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Frühlingsgefühle erwachen

Untertitel
Popneuheiten, vorgestellt von Sven Ferchow
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Neuerscheinungen von: Counting Crows, Norman Young, Thunder, Charli XCX, Diana Krall und Deichkind

Die Counting Crows. Endlich. Mit neuem Album. Ein Stück Musik, das alles lebenswert macht. Dichter, Philosoph, Denker, Dramatiker, Lyriker und Sänger Adam Duritz ist während  „Somewhere Under Wonderland“ in Hochform. Vielleicht am Höhepunkt, wenn man das nach Alben wie „August and Everything After“ (1993) oder „This Desert Life“ (1999) noch so behaupten darf. Nicht minder an der Ewigkeit kratzend: seine Begleitung, die Band. Ohne die Duritz auch gar nicht funktionieren würde. Was ihnen wieder gelingt: Die Zeitlosigkeit wird in jedem Song eingefroren. Niemals ist das Pop. Immer suchen sie die Spannung, den Bruch, die Abweichung vom Gängigen. Der Opener „Palisades Park“ hat uns nach 20 Sekunden und einem tollen Trompeten-Solo hoffnungslos mitgerissen. Und macht acht Minuten einfach und unaufgeregt aber barmend weiter. Auch „God of Ocean Tides“ ist so eine liebliche Nummer. Mein Gott, man könnte die Counting Crows immerfort hören, hätte am liebsten ein Dreifach-Album. Zuviel Lobhudelei, Beweihräucherung und Überzeichnung? Sicher. Aber nie so gerne wie hier. (Capitol)

„Im Blauen bleiben“ will, kann und darf der Berliner Songschreiber Norman Young. Er schreibt und singt Songs zur Gitarre. Überzeugt auch komplett: Gesang, Spiel und Lied. Moll harmoniert mit einer geerdeten Sichtweise der Welt. Wobei das nie traurig bleibt und zum Pulsadern aufschlitzen kippt. Irgendwie finden die Song „das Blaue“, das Versöhnliche, die Kurve. Sicher kein Album, das man stundenlang hören kann. Das aber gut eingesetzt eine sehr gute Zeit verschafft. (Timezone)

Man könnte weinen. Vor Glück. Thunder, die letzte und beste britische Hardrock- Band veröffentlicht das zehnte Studioalbum „Wonder Days“. Über die Songs muss man nicht groß diskutieren, klar. Das konnte man auch schon Ende der Achtziger hören. Aber diese Band hat einen Sänger, der zu den größten des Genres gehört: Danny Bowes. Mit Verlaub, der alte Sack hat Eier! Das ist Rock, das ist Hardrock und das macht diese Platte zu einer der schönsten Veröffentlichungen im Jahr 2015. Egal, was da noch kommen mag. Ehrlicher geht nicht. Deshalb Thunder. (Earmusic)

Keine Ahnung, warum Popmusik in der Art wie Charli XCX sie auf „Sucker“ präsentiert, plötzlich einen Hauch von Spannung suggerieren kann. Ganz grob hören wir freilich völlig abgewrackte Pop-Hooks, die auf jedem Dancefloor der Welt schon gespielt wurden und den Charli XCX mit ihren Songs auch locker füllen kann. Dennoch: irgendwo und irgendwann bricht jeder dieser Songs aus seinem Pop-Beton aus und mausert sich mit kleinen, feinen Ideen in Richtung introvertierter Undergroundsong, der eben seine populistische Gesinnung erst gar nicht verbergen mag. Das klappt. Und klingt nicht uninteressant. Obwohl man schon zugeben muss: Man könnte das Album auch als Soundtrack zur aktuellen Bachelor-Staffel verwenden. Knifflig, das Album. (Asylum Records)

Kann Diana Krall etwas falsch machen? Mit David Foster als Produzent nahm sie „Wallflower“ auf. Ein Album mit Interpretationen jener Songs, die Diana Krall als Heranwachsende beeindruckt haben. Dabei: „California Dreamin‘“, „Sorry Seems To Be The Hardest Word“ oder „Don’t Dream It’s Over“. Natürlich alles am Limit. Grandios in allen Belangen. Stets das Original achtend, dennoch in der Krall eigenen Jazzvariante präsentiert. Selbstredend trifft sie stets den richtigen Ton, weiß sich auch mal hinten anzustellen und strahlt als Polarstern über einer glänzenden Produktion. (Verve)

Eines muss man immer zugeben. Deichkind waren und sind die Coolsten unter all den HipHop-Spaßmachern, den Rap-Blindgängern und den sonstigen Reimmonstern dieser Nation. Die müssen nicht hauen, um Alben zu verkaufen. Die machen das, weil sie das so wollen und vor allem können. Dazu gehört die Gabe, sich nicht ganz so ernst zu nehmen, aber trotzdem die Ware seriös an den Kunden zu bringen. Das gelingt mit „Niveau Weshalb Warum“ einmal mehr. Tolle Beats. Frisch, unverbraucht. Dazu schon ein wenig Hip Hop alter Schule. Den in Deutschland nur sie beherrschen. Und dann Texte, die man einfach als geistig hochwertig bezeichnen darf, die eine konkrete Weltanalyse beinhalten ohne uns moralisch zu drohen. Beispiel: „Die Welt ist fertig“. Irrsinn, diese Platte. (Sultan Günther Music)

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