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Die Zwitschermaschine

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Die erstrebte Einmaligkeit eines neu komponierten Stücks und die nicht minder als einmalig erhoffte Sensati-on des ersten unmittelbaren Erlebens von Musik im Konzert verträgt sich schlecht mit der geschäftigen Praxis von Serien-Uraufführungen, wie sie nach dem konzertreichen Oktober auch im November auf weiteren zahlreichen internationalen Musiktagen und Festivals geboten werden. Vor lauter Vögeln im Walde läuft man Gefahr, ihr Singen nicht mehr zu hören. Der Musikbetrieb wird – mit einem Titel Giselher Klebes gesprochen – zur „Zwitschermaschine“, die freilich auch ihre vielstimmigen Reize hat.

„Wien Modern“ bietet vom 31. Oktober bis zum 29. November neben den Schwerpunkten des Jubilars György Ligeti und Jani Christou vor allem Musik junger osteuropäischer Komponisten und Uraufführungen von Michael Jarrell, Thomas Heinisch und Clemens Gradenstätter. Das Festival für aktuelle Musik, Performance und Klangkunst „open systems“ präsentiert vom 13. bis 16. November in Bochum, Dortmund, Herne und Essen neue experimentelle Interaktionen zwischen Barock, neuer Musik, Jazz, Elektronik, Stimme und Computer. Das „Musikprotokoll des Steirischen Herbsts“ in Graz bringt am 14. November die Uraufführung von Georg Lopez’ „Gebirgskriegsprojekt“, einen „Wachtraum für Videogestaltung mit konkreten und instrumentalem Raumklang“ sowie am 16. November die Uraufführung von Georg Friedrich Haas 4. Streichquartett mit Live-Elektronik. Bei den „Römerbad-Musiktagen“ in Badenweiler spielt das Arditti-Quartet am 12. November erstmals Jörg Widmanns 3. Streichquartett und im Rahmen des Preisträgerkonzerts des „5. Internationalen Violinwettbewerbs Leopold Mozart“ im Augsburger Theater treten am 24. November unter dem Titel „Ophelia“ erstmals Wilfried Hillers „erotische Visionen nach Motiven von Hector Berlioz für Violine solo“ in die Welt. Beim „Huddersfield-Festival“ schließlich wird am 27. November Gavin Bryars’ „Third Book of Madrigals“ uraufgeführt und beim Festival „Klangaktionen“ in München am 30. November Altmeister Dieter Schnebels Klavierstück „Es ist Zeit“. Wofür? Hoffentlich für die Zeitkunst Musik.

Weitere Uraufführungen

2.11.: Lois V. Vierk, Simoon für acht Violoncelli, Frau Musica Nova, DLF Köln
7.11.: Valerio Sannicandro, strali für Frauenstimmen, Tonband und Orchester, und Pascal Dusapin, Exeo, Solo Nr. 5 für Orchester, musica viva, München
13.11.: Nicolaus A. Huber, Music on Canvas, Minardschouwburg in Gent
14.11.: Jörg Birkenkötter, Tripelkonzert, Theaterhaus Pragsattel, Stuttgart
15.11.: Detlev Glanert, Ich bin Rita, Kurzoper nach Elke Heidenreich, Foyer Kölner Oper
20.11.: Alexander Raskatov, Obikhod, Stuttgart
28.11.: Beat Furrer, andere stimmen für Violine und Orchester, Graz
30.11.: Charlotte Seither, Ricordanza für 15-stimmigen Chor, Kassel

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