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Großer Kommunikationsbedarf vorhanden

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Der VBS stellt Fragen zur Ausbildungssituation in den kommenden Jahren
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Immer wieder wird der VBS mit der Frage konfrontiert, wie erstrebenswert der Beruf des Schulmusikers in der Zukunft sein werde und welche Einstellungschancen die jungen Kollegen haben werden. Die Fragen sind nicht leicht zu beantworten, da eine Reihe von unterschiedlichen Faktoren zu berücksichtigen ist.

So wird Musikunterricht am Gymnasium inzwischen wieder als Mangelfach eingeordnet, der VBS wurde gebeten, seine Anstrengungen, Schüler der Oberstufe für diesen Beruf zu animieren, zu verstärken. Auf der Internetseite des Kultusministerium heißt es zur Einstellungssituation am Gymnasium 2013/14: „In der Summe wird das Angebot an Bewerbern wieder deutlich die Einstellungsmöglichkeiten in den staatlichen Gymnasialdienst übersteigen. Während bei Fächerverbindungen mit Mathematik, Physik, Informatik und in Kunst bzw. Musik voraussichtlich noch vergleichsweise gute Einstellungschancen vorliegen werden, wird der Bedarf für Fächerverbindungen mit Deutsch oder modernen Fremdsprachen relativ gering sein.“

Die Einstellungssituation für junge Kollegen ist insgesamt recht gut. So wurden im vergangenen Schuljahr im September für das Gymnasium 12 von 13 Bewerbern eingestellt und im Februar weitere 13 von 27. Diese scheinbar geringe Prozentzahl von 48 Prozent erklärt sich aber daraus, dass nur sehr wenige Schulleitungen zum Februar Lehrer anfordern. Auch wenn die aktuellen Einstellungszahlen noch nicht vorliegen, kann davon ausgegangen werden, dass die Warteliste im September geleert ist.

Gleichzeitig werden aber auch immer häufiger Anfragen von Kollegen oder von Schulleitungen an den Schulmusikerverband gestellt, ob nicht Schulmusiker mit einer begrenzten Stundenzahl für den Einsatz zur Verfügung stünden. Denn der als Doppelfachlehrer ausgebildete Schulmusiker ist hier nur begrenzt einsatzfähig. Üblicherweise wird ein Schulmusiker einer Schule nur zugeteilt, wenn auch ein entsprechend großer Einsatzbedarf vorhanden ist. Die Ausbildung von Schulmusikern mit einem wissenschaftlichen Beifach, die vor einigen Jahren begonnen hat, könnte diese vorhandenen Lücken durchaus schließen.

Dazu wäre es aber nötig, dass eine wesentlich größere Anzahl von Schulmusikern ausgebildet wird, da sie ja nur mit einem Teil ihres Stundendeputates im Bereich Musik eingesetzt werden. Also muss auch hinterfragt werden, wie sich die Ausbildungsstätten auf diese Situation einstellen.

Bessere Berufschancen

Die Frage, welcher Studiengang für Lehramt Gymnasium (Doppelfach/ Zweifach) die vermutlich besseren Berufschancen bietet, beantwortet die Hochschule für Musik in Würzburg daher eher ausweichend: „Diese Frage, ob der Studiengang für Lehramt Gymnasium Doppelfach oder für das Lehramt Gymnasium Zweifach die besseren Berufschancen bietet, ist kaum zu beantworten, da sich die beruflichen Rahmenbedingungen ständig ändern. Sie sollten deshalb vor allem überlegen, welcher Studiengang ihren persönlichen Fähigkeiten und Neigungen am Besten entspricht.“

Der VBS wird daher einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die Frage, wie der zukünftige Schulmusiker ausgebildet werden sollte, um unter diesen Voraussetzungen den sich immer wieder ändernden Arbeitsbereichen gewachsen zu sein, legen.

Als einen ersten Schritt dazu wurde die Hochschule für Musik und Theater in München, an der ja die meisten Schulmusiker ihr berufliches Rüstzeug erhalten, um eine Stellungnahme zu den Perspektiven der Schulmusik gebeten.

Nachstehend hier die wichtigsten Informationen, die dem VBS von Prof. Dr. Hans-Ulrich Schäfer-Lembeck für die Münchner Musikhochschule übermittelt wurden:

„Es trifft zu, dass die Musikhochschule München die Anzahl der Studienplätze im Bereich Lehramtsstudiengänge zum Studienjahr 2013/14 erhöht hat, im Studium Lehramt Musik am Gymnasium werden 38 Neustudierende aufgenommen (plus 2 gegenüber dem langjährigen Durchschnitt 36) und in den Studiengängen GHR 17 (statt 15). Die Entscheidung, ob das Fach Musik am Gymnasium zu einem Staatsexamen als Doppelfach oder in der Fächerverbindung führt, entscheidet der Studierende durch die Wahl der Studienrichtung und ggf. erst mit der Anmeldung zur ersten Staatsprüfung. Richtig ist, dass im Jahr 2012 einmalig und im Kontext von Sparmaßnahmen der gesamten Hochschule als Sparbeitrag drei Studienplätze im Studiengang Lehramt an Gymnasium nicht besetzt wurden, womit eine Sparleistung in Höhe von etwa 6 Prozent erbracht wurde, die in allen anderen Teilen des Hauses mindestens in gleicher Höhe erbracht wurde. Der Studiengang Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen war davon nicht betroffen.

Ein ergänzender Hinweis dazu: An der Musikhochschule München steht die Wahlmöglichkeit Lehramt Gymnasium in der Fächerverbindung oder als Doppelfach all denen zu, die eine Eignungsprüfung für das Lehramt Musik am Gymnasium bestanden haben. Dass eine sehr große Zahl der LaG-Studierenden sich bislang für die Doppelfachvariante entschieden hat, geschah aus deren freier Entscheidung und nicht zuletzt vor allem deswegen, weil es sich um ein höchst attraktives Studium handelt. In der Folge werden dem Freistaat Bayern und seinen Gymnasien höchst qualifizierte Personen für den Musikunterricht zur Verfügung stehen. Lehrkräfte mit dem Doppelfach Musik sind ein Qualitätsfaktor des bayerischen gymnasialen Musikunterrichts. Die Musikhochschule München hat dafür mit der Modularisierung zeitgemäße und fachlich vielfältige Konzepte geschaffen. Sie leistet somit einen erheblichen Beitrag für die Qualität der musikalischen Arbeit an den Gymnasien.“

Lehrerbedarf

Zur Frage des künftigen Lehrerbedarfs stellt Prof. Schäfer-Lembeck folgendes fest:

„a) Vor liegt die Prognose zum Lehrerbedarf in Bayern 2013 des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus (München, Februar 2013). Dort ist auf Seite S. 17 zu lesen, dass ‚auch künftig weiter sinkende Schülerzahlen den Gesamtbedarf (an Lehrkräften) am Gymnasium deutlich zurückgehen lassen. Die Folge: Bereits zur Mitte dieses Jahrzehnts wird allein das Angebot aus dem laufenden Prüfungsjahrgang auf etwa das Dreifache des jährlichen Einstellungsbedarfs am Gymnasium anwachsen.‘

Und: ‚Mittelfristig wird in nahezu allen Fächern ein Überangebot an Bewerbern erwartet, fächerspezifisch gibt es jedoch Unterschiede: In den Fächerverbindungen Mathematik/Physik, Mathematik/Informatik und Physik/Informatik wird auch noch in den nächsten Jahren ein verhältnismäßig großer Einstellungsbedarf bestehen. In den meisten anderen Fächern hingegen wird der Bedarf weiterhin stark rückläufig sein bzw. gering bleiben.‘

b) Die Hochschule für Musik und Theater München ist seit vielen Jahren im engen Kontakt mit dem Fachreferat Musik des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Genaue Bedarfsangaben wurden ihr von dort weder mündlich noch schriftlich kommuniziert.

Konkrete Zahlen

Seitens des Fach- bzw. Personalreferats Musik beim KM wurden im Juni 2013 erstmals konkrete Zahlen genannt, allerdings lediglich in einer internen Mail zwischen Kultus- und Wissenschaftsministerium, sodass die dort genannte Auskunft nicht publiziert werden kann. Darüber hinaus wurde bei einem Gespräch mündlich eine weitere, erheblich andere Zahl genannt, sodass von einer verlässlichen Orientierung weiterhin nicht entfernt die Rede sein kann.

Sollten die Staatsministerien verbindliche Bedarfszahlen nennen (z.  B. zur gewünschten Absolventenzahl an Gymnasiallehrkräften oder auch zu Lehramtstypen), wird sich die Hochschule für Musik und Theater München in verbindlicher Weise daran orientieren und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung ergreifen.“

Soweit die Stellungnahme der Münchner Musikhochschule. Aus ihr geht hervor, dass auf alle Fälle ein großer Kommunikationsbedarf zwischen den Beteiligten (Kultusministerium, Wissenschaftsministerium, Ausbildungsstätten, Seminarlehrer und dem VBS) besteht. Es bleibt zu hoffen, dass alle diese Verantwortlichen sich intensiv dafür einsetzen werden, dass die Qualität der bayerischen Schulmusikerausbildung auch in Zukunft auf einem hohen Niveau bleibt und die jungen Kollegen dann bedarfsgerecht und zu ihrer Zufriedenheit eingesetzt werden können.

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