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Wise Guys. Foto: nmz-archiv
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Ferchows Fenstersturz 2012/12

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Popp-Skandal in Neuseeland
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Kids kollabieren, Schafe blöken aufgeregt. Mit anderen Worten: die neuseeländische Volksseele kocht. Schuld: die Kölner A-cappella-Gruppe „Wise Guys“. Aber der Reihe nach. Weil Neuseeland (für Bologna-Studenten: auf der Weltkarte rechts unten neben Australien) den Bildungsbegriff noch kennt, darf der Kiwi-Nachwuchs in einem landesweiten Test ein deutsches Sprachzertifikat erwerben. Schön, dass das im Ausland noch eine Rolle spielt. Den Zutritt zur Grundschule gibt es ja in Deutschland gerne auch ohne Sprachkenntnisse.

Auftritt „Wise Guys“. Falls Ihnen unbekannt, bitte nicht googeln. Die Jungs singen a cappella. Wie „Die Prinzen“, nur mit Würde. Textlich sind sie ungefährlich. Zuckowski für Anspruchsvolle. Wie wir aus den Texten schlussfolgern, hatten die „Wise Guys“ eine harte Jugend. Aushändigung der Pausenbrote auf dem Schulhof, Zertretung der Brillen und Dresche auf dem Heimweg. Die wollte man nicht mal abzocken. Ausgerechnet deren Songtext „Relativ“ sollte also im neuseeländischen Deutschtest erörtert werden. Was hierzulande im günstigsten Fall zur Steinigung der Prüfungskommission führen würde, verursachte in Neuseeland einen Schockzustand. Laut dpa mussten „zahlreiche Teenies die Prüfung unter Tränen verlassen“. Denn, „zu anstößig und sexuell aufgeladen sei der Text gewesen“, erklärte ein Deutschlehrer der Website „stuff.co.nz“, „zudem seien er und seine Kollegen darauf nicht vorbereitet gewesen“. Klar. Auf was will man vorbereitet sein, wenn man im Wald-Kindergarten Bäume umarmt, sein Waldorf-Abi ausdiskutiert und später als Deutschlehrer in Neuseeland unterrichtet?

Kausal für den Koller war dabei diese Textzeile: „Du bist netter als mein Nachbar. Und ich nehme an, im Bett wär mit dir relativ viel machbar“. Da bebt die Unterlippe. Erst nach intensiven Gesprächen mit meiner Seelen-Nanny konnte ich den Text fehlerfrei durch die Schlieren meiner Tränen tippen. Doch, was ich verstehe, ist, dass die Kiwis nichts verstehen. Denn bei so viel sprachlicher Lustigkeit bleibt doch nur der Freitod. Für Neuseeländer beispielsweise die „All Blacks“, das Furcht erregende Rugby-Nationalteam, als „Schwuliberts“ zu beschimpfen. Und ich verstehe, dass den verwöhnten Kiwi-Bengels mal der Hosenboden versohlt werden müsste. Daheim „Youporn“ glotzen und Crystal Meth werfen, aber in der Schule das dumme Schäfchen mimen. Geht gar nicht. Abhärtend empfehle ich zum nächsten Test die Interpretation eines offenen Briefes von Alice Schwarzer an Bushido. Nehmt das, ihr windelweichen Kiwis: „Hey, Bushido, wie waren denn die Titten damals von deiner Mutter? Als du als kleiner Junge daran gesaugt hast.“ Jetzt muss ich weinen.

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