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Die Techniken des Ermöglichens lehren

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Interview mit Eckhard Heintz über sein Institut für Kulturmanagement
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Seit Oktober 1998 existiert das Internationale Institut für Kulturmanagement, INK, in München. Bisher wurden drei Seminare durchgeführt, zuletzt das auf der folgenden Seite vorgestellte Seminar zum Thema Festivalmanagement. nmz-Redakteur Andreas Kolb unterhielt sich mit Eckhard Heintz, dem Gründer des Instituts. nmz: Wie entstand die Idee, ein privatfinanziertes Institut für internationales Kulturmanagement zu gründen? Eckhard Heintz: Die Idee wurde aus zwei Erfahrungen geboren: Erstens war ich selber 16 Jahre lang Geschäftsführer vom Münchner Ga-steig. In der zweiten Hälfte meiner Tätigkeit dachte ich, es ist wichtig, daß man jungen, angehenden Führungskräften im Kulturbereich das Handwerkszeug an die Hand gibt, das sie weder durch eigene Praxis, noch durch ein Studium erhalten können. Zweitens konnte ich durch internationale Tätigkeit in Verbänden selbst erleben, wie solche Seminare durchgeführt werden können. Absolut führend sind da die USA. Ich selbst hatte die Gelegenheit, an verschiedenen Universitäten Managementkurse abzuhalten. Auch in Deutschland gibt es Hochschulen, vor allem Musikhochschulen, die Fortbildungskurse geben, aber das sind in erster Linie Kurse für Frischlinge, für Studenten, die noch nicht in der Praxis stehen. Davon setze ich mich ab und sage: ich möchte Profis aus aller Welt einladen, um hier auf internationalem Niveau die besten Instrumente in unserer Sparte zu lehren, um jungen Führungskräften an Wochenenden die Möglichkeit der Fortbildung zu geben. nmz: Können Sie nach den ersten drei Kursen bereits ein Resümee ziehen? Heintz: Unser Erfolg war umwerfend positiv. Bei 40 Teilnehmern machten wir Schluß, um die intime Atmosphäre nicht zu sprengen. Viele nehmen bereits mehrmals teil. Man kann jetzt schon abschätzen, daß es erfolgreich läuft. nmz: Wer belegt bei Ihnen Kurse? Heintz: Ich setze auf Führungskräfte, und zwar nicht nur junge. Das Niveau der Dozenten ist so hoch, daß man sich jederzeit vorstellen kann, daß sich auch ein Chef einer Kulturinstitution selber einschreibt. Auch ich war mir nie zu schade, ähnliche Seminare zu besuchen. Die Anregungen sind derart vielfältig, gerade durch das Öffnen der Fenster zum Ausland. Kunst und Kultur sind per se global und international. nmz: Was lehren Sie? Heintz: Es geht um die Techniken des Ermöglichens. Kulturmanager sind ja Ermöglicher. Nicht nur die internationalen Künstler, auch die weltweit und national unterschiedlichen Techniken des Ermöglichens sollen reflektiert werden. nmz: Also keine Angebote für Studenten? Heintz: Eine andere Frage ist, ob man die praxisbezogenen Kurse als Vollaufbaustudium in Hochschulen für Musik zum Beispiel weiterführen soll. Ich glaube, daß das ein gutes Rezept ist, wenn es praxisbezogen von den Dozenten ausgeübt wird. Als positive Beispiele nenne ich Hamburg und Berlin. Die Kooperation mit der Musikhochschule München und der Technischen Universität, die mit ihrem Präsidenten Herrmann außerordentlich innovativ denkt, kann eines Tages dazu führen, daß unser Institut zu einem „am Institut“ wird. Dieses neue Vehikel kann dann sehr wohl auch bereits Studenten diese Kurse anbieten, um sie lebenstüchtig zu machen. Wenn ich mir überlege, wie viele Musiker nach dem Studium entlassen werden und, wenn sie gut sind, in die Arme der Agenten, Agenturen kommen. Sie haben von Tuten und Blasen keine Ahnung, wie ein Vertragsverhältnis aussehen muß, wie man sich dagegen wehren kann, ausgenutzt zu werden. Diese erzieherische Aufgabe können wir durchaus leisten. Das wäre eine Parallele zu den Spezialseminaren, die wir heute schon anbieten. nmz: Das Kulturleben Deutschlands ist einem Strukturwandel unterworfen. Welche Zukunft geben Sie Oper, Konzert und Festival? Heintz: Die deutsche Kultur hat seit Jahrhunderten eine öffentliche Finanzierung im Rücken. Das mag sich ändern. Die Frage der Ökonomie von Projekten spielt eine zunehmend größere Rolle. Ohne die künstlerischen und kulturellen Aspekte zu vernachlässigen, ist das zweite strukturierende Bein – eine gute Planung, eine gute Durchfinanzierung – ganz wichtig. Da ist viel Luxus getrieben worden. Da wurde oft in öffentlichen Theatern oder Opernhäusern Geld aus dem Fenster geworfen, etwas locker gesagt. Ein Luxus, der schlicht nicht notwendig ist, um die künstlerische Leistung gleichwohl zu bringen. nmz: Konkrete Lösungen der Misere? Heintz: Eine Fülle von Bezugspunkten muß heute von einem ernsthaft arbeitenden Kulturmanager gesehen werden. Diese Vernetzung ist eine Aufgabe, die man durchaus lehren kann. Kunst kann nur ermöglicht werden, wenn alle Faktoren wie Staat, Stadt, Öffentlichkeit, Medien, Endverbraucher, Besucher, private und öffentliche Geldgeber einbezogen werden. nmz: Die Teilnehmer benutzen das Seminar auch als Kontaktbörse, es besteht die Möglichkeit, informell mit den Teilnehmern sowie den Dozenten, bei denen man sonst nicht unbedingt einen Termin bekommt, zu sprechen. Als wie wichtig schätzen sie solche Kontaktmöglichkeiten ein? Heintz: Man lebt vom Netzwerk. Es gibt geborene Theatermacher, Intendanten, die das hier angebotene Handwerkszeug nicht brauchen. Doch das schließt unser Angebot nicht aus. Meine Aktivitäten am Gasteig waren geboren aus dem Netzwerkgedanken. Die Tatsache, daß ich in der International Society for Performing Arts, ISP, viele Jahre tätig war, davon ein Jahr als Präsident, versetzte mich in die Lage, unendlich viele Projekte kennenzulernen und anzusehen. Unser Angebot ist ein Additivum zur täglichen Praxis der Teilnehmer und geht theoretisch und praktisch in Richtung Network.

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