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Frischer Wind

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Jahrestagung der Bundes- und Landesmusikakademien
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Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Digitalisierung und künstliche Intelligenz sowie neue Formen der Zusammenarbeit waren die vorrangigen Themen des diesjährigen Treffens der Direktor:innen, Geschäftsführer:innen und Referent:innen des Verbands der Bundes- und Landesmusikakademien in Deutschland. Rund 30 Vertreterinnen und Vertreter aus 14 Akademien trafen sich in der Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz, auch die assoziierten holländischen Freunde aus dem Akoesticum in Ede waren dabei. Erfreulich war die hohe Anzahl von Nachwuchskräften, die erstmalig an dem Treffen teilnahmen.

Ob in Weikersheim, Trossingen, Sondershausen, Schlitz, Rheinsberg oder Ede, der Generationenwechsel bringt neue Fachkräfte in die Akademien. Gleich zu Beginn gab es eine positive Überraschung, denn die Tagung konnte direkt in Schloss Engers stattfinden. Die Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz hat aufgrund der Insolvenz der Schloss Engers Betriebsgesellschaft Teile des Schlosses übernommen und sich dadurch Erleichterung in ihrer bisher eher beengten räumlichen Situation verschafft (siehe Bericht unten). Getagt wurde im Gartensaal mit herrlichem Blick auf den Rhein, der stimmungsvolle Schlosskeller diente der abendlichen Vernetzung.

Die Berichte aus den einzelnen Akademien zeigen eine deutliche Tendenz zur Normalisierung nach den Beeinträchtigungen der Pandemiezeit. Die Nachfrage nach Probekapazitäten und Kursen nimmt wieder zu, teilweise ist sie erfreulich hoch. Die Erfahrung der gegenseitigen Beratung und Stärkung aus der Pandemiezeit und das engere Zusammenrücken war für die Verbandsmitglieder prägend. Daraus sind neue Formen der Zusammenarbeit entstanden wie beispielsweise länderübergreifend angebotene Online-Schulungen, die die Portfolios der Akademien sinnvoll ergänzen. Nach wie vor sind Präsenzangebote aber der Kern der Arbeit. Alle Mitglieder sind sich einig, dass die persönliche Begegnung ein digital nicht ersetzbarer Wert ist und vor allem das gemeinsame Musizieren nur in Präsenz wirklich qualitätvoll ausgeübt werden kann. Das führt zum derzeit drängendsten Problem, der Energie- und Klimakrise. Denn viele Gäste zu haben bedeutet, auch die entsprechende Infrastruktur bereithalten zu müssen. Darüber hinaus wirken sich die Anreisen der vielen Gäste auch auf die CO2-Bilanz der Akademien aus. Wie in Schleswig-Holstein damit umgegangen wird, stellte Guido Froese, Geschäftsführer des Nordkolleg Rendsburg in seinem Vortrag dar. Er führte die Schritte auf, die seine Institution in Richtung Transformation und Klimaneutralität geht. Der frisch erworbene Abschluss als „Transformationsmanager nachhaltige Kultur“ half bei der klugen Analyse und nachhaltigen Planung in Richtung Klimaneutralität. Sein Impuls ist es, Aufgaben dieser Größenordnung in Konsortien zu begegnen, die gemeinsam regional oder auch landesweit an Lösungswegen arbeiten.

Kilian Schmuck von der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung wurde per Videokonferenz zugeschaltet und stellte die Synergien und Fördermöglichkeiten der Zusammenarbeit mit der BKJ vor. Dies gab den Anwesenden Gelegenheit, sich für die gute Zusammenarbeit und hohe Unterstützung in der Zeit der pandemiebedingten Ausfälle zu bedanken. Über ein Sonderprogramm mit einer Bettenpauschale half die BKJ in dieser Zeit etlichen Akademien über die erheblichen Einnahmeausfälle hinweg. Die Runde der Geschäftsführenden besprach Fragen von Preisgestaltung über Baumaßnahmen bis hin zu personalrechtlichen Themen, während die Direktor:innen gemeinsam mit den Referent:innen über neue Lernformen und die Nutzung digitaler Ansätze beriet. Einigkeit bestand darin, dass autodidaktisches musikalisches Lernen zunimmt und Akademien dadurch auch eine andere Rolle erhalten. Begegnung und Austausch stehen primär im Vordergrund, das Lernen neuer Inhalte kann zu einem guten Teil auch über Videotutorials und andere digitale Möglichkeiten erfolgen. Hierauf reagiert die Musikakademie Ochsenhausen bereits mit einem eigenen „LAMU TV“, wo in Kurzvideos pädagogisches Wissen mit der Betonung auf die direkte Anwendbarkeit in der Praxis auch für Fachfremde vermittelt wird. Diese Videos inklusive begleitender Arbeitsblätter können kostenfrei genutzt werden. Des weiteren standen Fragen der musikpädagogischen Qualifizierung von Erzieher:innen und fachfremden Lehrkräften sowie des Nachwuchses in Form von Mentor:innen-Schulungen im Vordergrund der Beratungen. Der freundschaftliche Umgang und die gemeinsame Überzeugung, mit den Angeboten und Räumlichkeiten der Akademien einen wichtigen Beitrag zu gesellschaftlich positiven Entwicklungen beizutragen, verband alle Anwesenden. Die Vorfreude auf die kommende Tagung im Januar 2024 in Wolfenbüttel war deutlich spürbar.

 

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