinkonzert und seine Dritte Symphonie, die „Eroica“. Zugegebenermaßen sind das zwei Werke, die im professionellen Musikbetrieb auch schon mal als „abgedroschen“ bezeichnet werden, aber die Orchesterleitung ist sich bewusst, dass hier junge Menschen zusammensitzen, für die auch diese (zu-)viel gespielten großen Klassiker Neuland sind, da sie für heimische Schul- und Jugendorchester viel zu schwer sind.

Mit entsprechend viel Feuer und Elan ging das Orchester unter der Leitung von Sebastian Tewinkel zur Sache und schuf Außerordentliches. Die Eroica erklang transparent und feurig, tiefgründig und strahlend, traurig und hoffnungsfroh, heroisch und triumphierend, also in allen Facetten, die Ludwig van Beethoven seiner Symphonie mitgegeben hat. Das Ganze erfolgte in präzisem Zusammenspiel und mit guter Instrumentaltechnik, wohltuend uneitel angeleitet von Sebastian Tewinkel.

Und dann war da noch das Violinkonzert. Das Publikum war schlicht geplättet von der Ausstrahlung und Bühnenpräsenz der jungen Solistin Mira Foron, die das Werk, Prüfstein aller großer und größter Geiger, makellos, strahlend und mit unfassbarem Charme barfuß im Seidenkleid präsentierte. Eine wohlformulierte Rede von André Sebald, dem Vorsitzenden des Beirats des Orchesters, gab Einblick in 50 Jahre Arbeit des Landesjugendorchesters und ersetzte die sonst übliche Konzertpause. Solche sind in Coronazeiten im Gebäude nicht zugelassen.
 

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