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Ein Vierteljahrhundert Liebe zur Musik

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Das Freie Musikzentrum München feiert – Angebote für Laien und Profis
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Mit der Bitte um eine Spende, die keiner Begrenzung nach oben unterliegt, lud das Freie Musikzentrum in München am 17. September zum 25. Geburtstag ins Neue Theater in der Entenbachstraße ein. Eine Bitte (mit einem subtilen Hinweis versehen), die dieser Tage, doch sind es wohl eher schon Jahre, von vielen Seiten zu hören ist. Das Freie Musikzentrum meistert jedoch die von Etatkürzungen geprägten Zeiten gut und kann durchaus auf eine Erfolgsgeschichte mit optimistischer Zukunftsprognose blicken.

Das Freie Musikzentrum, kurz FMZ, wurde im Januar 1979 in der Form eines gemeinnützigen Vereins gegründet. Die Idee: Interkultureller Austausch auf musikalischer Ebene. Das Ziel war die Gründung eines Weltmusikkonservatoriums, und ein Bewusstsein für die Ebenbürtigkeit anderer Musikkulturen zu schaffen, doch dies sei nicht erreicht worden, wie Mitbegründer Peter Pannke im Interview mit dem Kultur-Magazin „Applaus“ resümierte.

Obwohl dieses Ziel verfehlt wurde, kann das FMZ auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken: Der erste Standort befand sich in der Kirchstraße im Stadtteil Haidhausen. Hier schuf das FMZ eine Plattform für Künstler, die bis dato noch fremden Genren angehörten. Percussion, Didgeridoo, spirituelle Tänze und auch Jazz standen auf dem Programm. Zudem wollte man weg vom bloßen Musikkonsum und die Möglichkeit bieten, Musik und Tanz selbst zu erlernen. In den achtziger Jahren wurde die berufsbegleitende Weiterbildung für Musiktherapie sowie für kreativen Tanz, die Percussion-Schule und das Jazz-Projekt gegründet. Der Zulauf war groß, die Räumlichkeiten schnell zu klein, so dass das FMZ 1985 in das ehemalige Haus des Richard-Strauss-Konservatoriums in der Ismaningerstraße umzog, wo es heute noch zu finden ist. Aktuell verzeichnet das FMZ rund 10.000 Besucher jährlich. Die Organisation der Konzerte und Workshops werden von vier Hauptamtlichen und etwa 120 freien Dozenten bewerkstelligt. Die künstlerische Breite reicht von Yoga über indischen, brasilianischen und Butoh-Tanz, ganzheitliche Stimmbildung, Mantra Singen, bis hin zum herkömmlichen Gitarre und Blockflöte Spielen.

Mehr Weiterbildungsangebote

Die Angebote der berufsbegleitenden Weiterbildung sollen zukünftig ausgeweitet werden, um die Kürzungen der Landeshauptstadt aufzufangen. 85 Prozent des Gesamtetats bringt das FMZ mittlerweile selbst auf, der Rest stammt aus dem Topf des Kulturreferats. Satzungsgemäß besteht das oberste Ziel des FMZ darin, ein Forum für Künstler zu bieten, die abseits des Mainstreams liegen. Ein Zuschussbetrieb also, der über die Kurse subventioniert wird. „Wir verkaufen praktisch unsere Kurse, wie ein Jazz-Club Bier“, erklärt die Geschäftsführerin Claudia Frodien. Die letztjährige Etatkürzung der Stadt um zehn Prozent habe man durch eine Vielzahl von Aktivitäten aufgefangen und verkraftet, so die Diplom-Ingenieurin.

Ein Zwiespalt: Denn wo Mittelstreichungen nahezu problemlos weggesteckt werden, besteht auch die Gefahr, dass auf Verwaltungsseite mehr Einsparpotenzial gesehen wird. „Die Landeshauptstadt ist sehr interessiert daran, uns nicht untergehen zu lassen“, ist sich Frodien sicher. Das FMZ werde als eine wichtige musikalische Institution wahrgenommen und das Kulturreferat müsse eben tun, was es tun muss.

Im Freien Musikzentrum wird also nicht viel gejammert, man stellt sich lieber den neuen Herausforderungen. Auch wird das FMZ nicht mehr von seiner ehemals esoterischen Weltanschauung dominiert: „Wir haben uns davon gelöst und sind somit auch offen für eine neue Zeit“, so Frodien. Ein Prozess, der vor mehr als fünf Jahren begonnen habe. Heute liegt das Augenmerk der Verantwortlichen auch verstärkt auf der Förderung der musikalisch-künstlerischen Bildung von Kindern und Jugendlichen. In diesem Bereich konnte das Zentrum im letzten Jahr einen Zuwachs von 13 Prozent verzeichnen. „Wir können nicht feststellen, dass Eltern an der musikalischen Erziehung ihrer Kinder sparen“, erklärt die Geschäftsführerin. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werde der Wert der Kultur wieder deutlicher sichtbar. Das FMZ unterscheide sich von anderen Musikschulen durch die kleinen Gruppen und die Lebendigkeit der Dozenten, die alle künstlerisch sehr aktiv seien. „Das FMZ ist ein Ort der Begegnung, es zeichnet sich durch seine familiäre Atmosphäre aus“, so Frodien weiter. Das jüngste Familienmitglied sei drei Monate, das älteste etwa 70 Jahre alt.

Gucci-Täschchen und Sandalen

Und so versammelte sich die Familie, um gemeinsam ein Vierteljahrhundert Liebe zur Musik zu feiern. Das Neue Theater platzte fast aus den Nähten und der Publikumsquerschnitt zeigte auch, dass die Zielgruppe mittlerweile breit gefächert ist: Gleichermaßen fanden sich Geburtstagsgäste in Trecking-Sandalen, wie Trägerinnen von Gucci-Handtäschchen im Opern-Outfit ein. Das Programm wurde nur von hauseigenen Künstlern, darunter der FMZ-Chor, Geoff Goodman und Till Martin vom Jazz-Projekt und verschiedenen Künstlerkonstellationen aus den Bereichen Gesang und Percussion gestaltet.

Und wie lautet die Prognose der Geschäftsführerin für die nächsten 25 Jahre FMZ, ist die Institution zukunftsfähig? „Musik wird es immer geben. Die Laienmusik hat einen hohen Stellenwert, man muss kein Profi sein, um die Musik zu lieben. Und mit diesen engagierten Künstlern ist mir vor der Zukunft nicht bange.“

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