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Ende des kulturellen Abbaus gefordert

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Bericht zur Generalversammlung des Deutschen Musikrates
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Die 30. Generalversammlung des Deutschen Musikrats am 30. und 31. Oktober 1998 in Bonn hat Verbesserungen im Bereich der musikalischen Bildung und Ausbildung vorgeschlagen und die Beendigung des kulturellen Abbaus bei den Kulturorchestern und Theatern nach den vielen Jahren der Orchesterauflösungen gefordert.

Die Mitglieder des Deutschen Musikrates – Delegierte der bundesweit tätigen Fachorganisationen, der 16 Landesmusikräte sowie Einzelmitglieder – berieten in fünf fachspezifischen Arbeitskreisen ein musikpolitisches Arbeitsprogramm für die nächste Zeit und verabschiedeten dazu mehrere Empfehlungen und Entschließungen, die an politische Entscheidungsinstanzen oder zur Weiterbearbeitung an die Bundesfachausschüsse des Deutschen Musikrates weitergeleitet werden. Hier die sieben dringlichsten Punkte: Im Bereich der musikalischen Bildung und Ausbildung forderte die Generalversammlung unter dem Vorsitz von Präsident Prof. Dr. Franz Müller-Heuser erneut die Beendigung des Abbaus beim Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen. Insbesondere an den Grundschulen sollen die Defizite in der Versorgung mit Musikunterricht durch entsprechende Qualifizierung der Pädagogen in der Ausbildung und durch Weiterbildung abgebaut werden. Dem Singen mit Kindern im Kindergarten wie in den Grundschulklassen muß nach Ansicht der Experten ein stärkeres Gewicht beigemessen werden, in der Erziehungspraxis wie bei der Aus- und Weiterbildung der Erzieher. Zur Verbesserung der Ausbildung für musikpädagogische Berufe wurden eine Reihe von Vorschlägen des zuständigen Bundesfachausschusses von der Generalversammlung angenommen. Seit der Wiedervereinigung wurden viele Orchester und Theater, vor allem in den neuen Bundesländern und in Berlin, aufgelöst und unter Wegfall vieler Musikerstellen fusioniert, viele der verbliebenen Orchester sind weiterhin durch drastische Sparmaßnahmen existentiell bedroht. Die Generalversammlung des Deutschen Musikrates appelliert daher an die Träger und Zuwendungsgeber der Orchester und Theater im Osten und im Westen, von allen einschneidenden Etatkürzungen mit der Folge eines Stellenabbaus oder einer Auflösung abzusehen. Zur Behebung des krassen Nachwuchsmangels bei den Berufschören will der Deutsche Musikrat mit den Leitern der Musikhochschulen Verbesserungen in der Gesangsausbildung erörtern. Der Deutsche Musikrat fordert die kommunalen und staatlichen Träger der Musikschulen auf, den Tendenzen zur Privatisierung von Musikschulen nicht nachzugeben; derartige Trägerformwechsel haben zur Folge, daß die Arbeitsverhältnisse der Musikschulpädagogen in die freier Mitarbeiter mit Verlust der sozialen Absicherung übergeleitet und die Musikschulen in der Verwirklichung ihres Bildungsauftrages stark gefährdet werden. Der Aufforderung der Gesellschaft für Musikforschung an die zuständigen Fachministerien, keine Stellenreduzierungen und -abwertungen vorzunehmen und die mangelhaften Ausstattungen der musikwissenschaftlichen Institute an den Universitäten zu verbessern, schloß sich die Generalversammlung an. Angesichts der digitalen Vernetzung und der Verfügbarmachung urheberrechtlich geschützter Musik drängt der Deutsche Musikrat auf eine rasche Regelung des Musikurheberschutzes in den globalen Datennetzen. Die Produzenten von Musik werden aufgefordert, die originale Aufnahmequalität der Musikproduktionen durch eine lineare, unveränderte Speicherung zu bewahren. Die Digitalisierung der Tonarchive darf nicht zu datenreduzierter Archivierung führen. Erneut wurde die „Aktion-Musik“ als vordringlicher Auftrag von der Generalversammlung ans Musikratspräsidium gerichtet. Diese Initiative mit Mitgliedern aus Verbänden, Medien, Musikwirtschaft und Musikpädagogik war bereits vor zwei Jahren ins Leben gerufen worden, jedoch bis heute nicht sehr intensiv betreut worden. Die Generalversammlung wählte außerdem mehrere Einzelmitglieder neu, dazu gehörten Peter Wicke (Professor für populäre Musik an der Humboldt-Universität Berlin), Hansjoachim Reiser (Musikabteilungsleiter beim Funkhaus Hannover des NDR), Lutz Köhler (Fagottist und Dirigent), Peter Gülke (Dirigent und Musikwissenschaftler) und Andreas Eckhardt (bisheriger Generalsekretär des Deutschen Musikrates und heute Direktor des Beethovenhauses Bonn). Außerdem wurde der Kreis der Fachorganisationen um zwei auf jetzt 91 erweitert: Mitglied sind der Bundesinnungsverband für das Musikinstrumenten-Handwerk sowie die Deutsche Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikmedizin.

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