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Trio „Triol“ mit Zither, Gitarre und Hackbrett. Foto: Osterfestival Tirol
Trio „Triol“ mit Zither, Gitarre und Hackbrett. Foto: Osterfestival Tirol
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Entgrenzung – Sehnsucht

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Musik der Kulturen beim Osterfestival Tirol
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„Grenzen sind immer etwas, das den Menschen einschränkt“ – diese These vertritt Maria Crepaz, die seit vielen Jahren zusammen mit ihrem Mann die Galerie St. Barbara betreibt und das Osterfestival in Tirol gegründet hat. Offiziell wurde die inhaltliche Verantwortung zwar inzwischen an die jüngere Generation der Familie übergeben, aber die Eltern sind auch weiterhin präsent. Und so lautete das diesjährige Motto des vielgestaltigen Programms anknüpfend an die Tradition „Entgrenzung – Sehnsucht“.

Bei der Gründung des Festivals vor 21 Jahren stand vor allem die Idee im Mittelpunkt, religiösem – auch katholischem – Fundamentalismus entgegenzutreten. Die Präsentationen von Musik und Kunst verschiedener Kulturen sollten die Angst vor dem Fremden nehmen. Hierbei liegt der Schwerpunkt nicht auf Cross-Over-Projekten, sondern auf der Präsentation von qualitativ hochwertigen Ensembles, die außereuropäische Musik möglichst authentisch darbieten, aber auch von renommierten Formationen mit Schwerpunkt auf zeitgenössische Musik, wie in diesem Jahr beispielsweise dem Ensemble Recherche und den Neuen Vocalsolisten Stuttgart.

Das Salzlager in Hall bildet einen zentralen Veranstaltungsort des Festivals und ist mit seiner klaren, architektonisch beeindruckenden Ausgestaltung ein schönes Beispiel dafür, wie sich die Kultur in Tirol zahlreiche außergewöhnliche Orte erobert.

Die traditionelle Teezeremonie des Korean Creative Music Ensemble aus Seoul fand hier ebenso einen atmosphärisch passenden Raum, wie die buddhistischen Mönche aus Japan. Die Shichiseikai-Mönche aus Kyoto gelten als eine der besten Shômyô-Gruppen und traten im Rahmen des Osterfestivals erstmals in Österreich auf. Anderthalb Stunden lang konnte man die eindrucksvolle zeremonielle Darbietung der Shômyô-Gesänge, zum Teil mit Gagakuinstrumenten kombiniert, auf sich wirken und sich in eine völlig andere Welt entführen lassen: „ (...)Denn die Hörfähigkeit ist jenseits des Denkens und reicht hinaus über Geist und Körper. (...) Wer des Hörens Natur nicht durchschauen kann, folgt dem Laut und wird wiedergeboren“ (Surangama Sutra). Mehr als nur einen Hintergrund-Platz beim Brunch im Innsbrucker „Haus der Begegnung“ hätte die neugegründete Formation „Triol“ mit Barbara Romen (Hackbrett), Gunter Schneider (Gitarre) und Christof Dienz (Zither) verdient. Dass beim Familienfrühstück am späten Sonntag morgen die fein abgestimmten, oft nach innen gerichteten Töne des Trios immer wieder im naturgemäß hohen Geräuschpegel der Besucher untergingen, war geradezu unvermeidlich – und einfach schade. Die drei Musiker entwickelten aus der Stille zart gefärbte Klangteppiche, die nicht zuletzt durch die Besetzung mit Instrumenten der Volksmusik, dezent mit Elektronik kombiniert, eine subtile Brücke zwischen traditioneller und moderner Musik bildeten. Sie schienen gemeinsam nachdenklich in die vielfältigen Tonwelten ihrer Instrumente hineinzulauschen und ließen die Zuhörer an ihrer Erkundung dieser Landschaften teilhaben.

Das Duo Romen/Schneider widmete sich bereits mit einer wunderbar unprätentiösen eigenen Musiksprache der Idee einer „Traditional Alpine Music from the 22nd Century“ auf einer CD; mit Christof Dienz wird diese Suche nach einer zeitgenössischen Volksmusik auf natürliche Weise ergänzend weiterentwickelt.

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