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Kooperationspartner in Sachen Hochschul-Pop. Foto: Heike Kandalowski/Folkwang Universität der Künste
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Handwerkszeug für das Produkt Popmusik

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Folkwang Universität und Land NRW riefen in Bochum ein „Institut für populäre Musik“ ins Leben
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Wo sich seit den frühen 1980ern viele Rocklegenden die Klinke in die Hand gaben, wo auch heute noch die Musikszene einen wichtigen Standort mitten im Ruhrgebiet hat, da sollen künftig auch die Weichen für die Zukunft der Popmusik gestellt werden. Wenn auch vorerst nur in sehr „elitärem“ Rahmen – werden doch gerade einmal acht Studierende pro Semester ab dem nächsten Jahr in einem neuen „Institut für Populäre Musik“ auf dem Gelände des Veranstaltungsortes „Zeche Bochum“ ausgebildet.

Dafür haben das Land NRW und die Folkwang Universität der Künste im März den gemeinsamen Startschuss gegeben. Beschlossene Sache ist damit, was seit über zehn Jahren angedacht war. Die künftige Ausbildungsstätte, die einen speziellen Masterstudiengang anbietet, steht vor allem für eine solide und zukunftsträchtige Vernetzung: So ist das geplante Institut, das in den Räumlichkeiten neben der Zeche einziehen wird, eine Tochter der renommierten Folkwang Universität der Künste. Das ist für sich schon mal ein Gütesiegel, wenn es darum geht, eigenständige talentierte junge Menschen mit professionellem Know-how auszustatten und damit zu eigenständigen Künstlerpersönlichkeiten auszubilden. So sieht dies jedenfalls der Folkwang-Rektor Professor Kurt Mehnert: „Wir legen heute ein Konzept für ein neuartiges künstlerisches Projektstudium vor, weil wir aufgrund unserer vielfältigen Erfahrungen im Bereich der populären Musik wissen, wie groß der Bedarf für ein solches interdisziplinäres und künstlerisch ausgerichtetes Studienangebot ist.“  

Das alles hat mit den trivialen Träumen vom Pop-Star-Dasein, wie sie die Casting-Shows des Kommerzfernsehens suggerieren, allerdings herzlich wenig zu tun. „Eine Garantie zum Star“ bedeutet der Studiengang trotz angedachter optimaler Rundumförderung für die hier auszubildenden „exzellenten junge Persönlichkeiten“ (Mehnert) wohl kaum. Umso mehr trägt der Studiengang der allgemeinen Verankerung von populärer Musik in der Mitte der Gesellschaft Rechnung – ist diese doch in nahezu allen lebensweltlichen Bereichen präsent, wird gebraucht, produziert und verbreitet. Und für all diese verschiedenen Aspekte rund um das Produkt „Popmusik“ will die neue Bochumer Akademie besonders den Neueinsteigern ein exquisites Handwerkszeug vermitteln. Ob es bei den einzelnen Studierenden dann mehr auf eine Profilierung als „Performing Artist“ hinaus läuft, wozu neben der Ins-trumenten- und Stimmbeherrrschung auch Bühnentanz und viele andere Aspekte professioneller Präsentation gehören, oder ob sich der künftige „Berufspopmusiker“ als Produzent, Komponist, Tonmischer oder Labelbetreiber verwirklicht, wird sich dank individueller Spezialisierungs- und Profilierungsmöglichkeiten während der vier Semester herausstellen.  

Um die handverlesene Schar von Nachwuchs-Talenten für das Musikgeschäft fit zu machen, hat das Institut einen weiteren profunden Partner an seiner Seite: Das „European Center for creative economy (ecce)“ hat maßgeblich bei der Konzeption und Entwicklung des Studiengangs mitgewirkt. Auch für Dieter Gorny, Geschäftsführer von ecce hat sich hiermit ein langgehegter Wunschtraum verwirklicht: „Die Idee dazu gärte schon lange. Ich freue mich, dass Folkwang sie so engagiert aufgegriffen hat, denn ein solches Angebot kann in Deutschland nur in Verbindung mit einer so renommierten Ausbildungssinstitution realisiert werden.“ Außerdem hat übrigens der Netzwerkpartner SAE Institute eine wichtige Rolle im Entwicklungsprozess der Pop-Akademie gespielt.

Später könnten die zunächst sehr reduzierten Kapazitäten durchaus erweitert werden.

Zugangsvoraussetzung ist ein erfolgreiches Bachelor-Studium nebst nachgewiesener künstlerischer Eignung, die in einer Aufnahmeprüfung festgestellt wird. Wer das viersemestrige Studium absolviert hat, darf sich „Master of Music“ nennen. Dass die Betreuung der Studierenden exzellent sein dürfte, dafür sprechen weitere Eckdaten: Aktuell hat das Land NRW 145.000 Euro Entwicklungsbudget zur Verfügung gestellt, sowie weitere 400.000 Euro für die Erstausstattung. Großzügig sind die Räumlichkeiten mit zirka 500 Quadratmetern, welche die Stadt Bochum dem Institut zunächst kostenfrei zur Verfügung stellt.

Zu spannender Spekulation regt die noch unklare Frage nach künftigen Dozenten für dieses Instituts an. Wenn von Peter Maffay oder Udo Lindenberg die Rede ist, setzt man neben der Prominenz, die den Studierenden ohnehin schon eine gute Referenz mit auf den Weg geben würde, vor allem auf die Weitergabe von profundem Erfahrungswissen. Was einer Örtlichkeit wie der Bochumer Zeche, in der schon seit Jahrzehnten so viel gerockt wurde, natürlich einmal mehr zur Ehre gereicht.
 

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