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Eine Musikmesse für das Dreiländereck

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Zur „My Music“ 2010 in Friedrichshafen
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Die in Friedrichshafen 2007 neu entstandene Musikmesse My Music, die letztes Jahr noch in Dresden stattfand, kehrte nun im Oktober 2010 im geplanten Wechsel wieder zurück nach Friedrichshafen. War das alte Angebot noch sowohl bei Bühnenprogramm, Seminaren, Workshops und Vorträgen als auch bei den Ausstellern wie Verlagen und Instrumentenherstellern vielversprechender, umfangreicher, gehaltvoller und ausgewogener gestaltet und sprach sowohl Fachleute als auch Laien an, so zeigten sich in diesem Jahr in Friedrichshafen unfreiwillige Schwerpunkte bei den Bläsern und Schlagzeugern. So war diese Messe weder in diesen noch in den anderen fehlenden Bereichen wie zum Beispiel Orff-instrumenten, Streichern und anderen nicht repräsentativ.

Das Angebot verteilte sich diesmal nur auf vier Hallen, von denen eine mit zwei Bühnen, eine mit zwei Flügeln bestückt und die andere für Orchester bestuhlt für das Bühnenprogramm, das heißt Konzerte, reserviert war. Zwei weitere Hallen teilten sich dann Gemeinschaftsstände von Verbänden, wobei nicht einmal die wirklich großen Verbände wie der VDS, VdM, der Deutsche Tonkünstlerverband oder auch der Deutsche Musik-rat, um nur einige zu nennen, und auch keiner der entsprechenden Verbände aus der Schweiz oder Österreich vertreten waren, und meist Blasmusik- oder Schlagzeuganbieter sowie überraschenderweise auch Uniform- und Trachtenanbieter die Hallen übersichtlich bestückten. Eine Ausnahme stellte hier die große, interessante und mit viel Liebe zum Detail gestaltete Ausstellung der Firma Hohner zur Entstehungsgeschichte der Mundharmonika und des Akkordeons dar. Eine weitere Halle wurde – genauso übersichtlich – mit Popangeboten inklusive einer Konzertbühne bestückt, auch hier war zwar Let’s make Music e.V. vertreten, aber nicht einmal die Popakademie Baden Württemberg als maßgebliche Institution präsent.

Die im Programm angekündigten Seminare, Workshops und Vorträge setzten Schwerpunkte auf das Schlagzeug- und Blasmusik-bezogene Angebot bestimmter Hersteller und Popgesang, wobei mit dem Anspruch einer Masterclass und den pädagogischen und methodischen Fähigkeiten der Dozenten sehr locker und unterschiedlich umgegangen wurde. Ausnahmen im Angebot waren das Ausbeulen von Metallblasinstrumenten, Pflegetipps für Holzblasinstrumente und das Seminar „Wie entsteht ein Klavier“. Das Seminar „GEMAwissen“ zählte dabei zu den wenigen gut aufbereiteten Seminaren. Unverständlich blieb, auch auf Nachfrage, dass der Tageskurs zur Dirigier- und Schlagtechnik – als geschlossene Veranstaltung gekennzeichnet – nicht öffentlich war.

Außerdem stellten nur wenige Verlage aus, zum Teil auch nur in Gemeinschaftsständen. Eine Vielzahl von altbekannten, qualitätvollen Anbietern fehlte in diesem Jahr. Die wenigen Verlage, die sich dankenswerterweise überhaupt noch mit Noten und Büchern präsentieren und sich hier engagierten, waren zum Glück direkt in der ruhigeren Eingangshalle und damit im Zentrum angesiedelt. Nur wenige hatten, wie man es von der Musikmesse in Frankfurt kennt, einen eigenen Stand: Alfred Publishing und De Haske zeigten auf kleiner Fläche das bekannte Programm. Der Musikverlag Dohr war mit seinem interessanten musikwissenschaftlichen Angebot, der Leu Verlag mit seinem bekannten Schwerpunkt Percussion, aber auch interessanten Noten und Büchern im Bereich der Musiktheorie und der Verlag Clair Schmidt, der mit dem Schwerpunkt Blockflöte eine überzeugende drei-bändige Blockflötenschule und gute, auch allgemein verwendbare, Unterrichtsmaterialien zu der Blockflötenschule vorstellte, auf eigenen Ständen mit kompetenter Beratung für den Messebesucher vertreten. Hingegen hatten sich die Verlage Edition Dux, Holzschuh, Musikverlag Preissler sowie Edition Conbrio und die Musikverlage Hug in einem Gemeinschaftsstand zusammengefunden. Das angebotene Material war dadurch beschränkt, aber dennoch waren die vorhandenen Materialien wohl für das Publikum interessant ausgesucht. Nicht jeder am Gemeinschaftsstand hatte eine kompetente Beratung – wie der Hug Verlag – bereitgestellt. Neuheiten, die im Frühjahr zur Musikmesse angekündigt waren, konnten jetzt in die Hand genommen und gekauft werden. Kurzum: Die Messeleitung von My Music muss sich hier Gedanken machen, warum so viele der beim ersten Mal engagierten und für das Publikum interessanten Anbieter nicht mehr dabei waren. My Music braucht dringend mehr von den auch dieses Mal vorhandenen engagierten Verlagen, eine repräsentative Präsenz der gängigen Musikfachverbände und Vereine, von Instrumentenherstellern aus allen Bereichen, also mehr Angebote für Streicher, Flötisten und andere, dazu verbesserte Möglichkeiten für die Gestaltung des Bühnenprogramms und eine qualitativ hochwertige Beratung im Hinblick auf die vielen Vorträge, Workshops und Seminare, ganz zu schweigen von Qualität in der Verwendung des wohldefinierten Begriffs Masterclass. Nur dann wird sich der Zulauf wieder verbessern und eine für Laien und Fachleute interessante Messe im Dreiländereck geschaffen.

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