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Fünf Jahre junge Talente bei Ju[mb]le

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Fünf Jahre unter der Leitung Johannes X. Schachtners
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München. Es ist für die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen der erste Kontakt mit Neuer Musik und deshalb so wichtig: Das diesjährige Ju[mb]le-Projekt „High five“ steht für fünf Jahre, in denen unter der Leitung Johannes X. Schachtners und der Trägerschaft des Vereins Tonkünstler München e.V. dieser erste Kontakt geglückt ist.

Edmund Wächter, Vorstandsvorsitzender des Münchner Tonkünstlerverbands, ließ bei seiner Ansprache kurz anklingen, was hinter so einem Projekt alles steht: Es müssen passende Stücke zu dieser jährlich mehr oder weniger wechselnden Besetzung gefunden werden; man muss sich fragen, was realisierbar ist, welche Instrumente notfalls ausgetauscht werden können, und ja, wie bei den Profis kann es auch bei den Jugendlichen spannend werden: Wird das Auftragswerk rechtzeitig fertig?

Dabei herausgekommen ist ein fantastisches Konzert mit vielseitigem Programm: Der Mitbegründer des Ju[mb]le-Projekts Alexander Strauch lieferte sogleich das kurzweilige Einstiegswerk, „Komma-Sequenz“. Bei der Werkbeschreibung hieß es, es werden die unterschiedlichsten Stile wie Renaissance, Rockmusik-Puls einer E-Gitarre oder Mozarts Trauermusik sublimiert. Durch klare motivische Führung mit dem Intervall der Sekunde und durch die durchgehend dunkle Atmosphäre wirkte das Stück aber überraschend homogen.

Von dem in Würzburg ansässigen Marcus Maria Reißenberger bot das Ensemble eine Uraufführung dar: „MEM 33 – Scherzo“. Das Scherzo konnte man klar heraushören. Mit Witz, Spaß am Rhythmus und raffinierten Akzenten wurde nach düsteren Akkordpassagen des Klaviers mit verheißungsvollen Paukenschlägen ein schwungvoller A-Teil aufgebaut.

Der ruhige Mittelteil bot den Klängen des Xylophons und Glockenspiels mehr Bühne sowie abermals den sanften Klavierakkorden. Ein Knall leitete den letzten Teil ein, bei dem höhnisch lachende Tonwiederholungen zwischen angedeuteten Tanzrhythmen und bedrohlichen Bässen hervorblitzten. Ein wunderbares zeitgenössisches Scherzo, das die jungen Künstler klanglich und im Zusammenspiel toll meisterten.

„Zoom“ war eine weitere Uraufführung der 21 Jahre jungen Komponistin HaEun Cho. Bei dem progressiveren Werk kamen Geräusche hinzu – ganz zentral, das Rascheln von Alufolie. Klangeffekte wie die col legnoTechnik, das Spielen mit dem Holz der Bögen auf den Violinsaiten, zwei Perkussionisten, die unter anderem Röhrenglocken und die große Trommel zum Beben brachten, sowie der elektrische Sound der E-Gitarre führten mehrmals einen klanglichen Zoom-Effekt vor, bei dem man dem leisen Knis­tern der Alufolie immer näher trat, sodass man am Ende ein aufbrausendes Gewitter hörte.

Bei „TransForm“, einer Komposition des Dirigenten Johannes X. Schachtner selbst, wurden in sieben kleinen „Symphonischen Etüden“ originelle Einfälle mit prägnanten Titeln wie „Clust’aria“, „SehnZucht“ oder „Clownerie“ von weiten Solostellen in der Klarinette oder der Holzbläsergruppe bis zu relativ tonalen, vollen sinfonischen Passagen klanglich reif dargeboten. Durch die verschiedenen Stimmungen wie Tragik, Freude, Erwartung und einsame Komik machte das Werk beim Zuhören und sichtlich beim Spielen Spaß. Die letzten, vergeistigteren zwei Teile, darunter auch „Jumble“ wurden eigens für das Ensemble hinzugefügt. Ein passendes Ende. Bei den stolzen Gesichtern bleibt nur noch die Vorfreude auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.


 

 

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