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Impressionen vom Chorwettbewerb 2010 in Dortmund. Foto: Jan Karow
Impressionen vom Chorwettbewerb 2010 in Dortmund. Foto: Jan Karow
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Ein Projekt im Wandel

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Neue Ausschreibung und Literaturliste zum Deutschen Chorwettbewerb 2014 erschienen
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Der Deutsche Musikrat veranstaltet alle vier Jahre in wechselnden Städten den Deutschen Chorwettbewerb (DCW). An diesem Förderprojekt können alle Arten von Chören auf Landesebene teilnehmen, um sich – wie bei „Jugend musiziert“ – für den Bundeswettbewerb zu qualifizieren: Gemischte Chöre, Frauenchöre, Männerchöre, Jugendchöre, Kinderchöre und alle möglichen Formationen der Populären Chormusik sind mit von der Partie. Seit dem letzten Wettbewerb 2010 in Dortmund wurden zusätzlich die Vokalensembles in den Wettbewerb integriert. Auf diese Weise bildet der Chorwettbewerb die gesamte Bandbreite der Chormusik in Deutschland ab. Durch den Leistungsvergleich und die Begegnung der Chöre untereinander wird die Qualität deutscher Chöre gefördert und angehoben.

Wie bei allen Projekten des Deutschen Musikrates gibt es auch für den Chorwettbewerb einen ehrenamtlichen Beirat, der die Richtlinien für die Durchführung des Förderprogramms festlegt. Seit der Premiere des Wettbewerbs 1982 in Köln hat der Deutsche Chorwettbewerb immer wieder kleine und größere Änderungen an der Ausschreibung erfahren. So wurde beispielsweise 1990 erstmals eine Kategorie „Jazz, Pop et cetera“ eingeführt, die mit jedem Wettbewerb immer beliebter wurde. Nicht nur auf Landes- und Bundesebene wuchsen die Teilnehmerzahlen und die Qualität der Chöre, sondern überall in Deutschland formierten sich zunehmend Chöre, die sich den Genres Jazz, Barbershop, Pop, Latin, Rock, Gospel, Schlager oder ähnlichen Stilrichtungen widmen. Heute gibt es gerade in diesem Bereich keinerlei Nachwuchssorgen. Der Deutsche Chorwettbewerb hat aber nicht nur dazu beigetragen, dass sich die „populäre Chorszene“ vergrößert, sondern auch qualitativ entwickelt hat. 

Ein ähnlicher Prozess lässt sich in den letzten Jahren bei den Vokalensembles beobachten, unabhängig davon, ob sie sich auf „klassischem“ oder „populärem“ Terrain bewegen. Wie Pilze schossen Vokalensembles überall aus dem Boden oder gründeten sich zusätzlich aus einem Chor heraus. Daher war es nur folgerichtig, bereits in die Ausschreibung zum DCW 2010 zwei Kategorien für Vokalensembles aufzunehmen und nun beide Kategorien auch für den DCW 2014 beizubehalten. 

Ebenfalls zum DCW 2010 neu eingeführt und jetzt fortgesetzt ist die Kategorie der Kinderchöre. Da der Deutsche Chorwettbewerb sich auch für den Chornachwuchs einsetzt, war es ein besonderes Anliegen, den Kindern zwischen 6 und 13 Jahren die Möglichkeit der Teilnahme zu geben. Sicherlich gibt es viele gute Gründe für oder gegen einen Wettbewerb in diesem Alter. Da aber über Jahre hinweg immer eine Nachfrage nach einer solchen Kategorie existierte, und einzelne Landesmusikräte bereits in ihren Landeswettbewerben positive Erfahrungen gesammelt hatten, wurde diese Kategorie eingerichtet. 

Erheblichen Beratungsbedarf gab es bei den letzten Wettbewerben immer beim Zuschnitt der Erwachsenenkategorien: Frauenchöre, Männerchöre und die Gemischten Chöre wurden in „kleine“ und „große“ Chöre unterteilt, damit die unterschiedliche Musizierpraxis dieser Chöre nicht verglichen werden muss. In diesem Punkt waren sich alle Fachleute einig; aber uneins war man darüber, wo die Grenze zwischen kleinem und großem Chor liegen sollte. So wurde zuerst festgelegt, dass Kammerchöre aus 16 bis 40 Mitwirkenden bestehen, beim letzten Wettbewerb dann aus 16 bis 36 Mitwirkenden (woraus sich für die „gro-

ßen“ Chöre eine Teilnehmerzahl ab 41 bzw. 37 Mitwirkenden ergab). Bei den Beratungen zur neuen Ausschreibung kam schließlich der Gedanke auf, es den Chören selbst zu überlassen, in welcher Kategorie sie starten wollen. So wird es beim DCW 2014 eine Überschneidung der beiden Kategorien im Bereich von 32 bis 36 Mitwirkenden geben. Wenn sich das Selbstverständnis und die Musizierpraxis eines Chores am „Kammerchor“ orientieren, kann dieser nun bis zu 36 Mitwirkende haben; wenn er sich als „großer“ Chor versteht, ist es nun möglich, bereits ab 32 Mitwirkenden in der „großen“ Kategorie zu starten. Diese neue Einteilung gilt nun bei den Männerchören und den Gemischten Chören. 

Bei den Frauenchören wird es 2014 dagegen nur noch eine Kategorie ab 16 Mitwirkenden geben: Die Zahl der „großen“ Frauenchöre war bei den letzten Wettbewerben auf Landes- und Bundesebene so gering, dass eine eigene Kategorie nicht mehr gerechtfertigt erschien. Daraus zu schließen, dass es bei den Frauenchören grundsätzlich an Nachwuchs mangelt, ist jedoch falsch. Die Chorstärke liegt aber meist deutlich unter 40.

Zu jeder neuen Ausschreibung wird auch die unter dem Titel „Anregungen zur Literaturauswahl“ veröffentlichte Literaturliste überarbeitet. Es wurden diesmal nicht nur einzelne Werke herausgenommen und neue Werke ergänzt, sondern auch die Struktur der Liste verändert beziehungsweise an die neuen Anforderungen der Ausschreibung angepasst. Bei den bisherigen Wettbewerben war es für alle Chöre Pflicht, ein Werk des 20. Jahrhunderts, komponiert nach 1920, zu singen. Diese Anforderung wurde geändert in „komponiert nach 1950“. Daher musste die Liste nicht nur neu strukturiert, sondern für alle Werke recherchiert werden, ob sie vor oder nach 1950 komponiert wurden. Die neue Einteilung sieht nun folgende Abschnitte vor: Klassische Vokalpolyphonie (aus Renaissance oder Barock), Romantik, Neue Musik (komponiert nach 1950), Volkslied, Klassische Moderne (Werke zwischen 1920 und 1950).

Bis auf die Chöre der populären Chormusik müssen alle Chöre im Vortragsprogramm mindestens ein Strophenlied aus der deutschsprachigen Volksliedtradition (einstimmig oder/und im schlichten Satz) singen. Da es immer zahlreiche Rückfragen dazu gab, sind der Literaturliste jetzt einige Chorsätze als Beispiel hinzugefügt. Chorleiterinnen und Chorleiter können sich nun an diesen Chorsätzen orientieren, ob das selbst gewählte Volkslied den Anforderungen entspricht. Die Werke der Klassischen Moderne sind zwar in der neuen Ausschreibung nicht mehr Pflicht, können und sollen aber weiterhin in den Programmen der Chöre eine Rolle spielen. 

Das Förderprojekt Deutscher Chorwettbewerb hofft, dass die vorgenommenen Änderungen an der Ausschreibung von den Chören angenommen werden und die rege Beteiligung auf Landes- und Bundesebene beibehalten oder sogar gesteigert werden kann. 

www.musikrat.de/dcw

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