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Der Meetingpoint Music Messiaen. Foto: Michael Ernst
Der Meetingpoint Music Messiaen. Foto: Michael Ernst
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Gedenken und Begegnen

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Der Meetingpoint Music Messiaen in Zgorzelec soll Zukunftsort sein
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Sachsen kann auch weltoffen sein und sich Vergangenem stellen: Görlitz-Zgorzelec erinnert an Olivier Messiaen und widmet sich europäischer Bildung und Kultur. In Deutschland wäre das nicht möglich gewesen: Nicht mal ein ganzes Jahr hat es gebraucht, um das Europäische Zentrum für Bildung und Kultur Meetingpoint Music Messiaen im polnischen Zgorzelec zu errichten. Am 15. Januar wurde es auf dem Gelände des einstigen Kriegsgefangenenlagers Stalag VIII A eröffnet, an eben jener Stätte, wo Olivier Messiaen vor genau 74 Jahren sein „Quartett für das Ende der Zeit“ fertiggestellt und uraufgeführt hat.


Der historische Ort war seinerzeit die Theaterbaracke im von der deutschen Wehrmacht errichteten Lager, in dem Messiaen 1940/41 gefangengehalten wurde. Ab 2008 – zum 100. Geburtstag Messiaens – wurde das Konzert im Gedenken daran an jedem 15. Januar in einem Zelt aufgeführt. Die Idee eines Neubaus, der sowohl an Messiaens heute so berühmte Komposition als auch an die Schrecken des Krieges und das Leid in diesem Lager erinnern soll, geht auf Albrecht Goetze zurück.

Der frühere Regisseur und Komponist hat Förderer in Polen und Deutschland zusammengebracht und vermochte mit seiner Initiative auch die Europapolitik anzustecken. Das vom Görlitzer Architekten Christian Weise entworfene Gebäude wurde mit 3,3 Millionen Euro von der EU bezuschusst und erhebt sich nun direkt am Eingang des einstigen Lagers als beeindruckender Kubus mit kräftigen Farbtönen sowie einer himmelwärts führenden Freitreppe – symbolisch gemeint als hoffnungsvoller Weg zum Licht. Eine Fensterfront wurde nach Akkorden aus Messians Musik gestaltet. Großzügige Innenräume bieten Platz für Konzert- und Veranstaltungssaal, Ausstellungs- und Seminarräume sowie für ein stetig wachsendes Archiv, das sich der Geschichte solcher Gefangenenlager widmen soll. Künftig soll hier nicht nur Messiaens Musik erklingen.

Fortgesetzt werden jährliche Workcamps, zu denen Jugendliche aus mehreren europäischen Ländern nach Görlitz-Zgorzelec kommen, um sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und das Lagergelände mehr und mehr zu erschließen. Es ist ein über die Euroregion Neiße hinaus bedeutsamer Ort, der Kreativität fördern und das Zusammenwachsen der jungen Generationen unterstützen soll.

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