Festspiele für offene Geister
Die „Ära Pountney“ in Bregenz geht zu Ende: eine Hommage in Buchform
Ein Artikel von Wolf-Dieter Peter
Künstlerische Vielfalt, herrlich divergierende Temperamente und viele interne Details zu und aus den Aufführungen, sogar auch Probleme sind da zu „erlesen“. Mehrfach berichtet David Pountney selbst von Überlegungen, Entscheidungen und auch künstlerisch beglückenden Zufällen: im Zentrum 2010 die Entdeckung von Mieczyslaw Weinberg, von dessen Oper „Die Passagierin“ und der dahinterstehenden Auschwitz-Überlebenden und Autorin Zofia Posmysz, die 2014 als 90-jährige noch die Premiere in New York miterlebt hat. Die Werk-Palette sowie die Stil-Vielfalt der szenischen Realisierungen werden auch durch die 291 Abbildungen anschaulich: Szenen- und Künstlerfotos von hoher Expressivität, die das „Kraftwerk der Gefühle“ zeigen. Der gewichtige Band belegt, dass die Bregenzer Festspiele in der „Ära Pountney“ die Trias Bayreuth–München–Salzburg um einen Fixpunkt erweitert haben: künstlerisch vielfältiger, zu sozialeren Preisen und mit jener Prise von britischem Understatement, das gerade der vermeintlich elitären Hochkultur stetig neue Anhänger gewinnt.
Der fliegende Engländer – Die Bregenzer Festspiele und ihr Intendant David Pountney von 2004 bis 2014, hrsg. v. Axel Renner/Dorothée Schaeffer, Verlag Bregenzer Festspiele 2014, 360 S., Abb., € 34,00, ISBN 978-3-200-03633-8
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