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DVD-Tipps 2013/10

Untertitel
Glückskinder - Concorde
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Zu den Höhepunkten der Berlinale-Retrospektive „The Weimar Touch“ gehörte eine digital restaurierte Fassung des deutschen Filmmusicals „Glückskinder“. Lange war dieser legendäre Film aus dem Olympia-Jahr 1936 von der Bildfläche verschwunden gewesen. Und nun ist dieses Schmuckstück der Ufa von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden endlich restauriert worden.

Ein Film, der das Link darstellt zwischen den Tonfilmoperetten der „Systemzeit“ und den Revuefilmen der Nazis. Inszeniert von Paul Martin, der schon 1932 das Depression-Musical „Der blonde Traum“ gedreht hatte und der gerade aus den USA zurückgekehrt war. Und der hier gewissermaßen mit dem wieder vereinten Traumpaar der späten Weimarer Republik – Lilian Harvey & Willy Fritsch – ein deutsches Remake des Capra-Klassikers „It Happened One Night“ vorgelegt hatte. Unvergesslich Peter Kreuders Gassenhauer „Ich wollt’, ich wär ein Huhn“. Man hätte sich nicht gewundert, wenn  der Film noch einmal als Erich-Pommer-Produktion der Ufa angekündigt worden wäre.

Aber der wichtigste deutsche Produzent der Zwischenkriegszeit hatte Ende 1932 die Ufa verlassen, als sich die Vorbehalte gegen jüdische Mitarbeiter im Studio immer mehr abgezeichnet hatten. Die deutsche Presse feierte das Werk dann auch als „amerikanisch“, um nicht an die alten Zeiten von „Die Drei von der Tankstelle“ oder „Der Kongress tanzt“ erinnern zu müssen, die Meisterwerke, die von jüdischen Regisseuren inszeniert waren. Die Schlager von einst wurden natürlich immer noch von den Menschen auf den Straßen gesungen, aber im Kino tauchten sie nur noch als Liedgut der verhassten „Systemzeit“ auf. So wurde den Kommunisten im berühmt-berüchtigten „Hitlerjunge Quex“ Ende 1933 ein Heymann-Schlager zugeordnet. Noch Anfang des Jahres hatte der Ufa-Verlag damit ein Bombengeschäft gemacht.
 

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