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Das Livestream-„Konzert“ des Leonkoro Quartets im Rahmen des MozartLabors vom 16. Juni ist im Internet über die Seiten des Würzburger Mozartfests aufrufbar. Foto: JMD
Das Livestream-„Konzert“ des Leonkoro Quartets im Rahmen des MozartLabors vom 16. Juni ist im Internet über die Seiten des Würzburger Mozartfests aufrufbar. Foto: JMD
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Freude – ganz beiderseits

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Das Leonkoro Quartet in Weikersheim
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Anfang Juni hatten sich die Mitglieder des Berliner Leonkoro Quartets für eine Woche in der wieder eröffneten Musikakademie Schloss Weikersheim einquartiert. Jonathan Schwarz (Violine), Amelie Wallner (Violine), Mayu Konoe (Viola) und Lukas Schwarz (Violoncello), alle zwischen 21 und 24 Jahren, stehen am Beginn ihrer Karriere. In ihrem persönlichen und gemeinsamen musikalischen Werdegang sind wichtige Wegmarken mit der JMD und deren Wirkungszentrum Weikersheim verbunden: „In unserer jungen Quartett-Geschichte hatten wir hier in Weikersheim unsere intensivste Zeit“, sagt Jonathan, der erste Geiger des Leonkoro Quartets.

Frisch gegründet, hatte das Ensemble im vergangenen Jahr am International Chamber Music Campus der JMD teilgenommen. Und die Newcomer räumten gleich richtig ab: Sie wurden mit dem Preis der Freunde der JMD 2019 ausgezeichnet und erhielten Engagementpreise für eine Teilnahme beim Streichquartettfest des Heidelberger Frühlings 2021 und – nun aktuell –  am MozartLabor des Mozartfests in Würzburg, für das sie sich in der Musikakademie Schloss Weikersheim vorbereiten. „Wir freuen uns riesig, hier sein zu können!“ Auch ihrer Probenarbeit an diesem Nachmittag merkt man deutlich an, dass die Vier sich hier ein bisschen wie zuhause fühlen. Alle waren sie mit dem Bundesjugendorchester bereits einige Male in Weikersheim, Lukas zum ersten Mal bereits mit 14 Jahren. Amelie nennt spontan die Produktion der Jungen Oper Schloss Weikersheim 2017, als sie für „Hänsel und Gretel“, ebenfalls im BJO, in der Internationalen Opernakademie der JMD mitwirkte. Nun wird geprobt, ganz entspannt, strümpfig und hoch konzentriert. Denn das Ensemble ist in einer herausfordernden Situation: Während der Corona-Zeit gab es eine Umbesetzung innerhalb des Ensembles, und die Violinistin Amelie Wallner ist als neues Ensemble-Mitglied dazugekommen. Für seinen Auftritt beim MozartLabor, der als Livestream ins Netz übertragen werden wird, erarbeitet das Quartett neu Beethovens Streichquartett opus 59 Nr. 3.

Da ist Weikersheim der perfekte Ort, um sich zu fokussieren. Die Abgeschiedenheit hilft. Doch was die jungen Musiker*innen vor allem zu schätzen wissen: dass es in Weikersheim „immer unkompliziert“ ist, alle einander offen und freundlich begegnen. Auch beim International Chamber Music Campus haben sie es als ein sehr besonderes Gemeinschaftsgefühl erlebt, andere Ensembles zu hören, sich auszutauschen, Weltklasse-Dozenten auf Augenhöhe zu begegnen, frei, freundschaftlich und „sehr anders“ als dies an einer Hochschule möglich ist. Ihren überschwänglichen Dank schrieb Jonathan damals ins Gästebuch: „Thank you so, so much for this incredible time, best teachers, great surroundings and amazing atmosphere.” Die Mitglieder des Leonkoro Quartets haben die bei der JMD gelebte Überzeugung von der Musik als einer menschlichen Begegnung aufgesogen, und sie haben sich entschieden, selbst in dieser Qualität weiter zu arbeiten: 2019 hatten sie Günter Pichler (ehemals Alban Berg Quartett) als Dozent des Kammermusik Campus kennen gelernt. Nun werden sie aller Voraussicht nach bei ihm ein Kammermusik-Studium aufnehmen. Auch mit Heime Müller, dem Künstlerischen Leiter des Campus, sind sie freundschaftlich verbunden. An ihn geht aus dieser Probe spontan ein Fotogruß übers Handy.

Vielleicht ist es den vier jungen Musikerinnen und Musikern selbst nicht unmittelbar bewusst: Was sie zu schätzen wissen, das strahlen auch sie selbst in hohem Maße aus: Sie sind locker und zugewandt, vollkommen unprätentiös und brennen für die Musik. Nicola Bodenstein-Polito, stellvertretende Akademieleiterin, erinnert sich noch lebhaft, wie sie das Quartett im vergangenen Jahr bei seiner ersten Teilnahme am International Chamber Music Campus erlebt hat: „Sie hatten eine ungeheure Power. Sie haben auswendig und im Stehen gespielt, das war unglaublich intensiv und beeindruckend.“ Auch in die Gemeinschaft haben sich die jungen Musikerinnen und Musiker hinein- gestürzt und als Organisatoren und leidenschaftliche Spieler des abendlichen Tischkickerturniers bleibenden Eindruck hinterlassen. Rising Stars, ganz ohne Star-Allüren.

So ist die Freude ganz beiderseits! Für die JMD ist es Aufgabe und Gewinn, Nachwuchstalente wie die Mitglieder des Leonkoro Quartets zu fördern und ihre Entwicklung auf dem Weg in eine Profilaufbahn freundschaftlich zu begleiten. Von Heime Müller wurde das Ensemble in diesem Jahr erneut für die Teilnahme am International Chamber Music Campus ausgewählt. Dann werden sie mit dem Vogler Quartett und weiteren renommierten Dozenten arbeiten, um als Ensemble weiter zusammenzuwachsen und einen unverwechselbaren Ton und ihre eigene künstlerische Handschrift zu finden.

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