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Titelseite der nmz 2020/12
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„Für Luten, meine Liebe“

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Die Geschenk-Tipps der nmz-Redaktion
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Liguori Lecomte: Rock­’n’Cook. 80 rockige Rezepte zu den Hits von AC/DC bis Led Zeppelin +++ Hilbert/Janosa: „Ritter Rost und das magische Buch“ +++ Schubert. Die Liebe liebt das Wandern. Eine Hörbiografie von Jörg Handstein +++ Theodor W. Adorno: Vorträge 1949–1968 +++ Mikael Ross: Goldjunge. Beethovens Jugendjahre +++ Franui & Florian Boesch: „Alles wieder gut“ +++ Uschi Brüning: „So wie ich“ +++ Bruno Preisendörfer: Als die Musik in Deutschland spielte. Reise in die Bachzeit +++ Alban Berg und der Blaue Vogel. Eine Auto-Biographie

Liguori Lecomte: Rock­’n’Cook. 80 rockige Rezepte zu den Hits von AC/DC bis Led Zeppelin. Christian Verlag, München 2020, 192 Seiten, ISBN 9783959614856, € 24,99

Kochbücher werden ja in Zeiten von geschlossenen Restaurants noch wichtiger als vorher. Und dieses rockt und macht gute Laune. Autor und Koch Liguiri Lecomte wurde von Kindheit an von seinen Eltern mit Rockmusik „gefüttert“, die er wahrscheinlich deshalb erst mal gar nicht so cool fand. Aber als Erwachsener sprang der Funke bei ihm über, und er lernte zum Klang elektrischer Gitarren das Kochen. Seine Gerichte haben dann Namen wie „I Want To Break Freeze“, „Whiskey In The Pan“ oder „Like A Rolling Scone“. Zu jedem Rezept wird ein Lied einer bestimmten Band vorgestellt. Eingeteilt ist das Ganze in Vorspeisen & Snacks, Hauptgerichte, Desserts und Cocktails. Besonders schön: Am Ende des Buchs gibt es nicht nur ein Rezeptregister, sondern auch ein „Who’s Who des Rock“. Kochen, Musikhören und Bildung in einem. Let’s eat & rock.
Ursula Gaisa

Hilbert/Janosa: „Ritter Rost und das magische Buch“, 48 Seiten, mit CD, Edition Betz bei Ueberreuter-Verlag, Berlin 2020, ISBN 9783219118926, € 19,95

Vor Festen aller Art ist das Ausstellen von Gutscheinen sehr beliebt: preisgünstig in der Herstellung besteht immer noch die Chance der Nichteinlösung oder des Verschusselns. Nicht bei Burgfräulein Bö: Sie besteht auf einem schriftlich fixierten Tanzabend mit Ritter Rost (der sich natürlich drücken will) und auf einer Burgreinigung durch Drache Koks, der dies schon vor zwei Jahren „massiv“ und „echt umsonst“ zugesagt hatte. Koks findet ein Zauberbuch, das ihm ein Rezept für zunehmend unheimliche Helferlein liefert. Mehr sei nicht verraten – außer, dass der 19. Band der Ritter-Rost-Reihe auf CD samt Noten im toll illustrierten Hardcover wieder eine musikalisch wunderbar vielfältige und textlich höchst fantasievolle Sammlung von Liedern und Songs liefert – auch zum Mittanzen. Also: Vorsicht Bewegungsfaule beim Ausstellen von Gutscheinen …
Theo Geißler

Schubert. Die Liebe liebt das Wandern. Eine Hörbiografie von Jörg Handstein, Symphonie Nr. 8 C-Dur, 4 CDs, BR Klassik

Udo Wachtveitl liest, unterstützt von weiteren Sprecherinnen und Sprechern diese Biografie von Franz Schubert, berichtet über wichtige Stationen seines Lebens, über seinen Werdegang als Komponist, über Höhen und Tiefen der Karriere und der Seele des „Wanderers“ Schubert, der – ungemein fleißig – bis zu seinem frühen Tod ein so umfassendes und bedeutendes Werk schuf. Hörbeispiele begleiten die Lesung und machen Lust, sich auch mit Unbekannterem aus Schuberts Werk zu beschäftigen. Das Hörspiel ist informativ, spannend und unterhaltsam. Auf CD Nr. 4 spielt das Symphonieorchester des BR die „Große C-Dur-Symphonie“.  
Barbara Haack

Theodor W. Adorno: Vorträge 1949–1968 – Nachgelassene Schriften. Abteilung V: Vorträge und Gespräche. Band 1. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019, ISBN 9783518587317, 786 Seiten, € 58,00

Querfeldein-Denken in vortragssprachlicher Exzellenz. Wem vielleicht die veröffentlichten Texte zu hermetisch sind, der wird in den Vorträgen beim Denken an die Hand genommen. Es geht in den Vorträgen eigentlich immer um alles und um das Ganze, das an Detailfragen sich entzündet. Ob musikalische Bildung, Aspekte des neuen Rechtsradikalismus, Probleme der Musikkritik, eine Einführung in die neue Musik oder die Frage „Ist Aberglaube harmlos?“ Aber einfach ist das alles natürlich nicht. Adornos zentraler Denkansatz: nicht stur auf einem Standpunkt beharren, sondern die Dinge so komplex sehen, wie sie sind. Daraus resultieren dann im besten Fall Argumente, über die man streiten kann und soll und nicht etwa bloße Meinungen, die unhintergehbar bleiben. Zur Einsicht gehört Einsicht!
Martin Hufner

Mikael Ross: Goldjunge. Beethovens Jugendjahre, 192 Seiten, avant-verlag, Berlin 2020, ISBN 9783964450418, € 25,00

Mal was anderes im Beet­hoven-Jahr: ein deftig-respektlos in die Niederungen der Bonner und Wiener Alltagswelt des jugendlichen Ludwig eintauchender Blick. In seiner Graphic Novel gibt der preisgekrönte Zeichner und Autor dem zwischen familiären, politischen und amourösen Wirren seinen musikalischen Weg suchenden Komponisten kantiges Profil, statt ihn verniedlichend weichzuzeichnen. Herausragend gelungen ist Ross dabei die im Wortsinne bildsprengende Umsetzung von Beethovens visionärer Klangfantasie in farbig bewegte Formen. Und Rebecca Saunders ist auch dabei …
Juan Martin Koch

Franui & Florian Boesch: „Alles wieder gut“, Col legno WWE 1CD 20450

Der Ausgangssperre und den hohen Corona-Fallzahlen zum Trotz hieß das Durchhalte-Motto der Italiener Anfang April „Andrà tutto bene – Alles wird gut“. Als die Osttiroler Banda Franui ihr neues Lieder-Album mit „Alles wieder gut“ überschrieb, hat vermutlich noch keiner an diese Parole gedacht. Seit 1993 spielt das Ensemble Lieder der Romantik von Schubert, Mahler und Brahms in allen erdenklichen Instrumentationen, jedoch konsequent ohne Gesangsstimme. 2015 ist die Banda schlussendlich doch noch auf den Sänger gekommen: Florian Boesch. „Da wußt’s ich nicht wie das Leben tut, war alles, alles wieder gut“ singt der Bariton als fahrender Geselle im Mahler-Lied dieser Aufnahme. Musikalisch ist also alles wieder gut. Und um auf die aktuelle Nachrichtenlage zurückzukommen: Franui hat sich für dieses Projekt nicht zusammengefunden, um musikalische Späße zu treiben, sondern beschwört überzeugender denn je die reinigende Kraft künstlerischer Auseinandersetzung mit Abschied, Schmerz, Tod und Katastrophe.
Andreas Kolb

Uschi Brüning: „So wie ich“, Autobiografie, Ullstein Verlag, Berlin 2019, 288 Seiten, ISBN 9783550050206, € 20,00

Ehemaligentreffen im Leipziger Humboldt-Gymnasium Anfang der 2000er Jahre. Man versteht sein eigenes Wort nicht in der prall gefüllten Aula, jeder will seine Erlebnisse der letzten zwanzig, dreißig Jahre zum besten geben. Dass auf der Bühne zwei der bekanntesten deutschen Jazzmusiker*innen stehen, nehmen die wenigsten zur Kenntnis. Ich wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken, als ich das Sängerinnen-Idol meiner Jugend erkenne. Ich realisiere, dass sie die gleiche Schule wie ich besuchte. Plötzlich meldet sich der Saxophonist zu Wort: „Dass ihr mein Gedudel nicht hören wollt, kann ich ja verstehen. Aber dann hört doch wenigstens der Uschi zu!“ Ernst-Ludwig Petrowsky kämpft für seine Partnerin Uschi Brüning wie ein Löwe. Wie es zu dieser Partnerschaft auf der Bühne und im Leben kam, ist in der vorliegenden Autobiografie der Jazz- und Soulsängerin zu lesen. Gemeinsam mit ihrer Co-Autorin Kris­ta Maria Schädlich geht Uschi Brüning auf die Reise in die Musikszene der ehemaligen DDR. In der ihr eigenen Bescheidenheit berichtet sie von Privilegien in der DDR, Verunsicherungen zur Wendezeit, von Selbstzweifel und Widersprüchen. „Für Luten, meine Liebe“ ist in der Widmung zu lesen.
Barbara Lieberwirth

Bruno Preisendörfer: Als die Musik in Deutschland spielte. Reise in die Bachzeit. Galiani Berlin/Kiepenheuer&Witsch, Köln 2019, 480 Seiten, ISBN 978386971190-4, € 25,00

Ein Stück deutscher Geschichte: Das Land politisch zerklüftet, jedoch überreich an Kunst, Kultur und Handwerk, an Wissenschaft und Wirtschaft. Der Autor bündelte Geschichten, die uns erlauben, wirkliche Lebensumstände und Begebenheiten zu erfahren, Lebensgewohnheiten einer ganzen Epoche zu erkennen, die von vielen Musikern durch Namen wie Bach, Händel, Telemann  gekennzeichnet sind. Alleine zwölfmal begleitet uns dabei der Name Bach. Obrigkeiten bestimmen das zunehmend barocke Leben, nachgeeifert vom Volk auf dem Lande, in den Städten und in Kirchen. Man macht sich lustig über Perücke, Reifröcke Samthosen und Seidenstrümpfe und andere modische Galanterie-Einfälle in den Familien, bei Hochzeiten, Festen und weiteren Feiern. So entwickelt sich das gesellschaftliche Leben: studentische Vereinigungen, Tabakskollegien, Kaffeekantate, Singen und Tanzen spielen eine Rolle, auch Kindersegen und Irrgärten der Liebe. An rund 100 solcher Einzelthemen erfreute  sich der Autor und lässt manche humoristische Besonderheit  sichtbar werden.
Eckart Rohlfs

Alban Berg und der Blaue Vogel. Eine Auto-Biographie, hrsg. von der Alban Berg Stiftung, Böhlau Verlag, Wien 2020, 195 Seiten, Abbildungen, ISBN 9783205211280, € 35,00

Die kräftig sprudelnden Tantiemen aus den Aufführungen seines „Wozzeck“ machten es möglich: Berg konnte sich 1930 seinen geliebten Ford A leisten, ein Cabriolet, das er bei einem Autohändler am Wiener Opernring erwarb – wo sonst – und heute im Technischen Museum Wien zu bewundern ist. Als „Ergänzung zu der musikwissenschaftlichen Gesamtausgabe der Werke Alban Bergs“ ist der mit zahlreichen Dokumenten und Fotoserien von Bergs Bergfahrten wunderbar ausgestattete Band ein herrliches Schmankerl für musikaffine Technikfans wie auch für autobegeisterte Hörer atonaler Klangkunstwerke.  
Michael Wackerbauer

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